Bochum/BerlinVonovia legt noch was drauf. 53 statt 52 Euro bietet der Bochumer Wohnungskonzern nun, damit Anteilseigner der Deutsche Wohnen ihre Aktien verkaufen. Warum der Deal diesmal klappen könnte und was eine Übernahme mit Blick auf Berlin bedeutet.
Warum probiert es Vonovia gleich wieder?
„Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass eine Kombination der beiden Unternehmen strategische, wirtschaftliche und wohnungspolitische Vorteile bringt“, sagte Rolf Buch, der Vorstandsvorsitzende von Vonovia. Tatsächlich droht vor allem in der deutschen Hauptstadt bald Gegenwind: Im September soll die Bevölkerung über die Idee, große Wohnungskonzerne zu enteignen, abstimmen. Betroffen wäre davon vor allem die Deutsche Wohnen, deren Bestände sich zu 70 Prozent in der deutschen Hauptstadt befinden. Ein neuer Großkonzern könnte sich in dieser Gemengelage sicherlich selbstbewusster bewegen. Auch im Bund könnte es nach der Wahl zu mehr staatlichen Eingriffen in den Wohnungsmarkt kommen.
Weshalb war die vorherige Übernahmeofferte gescheitert?
Vonovia-Chef Buch hatte bei der erst in der vergangenen Woche gescheiterten Fusion auch in dem wachsenden Einfluss von Fonds bei Aktiengesellschaften einen Hauptgrund ausgemacht. Vonovia hätte mindestens 50 Prozent der Aktien gebraucht, kam aber nur auf 47,6 Prozent. Buch erklärte das Scheitern mit der Aktionärsstruktur der Deutsche Wohnen: So hätten Indexfonds, die zum Beispiel den deutschen Aktienindex Dax nachbilden, noch nicht ihre Anteile übertragen können. Die restlichen 30 Prozent der Anteile seien auf Hedgefonds entfallen, die auf ein höheres Angebot gehofft hätten. Das zunehmende Engagement von Index- oder Immobilienfonds erschwert nach Ansicht von Konzernlenker Rolf Buch solche Vorhaben. Je mehr „passives“ Geld unter den Anteilseignern verteilt sei, desto schwieriger wer-de es.
Wie stehen diesmal die Chancen?
Besser. Vonovia hat inzwischen schon 30 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktien selbst gekauft. Der Sprung, um sich die Mehrheit zu sichern, muss demnach nicht mehr allzu groß sein. Darüber hinaus bietet Vonovia mehr Geld: Statt zuvor 52 Euro will der Konzern nun 53 Euro je Aktie zahlen. Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn sagte, er habe den Eindruck gewonnen, dass unter vielen Aktionären die strategische Logik des Zusammenschlusses gesehen werde. „Zudem haben viele Aktionärinnen und Aktionäre bedauert, dass die Transaktion nicht erfolgreich war. Wir möchten ihnen die Chance nicht vorenthalten, dem Zusammenschluss zu verbesserten Konditionen zuzustimmen“, so Zahn laut Mitteilung. Allerdings: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) muss den zweiten Versuch von Vonovia noch genehmigen. Eigentlich hat der Gesetzgeber vorgeschrieben, das Firmen ein Jahr warten müssen, bevor ein neuer Übernahmeversuch bei einem Konkurrenten gestartet werden kann. Vonovia erwarte dazu nach Aussage Buchs bis Ende dieser Woche eine Entscheidung der Bafin.
Welche Vorteile bringt eine Fusion der beiden Wohnungsriesen?
Durch einen Zusammenschluss schätzen Deutsche Wohnen und Vonovia, dass sie zusammen rund 105 Millionen Euro mehr Jahresgewinn erwirtschaften könnten. Kostenvorteile rechnet sich ein neuer Großkonzern auch beim Neubau von Wohnungen und beim Umbau von Quartieren aus.
Was bedeutet das für den Wohnungsdeal mit Berlin?
Das Angebot beider Unternehmen zum sogenannten „Zukunfts- und Sozialpakt Wohnen“ bleibe weiterhin bestehen. Darin enthalten ist eine Begrenzung der Mietsteigerungen bis 2026, 13.000 neue Wohnungen für Berlin und das Angebot zur Übertragung von 20.000 Wohnungen aus dem Bestand der Deutsche Wohnen an das Land. Die Finanzverwaltung teilte mit, den Kauf der Wohnungen zeitnah abschließen zu wollen – auch unabhängig von einem Erfolg des neuen Übernahmeversuchs. Derzeit prüft das Land, wie viel die 20.000 Wohnungen wert sind. Landeseigene Wohnungsbaugesellschaften und externe Gutachter prüften die Bestände voraussichtlich bis Mitte August. „Auf Grundlage der Bewertung werden dann die Verhandlungen mit den Verkäufern aufgenommen.“
Was sagt die Berliner Landespolitik?
Stefan Förster, Sprecher für Bauen und Wohnen der FDP-Fraktion, erklärte, der Kauf der Wohnungen werde die Wohnungssituation in der Hauptstadt nicht ändern. Nur noch bauen würde helfen. Lisa Paus, Sprecherin für Finanzpolitik der Grünen-Fraktion im Bundestag hält den Deal für falsch. Die noch höheren Übernahmekosten würden auf die Mieten umgeleg