Berlin. Die Premium Group bläst ihr Engagement in Frankfurt ab und kehrt zur Berliner Fashion Week zurück.
Die Berliner Modetage Fashion Week erhalten einen ihrer wichtigsten Veranstalter zurück: Wie am Montag mitgeteilt wurde, will die Premium Group bereits in der Fashion-Week-Ausgabe in diesem Sommer wieder eigene Veranstaltungen in der deutschen Hauptstadt umsetzen. Man hätte einen wichtigen Partner zurückgeholt, hieß es vom Senat. Die Premium Group bestätigte auf Morgenpost-Anfrage die Rückkehr nach Berlin. Geplant sei vom 7. bis 9. Juli „ein neues Live-Event-Konzept rund um den Berliner Funkturm und in dessen Sommergarten“, so das Unternehmen in einer Mitteilung.
Einher mit der Rückkehr nach Berlin geht das Aus für Veranstaltungen der Premium Group am Standort Frankfurt am Main. Den Umzug an die Bankenmetropole hatte das Unternehmen erst im Sommer 2020 verkündet. Wirtschaftspolitiker und Kenner der Modebranche hatten darin eine Schwächung des Berliner Messe- und Modestandorts gesehen. Wegen der Corona-Krise konnte die Premiere in Frankfurt am Main aber lediglich digital stattfinden. Der Plan, neue Formate in der Stadt zu etablieren, sei der Pandemie zum Opfer gefallen, gab die Premium Group zu.
Premium Group: Keine Fördermittel für Rückkehr nach Berlin
„Es ist schade, dass der Umzug nach Frankfurt nicht geklappt hat”, sagte Jörg Arntz, Managing Director der Premium Group, am Montag. Als Unternehmer müsse man aber jederzeit handlungs- und zukunftsfähig bleiben und getroffene Entscheidungen hinterfragen. „Um unseren Kund*innen und dem Marktumfeld gerecht zu werden, haben wir – nach intensiven Gesprächen mit der Stadt Berlin – entschieden, unsere Events wieder in unserer Heimatstadt zu veranstalten. Wir sind im Herzen Berliner und zuversichtlich, dass die neue Regierung Berlin nachhaltig und wirtschaftlich als Kreativmetropole Europas verankert“, erklärte Arntz weiter.
Frankfurt am Main hatte im Sommer 2020 mit dem neuen Engagement der Premium Group auch auf den Abgang der Automobilmesse IAA reagiert, die der Messestandort zuvor an die bayerische Landeshauptstadt München verloren hatte. Berlins damalige Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) zufolge hatten die Hessen den Berliner Veranstalter auch mit Geld nach Frankfurt gelockt. Die Premium Group bestritt das. Auch bei der nun verkündeten Rückkehr nach Berlin seien „keine finanziellen Fördermittel zur Veranstaltung der Messen“ geflossen, so die Firma.
Veranstalter will „völlig neues“ Live-Event konzipieren
Bei der Premium Group hat man sich aber auf die Stärken der deutschen Hauptstadt besonnen: „Die gelebte Unternehmenskultur der Premium Group passt zu der modernen Wirtschaftswelt und den Werten Berlins“, hieß es in einer Erklärung des Unternehmen. Eine weitere Rolle habe auch der neue Senat in der Stadt gespielt. Dadurch seien neue Perspektiven entstanden. „Die neue Regierung setzt einen starken Fokus auf Unternehmerfreundlichkeit. Es werden aktiv Zukunftsperspektiven für Mode und Kulturkonzepte geschaffen sowie Raum und Räumlichkeit für ein ganzheitlich gedachtes Event geboten. Wir freuen uns über das Commitment und sind zuversichtlich, dass die neue Regierung Berlin nachhaltig und wirtschaftlich als Kreativmetropole Europas verankern kann“, so die Premium Group.
In Berlin will der Veranstalter die Schauen nun komplett neu konzipieren. „Klassische Messeformate sind nicht mehr zeitgemäß“, sagte Anita Tillmann, Managing Partner der Premium Group. „Wir müssen uns neu erfinden und in die Zukunft blicken – in einen neuen Lebensabschnitt der Modeindustrie post Pandemie, die alles verändert hat.“ In Berlin solle nun ein „völlig neues Live-Event-Konzept“ gestaltet werden. Themen wie Digitalisierung, Klimawandel, Pandemie, Wertewandel, veränderte Branchenzyklen, Gender Equality, Diversity, Metaverse sowie Gaming und NFT’s sollen dabei eine Rolle spielen.
Wirtschaftssenator: Neue Veranstaltungen stärken den Mode- und Messestandort Berlin
Von Berlins Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hieß es am Montag, Berlin sei die Metropole für die Kultur- und Kreativwirtschaft und für Europas größte Start-up-Szene. „Als neue Landesregierung setzen wir auf ein wirtschaftsstarkes Berlin. Messen und Events sind dafür ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und ein Anziehungspunkt für die Berlinerinnen und Berliner und Gäste aus aller Welt. Wir freuen uns deshalb sehr, dass es gelungen ist, die Events der Premium Group zurück nach Hause zu holen“, sagte Giffey.
Berlins Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos, für SPD) sah in der Rückkehr der Premium-Group-Veranstaltungen „eine besondere Chance für Berlin“, die dem Standort einen zusätzlichen Schub geben werde. „Die Veranstaltungen der Premium Group stärken den Mode- und Messestandort Berlin, ziehen Zehntausende Fachbesucherinnen und -besucher sowie Modebegeisterte an, sorgen für zusätzliche Wirtschaftseffekte in Hotels, Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistungsbranche, vervielfachen die weltweite Strahlkraft des Standorts und werden den Sommer der Kreativität im Juli fulminant eröffnen“, sagte Schwarz.
IHK: Rückkehr der Premium Group „gutes Signal“
Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) begrüßte am Montag die Rückkehr der Premium Group nach Berlin. „Mit Blick auf den Messestandort ist das ein gutes Signal nach fast zwei Jahren schlechter Nachrichten und Entsagungen. Als internationales Schaufenster für Mode wird Berlin durch die Rückkehr der Premium Group weiter gestärkt“, erklärte der Geschäftsführer für Wirtschaft und Politik, Henrik Vagt.
Jetzt gelte es, an die kreativen und wirtschaftlichen Erfolge der Vor-Corona Zeit anzuknüpfen. Die Ansiedlung von Messen und Kongressen dürfe aber in Zukunft auch nicht an fehlenden Kapazitäten scheitern. Der andauernde Dornröschenschlaf des ICC sei daher ein fatales Signal für den Standort. „Berlin braucht zusätzliche Venues für mehr als 5000 Besucher“, so Vagt weiter.