Geflüchtete

Bus der Solidarität setzt Zeichen gegen Abschottungspolitik

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Alexander Rothe
20 Kisten mit Hilfsgütern für Geflüchtete in Polen werden mit dem Bus der Initiativen Seebrücke, LeaveNoOneBehind und Wir packen’s an die belarussisch-polnische Grenze geschickt. .

20 Kisten mit Hilfsgütern für Geflüchtete in Polen werden mit dem Bus der Initiativen Seebrücke, LeaveNoOneBehind und Wir packen’s an die belarussisch-polnische Grenze geschickt. .

Foto: Alexander Rothe

Hilfe für Geflüchtete: Drei Initiativen schicken Bus mit Hilfsgütern an belarussisch-polnische Grenze. Und sie haben eine gewagte Idee.

Berlin. Seit Monaten harren im sumpfigen Grenzgebiet zwischen Polen und Belarus Menschen im Dickicht des Urwalds aus, die vor allem aus dem Nahen Osten fliehen und einen Weg in die Europäische Union suchen. Manche schaffen es, andere werden von polnischen Grenzschützern zurückgeschickt, obwohl ihnen Trinkwasser, Essen und eine medizinische Versorgung fehlt. Es sind bereits mehrere Todesfälle unter den Geflüchteten bekannt.

20 Kisten mit Schuhen und Stirnlampen

Am Gedenktag zum Fall der Berliner Mauer schicken die Initiativen „Seebrücke“, „LeaveNoOneBehind“ und „Wir packen’s an“ einen Bus mit Hilfsgütern von Berlin nach Polen, um Geflüchtete mit dem Nötigsten auszustatten und sie auf den Winter vorzubereiten.

In rund 20 Kisten werden unter anderem winterfeste Schuhe, Socken, Stirnlampen und Power Banks transportiert, die durch mehrere tausend Euro Spendengelder finanziert wurden. Die Auswahl dieser Sachen wurde in Absprache mit polnischen Initiativen vor Ort abgestimmt, mit denen die drei Organisationen vernetzt sind.

Bereits vor zwei Wochen hatte ein 3,5 Tonnen schwerer Lastwagen Winterjacken, Pullover und Müsli an Polens Ostgrenze gebracht. „Es ist ein komisches Gefühl, durch den Wald zu laufen, um Menschen lebensnotwendige Hilfsgüter zu bringen, obwohl wir uns im reichen Europa befinden“, sagt Axel Grafmanns von „Wir packen’s an“, der in der Grenzregion mit einem Rucksack unterwegs war, um die Hilfsgüter an die Geflüchteten zu verteilen.

Flüchtlinge auf dem Rückweg mitnehmen

Mit der Bus-Aktion wollen die drei Initiativen vor allem einen Wechsel in der deutschen Flüchtlingspolitik anstoßen und sehen die kommende Ampelkoalition in der Pflicht, die Lage zu ändern. In einer Anfrage an das Bundesinnenministerium wurde um Erlaubnis gebeten, auf dem Rückweg geflüchtete Menschen im Bus mitzunehmen, der Kapazitäten circa 50 Personen hat.

„Ich wäre über eine Absage des Ministeriums nicht überrascht“, erklärt Grünen-Politiker Tareq Alaows, der selbst aus Syrien nach Deutschland geflüchtet ist. Er wirft dem Innenministerium blockierendes Verhalten vor, hat dennoch Hoffnung auf eine Besserung der Lage vor Ort.

Axel Grafsmanns ist nächste Woche erneut an der Grenze zu Belarus. Um das Thema in das Parlament zu bringen, reist er dieses Mal mit der Linken-Bundestagsabgeordneten Żaklin Jadwiga.

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