Berlin. Die Corona-Pandemie hat den Zoo Berlin und das Aquarium hart getroffen. Während andere Unternehmen ihr Personal in Kurzarbeit schicken und ihren Betrieb herunterfahren konnten, müssen Tiere und Anlagen auch dann versorgt und gepflegt werden, wenn keine Besucher Eintritt zahlen. Die Lage ist ernst. In einer Unterlage für den Hauptausschuss schreibt die Berliner Finanzverwaltung von einer angespannten Liquiditätssituation. Erstmals in der jüngeren Geschichte des Zoologischen Gartens hätten Kredite in Anspruch genommen werden müssen.
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Besucherzahlen sind dramatisch eingebrochen
Nun soll das Land dem beliebten Zoologischen Garten helfen. 16,5 Millionen Euro soll der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses am Mittwoch aus einer Corona-Rücklage freigeben, um der Zoo AG zu helfen. Das Geld soll im Vorgriff auf künftige finanzielle Leistungen des Landes gezahlt werden.
Denn der Zoo ist kein Landesunternehmen, sondern als private Aktiengesellschaft organisiert. Das Land Berlin hält eine Aktie, das sind 0,03 Prozent des Stammkapitals. In den 1950er-Jahren war ein Vertrag zwischen dem Zoo und dem damaligen Senat über die Herauslösung von Grundstücksflächen des Zoos zugunsten des Landes geschlossen worden. Seit 1957 bekommt der Zoo deshalb jedes Jahr vom Land über den Haushalt des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf 383.488,88 Euro überwiesen. Bisher kamen so schon 24,5 Millionen Euro zusammen.
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In seiner Not hat Zoo-Direktor Andreas Knieriem nun dem Senat angeboten, dieses „Ewigkeitsrecht“ durch eine Einmalzahlung abzulösen, um Zoo und Aquarium zahlungsfähig zu halten. Und der Senat ist geneigt, die Offerte anzunehmen und dem Zoo Berlin so Liquidität zu verschaffen. Die Besucherzahlen in Zoo und Aquarium sind im vergangenen Jahr und auch im ersten Halbjahr 2021 wegen der Corona-Pandemie dramatisch eingebrochen. Allein 2020 lag der Umsatz um zwölf Millionen Euro unter den Plänen. Für das laufende Jahr rechnet der Zoo mit Ausfällen in gleicher Größenordnung, insgesamt wird die Pandemie den Zoo demnach etwa 24 Millionen Euro kosten, die für Sanierungsmaßnahmen und den regulären Geschäftsbetrieb benötigt wurden.
Die Corona-Wirtschaftshilfen des Bundes haben diese Lücke nach Angaben der Finanzverwaltung nicht annähernd stopfen können. Nur 1,7 Millionen Euro seien aus den November- und Dezemberhilfen geflossen. „Weitere Hilfsprogramme konnten aufgrund der Unternehmensgröße im Jahr 2020 nicht in Anspruch genommen werden“, heißt es in der Vorlage.
Der Zoo Berlin hat seinen Jahresverlust trotz der ausbleibenden Eintrittsgelder im vergangenen Jahr auf vier Millionen Euro begrenzt, weil viel gespart und außerdem auf Investitionen verzichtet wurde. 2021 müsse mit einem „nochmals höheren Verlust“ gerechnet werden.
Die 16,5 Millionen Euro für die Ablösung des alten Vertrages seien der geeignete Weg, die Folgen der Pandemie „kurzfristig für den operativen Geschäftsbetrieb spürbar abzumildern und die langfristige Existenz des Zoo Berlin zu sichern“. Vor allem die großen Investitionsprojekte sollen so doch noch ermöglicht werden, obwohl das Management bereits Geld aus den dafür angesparten Rücklagen nehmen musste, um den laufenden Betrieb zu bezahlen.
Projekte sollen wie geplant durchgeführt werden
Auf die Ausbaupläne zu verzichten, ist aus Sicht der Finanzverwaltung keine Option. Die derzeit zurückgestellten Projekte des Masterplans seien erforderlich, um das Renommee des Zoologischen Gartens als einen der führenden Zoos der Welt zu sichern. Zudem gehe es auch um das „Selbstverständnis, den Zoo zu einer Einrichtung bestmöglicher Tierhaltungsstandards zu entwickeln“. Vor diesem Hintergrund sei eine Verschiebung des nächsten wichtigen Großprojekts, der Neubau des Affenhauses, nicht vertretbar, so die Finanzverwaltung