Berlin. Grundschüler müssen wieder Mund-Nasenschutz tragen. Außerdem wird wegen der hohen Inzidenz weiter drei Mal wöchentlich getestet.

Die Inzidenzen an den Schulen klettern seit den Herbstferien rasant in die Höhe. Bei den Fünf- bis Neunjährigen lag sie an diesem Montag bei 492, bei den Zehn- bis 14-Jährigen sogar bei 553. Nun zog die Bildungsverwaltung eine erste Konsequenz: Auch in den Grundschulen herrscht ab sofort wieder Maskenpflicht – und in allen allgemeinbildenden Schulen wird weiterhin dreimal pro Woche getestet.

Diese Entscheidungen traf Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) nach der Sitzung des Hygienebeirats an diesem Montag. Die Maßnahmen sollen bereits im Laufe der Woche umgesetzt werden. „Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht, weil ich weiß, wie sehr das Maskentragen Kinder belasten kann“, so Scheeres.

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Corona und Berlins Schulen: Diese Ausnahmen gibt es bei der Maskenpflicht

Die Bestimmungen zum Infektionsschutz an Schulen würden permanent überprüft und auch im Hygienebeirat beraten. „Angesichts des dynamischen Infektionsgeschehens in ganz Deutschland wollen wir vorsichtig sein und haben deshalb die Maskenpflicht auch wieder auf jüngere Schülerinnen und Schüler ausgeweitet. Mir ist ganz wichtig, dass umfänglicher Präsenzunterricht an unseren Schulen weiter stattfinden kann“, so die Senatorin weiter. Ausnahme: Ebenso wie die älteren Schülerinnen und Schülern könnten auch die Grundschüler die Masken für Klassenarbeiten und Präsentationen abnehmen.

Für Norman Heise, Vorsitzender des Landeselternausschusses, ist die Entscheidung zur Rückkehr zur Maskenpflicht angesichts der sehr besorgniserregenden Zahlen zwar nachvollziehbar, „aber für die Schülerinnen und Schüler bedauerlich, weil sie wieder die einzige Gruppe sind, die mit weitergehenden Maßnahmen umgehen müssen, da andere sich nicht an die Regeln halten oder sich nicht für eine Impfung entscheiden.“

Die Maskenpflicht für Grundschüler war erst Anfang Oktober aus pädagogischen Gründen ausgesetzt worden. Doch schon nach den Herbstferien stiegen die Infektionszahlen an den Berliner Schulen sprunghaft an.

Wechselunterricht an einer Pankower Schule

So entwickelte sich zum Beispiel bereits in der vergangenen Woche das Infektionsgeschehen an der Jeanne-Barez-Schule in Pankow so dramatisch, dass das zuständige Gesundheitsamt entschied, zumindest in einem der Schulgebäude zum Wechselunterricht zurückzukehren. Schulstadtrat Torsten Kühne (CDU): „Wir hatten an dieser Schule am Freitag zehn bestätigte Fälle über alle Klassen verteilt. Um die Infektion schnell einzugrenzen, mussten wir diese Entscheidung treffen.“ Er rechne damit, dass allein in Pankow in dieser Woche noch zwei bis drei weitere Schulen folgen könnten. „Der Peak ist noch nicht erreicht“, so Kühne.

Zum Wechselunterricht musste man bis jetzt an der Kreuzberger Rosa-Parks-Grundschule zwar noch nicht zurückkehren, doch auch hier gab es in der vergangenen Woche in einer Klasse bereits einen Ausbruch. Neun Schüler aus der Schulanfangsphase wurden per Schnelltest in der Schule positiv getestet.

Beim daraufhin vom Gesundheitsamt angeordneten Reihentest kamen sogar noch zwei Schüler dazu – insgesamt also elf Schüler in nur einer Klasse. „Die Klasse haben wir sofort nach Hause geschickt“, sagt Schulleiter Holger Hänel. Die negativ getesteten Kinder würden nun am kommenden Mittwoch ein weiteres Mal mit einem PCR-Test kontrolliert. „Wer dann weiterhin negativ ist, darf wieder zur Schule kommen“, sagt Hänel. „Die anderen Schüler bekommen Aufgaben, die sie zu Hause machen sollen.“

„Maskentragen das kleinere Übel“

Hänel habe schon vorher seine Schüler und Lehrer darum gebeten, die Masken freiwillig zu tragen, „vor allem, wenn es in den Klassen Fälle gab“, sagt er. Nun ist er erleichtert, dass die Senatsverwaltung offiziell zur Maskenpflicht zurückkehrt. „Bei der hohen Inzidenz ist das absolut sinnvoll“, sagt er, „sonst läuft das Infektionsgeschehen an den Grundschulen völlig aus dem Ruder.“

Mittlerweile teilen diese Meinung auch Schulleiter, die sich zuvor stark dafür eingesetzt haben, die Grundschüler von der Maskenpflicht zu befreien. Astrid-Sabine Busse, Schulleiterin der Schule in der Köllnischen Heide, hat zum Beispiel immer wieder betont, wie wichtig es gerade für die Grundschüler sei, die Mimik der Lehrer zu sehen.

Nun täte es ihr zwar sehr leid für die Kinder, aber die aktuellen Zahlen ließen einfach keine andere Entscheidung zu. „Ich habe mir für die Kinder gewünscht, dass die Zahlen nicht so rasant ansteigen würden“, sagt sie, „aber so, wie die Entwicklung zur Zeit ist, kommen wir auch an den Grundschulen nicht mehr ums Maskentragen herum.“ Es sei unheimlich wichtig, dass die Schulen offen blieben und der Wechselunterricht vermieden würde. Busse: „Wenn die Masken dazu beitragen können, sind sie auf jeden Fall das kleinere Übel.“

Senat bereitet 2G-Regeln vor

Unterdessen hat der Berliner Senat am Montag in einer Telefonkonferenz über das weitere Vorgehen im Kampf gegen steigende Corona-Zahlen beraten. Dabei wurden die kommenden Schritte vorbereitet, um schnell reagieren zu können, wenn das von SPD, Grünen und FDP geplante neue Infektionsschutzgesetz von Bundestag und Bundesrat beschlossen wird.

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte angekündigt, angesichts steigender Infektionszahlen schärfere Vorschriften zu beschließen. Am Montag betrug die Corona-Inzidenz in Berlin 194,5. Der Senat prüft deshalb, wo und in welchem Umfang die 2G-Regelung, bei der nur Geimpfte und Genesene Zugang zu geschlossenen Räumen haben, ausgeweitet werden kann.

Kalayci: 2G ist bereits in Vorbereitung

So könnte es zum Beispiel in Alten- und Pflegeheimen eine generelle Testpflicht auch für Genesene und Geimpfte geben. Anders als in anderen Bundesländern wie zum Beispiel Brandenburg bestehen in Berlin in diesen Einrichtungen bereits weitreichende Testpflichten. So müssen sich nicht-geimpfte Mitarbeiter täglich testen lassen, um das Infektionsrisiko für die Bewohner möglichst gering zu halten. In den Berliner Heimen gab es bislang keine Impfdurchbrüche mit schweren Krankheitsverläufen.

Am Wochenende sprachen sich sowohl die SPD-Landesvorsitzende Franziska Giffey als auch Grünen-Fraktionsvorsitzende Bettina Jarasch für die Ausweitung der 2G-Regel aus. Nach Angaben von Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) ist 2G bereits in Vorbereitung.

Zurzeit können in Berlin Betreiber von Restaurants oder Veranstalter selbst entscheiden, ob sie den Zutritt zu ihren Innenräumen Geimpften, Genesenen und Getesteten (3G) erlauben oder nur Geimpften und Genesenen (2G). Bei 2G gilt keine Maskenpflicht. Zur Diskussion steht auch die Herabsetzung der Personenobergrenzen für Veranstaltungen.

CDU fordert Impfzentrum im Ostteil der Stadt

Derweil hat die Berliner CDU ein Impfzentrum im Ostteil Berlins und die Rückkehr zum kostenlosen Taxi-Transport für ältere Impfwillige gefordert. „Wir brauchen niedrigschwellige Impfgelegenheiten und Booster-Angebote für alle“, sagte CDU-Fraktionschef Kai Wegner am Montag. Bei den beiden noch offenen Impfzentren an der Messe und in Tegel gebe es steigende Besucherzahlen, aber auch unzumutbare Wartezeiten. Und es gibt eine Neuerung: Das Impfzentrum an der Messe soll ins ICC umziehen. Der genaue Zeitpunkt stehe noch nicht fest, sagte Messe-Sprecher Emanuel Höger am Montag. Angepeilt sei die erste Januarhälfte. Die Internationale Grüne Woche starte am 21. Januar, dafür sollen die Messehallen wieder komplett genutzt werden können.