Berlin. Sechs Hunde, zwölf Katzen und sechs Vögel haben die Weihnachtszeit nicht bei ihren Besitzern verbringen dürfen. Sie wurden ausgesetzt, weggegeben, allein gelassen. Die Tiersammelstelle des Tierheims am Hausvaterweg musste vom 21. bis 26. Dezember insgesamt 24 allein aufgefundene Haustiere aufnehmen. „Allein am 26. Dezember wurden innerhalb einer Stunde fünf Katzen und ein Hund eingeliefert“, sagt Tierheim-Sprecherin Beate Kaminski am Montag. Dabei hatte der Tierschutzverein Berlin vor dem Fest noch einmal appelliert: Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke und vor allem kein Spielzeug. Im Vorjahr war die Zahl der Fundtiere über Weihnachten auf 19 gesunken.
Dennoch halten jetzt in der Pandemie immer noch mehr Menschen an ihren tierischen Mitbewohnern fest als in der Zeit vor Corona. Im Jahr 2019 musste die Tiersammelstelle 39 Fundtiere über die Weihnachtszeit aufnehmen, neben vielen Hunden und Katzen, waren auch neun Kaninchen dabei. Ein Hundewelpe war vor zwei Jahren noch so klein, dass er von einer Mitarbeiterin des Tierheims aufgepäppelt werden musste, bevor er weitervermittelt werden konnte.
Zwei junge Hunde zusammen aufgefunden
Auch diesmal sind wieder ganz junge Tiere unter den weihnachtlichen Neuzugängen. „Ob die aufgegriffenen Tiere ihren Besitzern kurz vor Weihnachten lästig wurden, Familien überfordert waren oder einfach nicht auf eine gute Betreuung und Sicherung der Tiere geachtet wurde, darüber kann man nur spekulieren“, sagt Beate Kaminski. Besonders betroffen macht die Tierheim-Mitarbeiterin in diesem Jahr der Fall von zwei kleinen Hunden, wohl Dackel-Terrier-Mix. Die beiden wurden völlig verängstigt am 21. Dezember in Friedrichshain entdeckt. „Wenn zwei Hunde zusammen angetroffen werden, ist das schon einmal kein gutes Zeichen“, sagt die Tierheim-Sprecherin. Denn sehr selten würden zwei Tiere gemeinsam weglaufen und auch noch auf dem Weg zusammenbleiben. Daher vermutet sie sehr stark, dass die beiden ausgesetzt wurden.
Bei Kleintieren wie Vögeln oder Kaninchen, kommen solche Doppel-Funde nach ihrer Auskunft öfter vor. Sie werden dann einfach vor Mülltonnen oder Tierarztpraxen abgestellt. Oder im Hausflur, wie im Fall der beiden Wellensittiche, die in Wedding gefunden worden sind. Einem Vogel wurde der Flügel mit Klebestreifen fixiert. Warum die Besitzer das getan haben, ist unerklärlich, ein Indiz für eine schlechte Haltung ist es auf jeden Fall. Nachdem das Klebeband im Tierheim entfernt wurde, „geht es dem Wellensittich den Umständen entsprechend ganz gut“, sagt Kaminski. Am Montag musste er dennoch am Auge operiert werden.
Katze aus Tempelhof hatte eine Fraktur
In Wedding wurden zwei Katzen in einem Hausflur gefunden, eine weitere Katze wurde in Tempelhof mit einer Fraktur entdeckt. Nur vier der rund um die Feiertage gefundenen Tiere wurden bis Montag von ihren Besitzern abgeholt. In Kreuzberg wurde am Weihnachtswochenende mitten in der Nacht ein Border Collie-Mischling aufgegriffen, der zwar gechippt, aber nicht registriert ist. Hier hoffen die Mitarbeitenden im Tierheim noch auf Abholung durch die Besitzer. Auch für einen registrierten Schäferhund-Mix hofft das Tierheim auf ein gutes Ende.
Der Haustier-Boom scheint seit Beginn der Pandemie ungebrochen. Das Tierheim verzeichnete vergangenes Jahr etwa dreimal mehr Anfragen als zuvor, so die Bilanz von Tierheim-Sprecherin Annette Rost. Allein an einem Wochenende zu Ostern seien rund 500 Anrufe eingegangen. Die meisten hätten sich nach Hunden erkundigt, speziell Welpen seien auf der Wunschliste ganz oben gewesen. Doch einige Tiere sind schon wieder zurück im Tierheim. Kehrt der Alltag wieder ein, ist das Homeoffice beendet, merken viele, dass Tiere Arbeit machen, Zeit beanspruchen und die Urlaubsplanung behindern.
Vermittlung von Tieren erst wieder am 2. Januar
Tiere, die ihr gerade erst gefundenes Zuhause und ihre Bezugspersonen wieder verlieren, erfahren durch den Verlust oft ein schweres Trauma. Um ein Zeichen gegen das Verschenken von Tieren zu setzen, stellt das Tierheim Berlin immer um die Weihnachtszeit die Tiervermittlung ein. Zwischen dem 18. Dezember und 1. Januar kann man kein Tier adoptieren, ab dem 2. Januar geht die Vermittlung wie gewohnt mit persönlichen Terminen weiter. Aufgrund der Feiertage bleibt das Tierheim Berlin auch am 31. Dezember und an Neujahr geschlossen; die Tiersammelstelle ist an diesen Tagen verkürzt jeweils von 8 bis 12 Uhr geöffnet. Alle aktuellen Öffnungszeiten auf www.tierschutz-berlin.de.