Berlin. Das Klassenzimmer im Erdgeschoss des Weddinger Lessing-Gymnasiums ist bereits vorbereitet. Es liegt zentral im Hauptgebäude, nahe der Mensa und dem Freizeitbereich. Am kommenden Montag startet hier eine der ersten Berliner Willkommensklassen für die aus der Ukraine geflüchteten Kinder. „Wir beginnen zunächst mit fünf Kindern zwischen elf und 16 Jahren“, sagt Schulleiter Michael Wüstenberg, „die Klasse wird dann nach und nach weiter anwachsen.“
Erfahrung mit Willkommensklassen hat die Schule bislang noch nicht. „In der letzten Flüchtlingskrise waren durch Baumaßnahmen die Räume so knapp, dass wir das leider nicht anbieten konnten“, so Wüstenberg, „aber als jetzt die Anfrage kam, waren wir uns im Kollegium sofort einig, dass wir helfen wollen. Wir haben hier eine sehr ausgeprägte Willkommenskultur.“
- Newsblog Berlin: Aktuelle Nachrichten über die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf Berlin
- Liveticker: Alle überregionalen Nachrichten zum Ukraine-Krieg im Newsblog
- Übersicht: Spenden, Unterkünfte, Ehrenamt - So können Berliner helfen
- Treffen: Wo es Begegnungscafés in Berlin gibt
- Hinweise für Geflüchtete: Erste Schritte in Berlin auf Ukrainisch, Russisch, Englisch und Deutsch
Ukraine-Flüchtlinge: Willkommensklassen in Berlin - Zu Beginn wird erst einmal improvisiert
Zu Beginn werde man allerdings ein wenig improvisieren müssen, doch nach den Osterferien, wenn der Abiturjahrgang keinen Präsenzunterricht mehr hat, werde sich die Situation entspannen. „Wichtig für die Kinder ist, dass es jetzt schnell losgeht und sie Deutsch lernen“, so Wüstenberg. Das Ganze sei ein Prozess. „Wir geben uns Mühe und werden das ganz sicher gut machen“, sagt der Schulleiter.
Er verstehe dennoch auch den Wunsch der ukrainischen Generalkonsulin Iryna Tybinka, die in ihrer Rede vor der Kultusministerkonferenz forderte, dass die ukrainischen Kinder nicht in Willkommensklassen untergebracht werden, sondern weiterhin nach dem ukrainischen System beschult werden sollen.
Niemand wisse aktuell, wie sich die Situation entwickeln werde, so Wüstenberg. Es könne sein, dass viele Kinder bald wieder in die Ukraine zurückkehren, aber es werden auch sicher viele hierbleiben. „Und die müssen wir schnell integrieren, damit sie in der Lage sind, hier ihre Schulabschlüsse zu machen“, so Wüstenberg. Dass die Kinder auch weiterhin auf Ukrainisch unterrichtet werden, halte er dennoch für wichtig, „Ich bin dazu bereits im Austausch mit Schulen in der Nachbarschaft“, so der Schulleiter.
- Lesen Sie auch den Kommentar: Willkommensklassen: Auf die Schulen ist Verlass
Mehr als 100 ukrainische Lehrkräfte haben sich beworben
Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) freut sich darüber, dass die Bereitschaft der Schulen, Willkommensklassen einzurichten, so groß ist. „Nach jetzigem Stand können insgesamt 102 Willkommensklassen an Grundschulen und 45 Willkommensklassen an Schulen der Sekundarstufe I eingerichtet werden. An den Oberstufenzentren stehen Kapazitäten für 57 Willkommensklassen an öffentlichen Schulen und für 47 Lerngruppen an Schulen in freier Trägerschaft zur Verfügung“, sagte sie im Bildungsausschuss des Parlaments. Es würden auch bereits viele Geflüchtete mit Deutschkenntnissen in Regelklassen beschult.
Mittlerweile haben sich mehr als 100 ukrainische Lehrkräfte bei der Bildungsverwaltung beworben. Sofern diese Deutsch als studiertes Unterrichtsfach mitbrächten, bestehe Einvernehmen mit der regionalen Schulaufsicht, einen Einsatz in einer Willkommensklasse anzustreben, hieß es aus der Verwaltung. Sie rechnet damit, dass in den nächsten Monaten bis zu 15.000 schulpflichtige Kinder nach Berlin kommen könnten.