- Die geplante Übernahme der Deutsche Wohnen durch Deutschlands größten Wohnungskonzern Vonovia ist gescheitert.
- Vonovia wollte mit der Übernahme der Deutsche Wohnen aus Berlin Europas größten Immobilienkonzern mit rund 550.000 Wohnungen bilden.
- Bereits 2016 war Vonovia mit einem Übernahmeversuch bei Deutsche Wohnen gescheitert.
- Der Deutsche Mieterbund begrüßt das vorläufige Aus für die Megafusion.
- Der Berliner Senat hat weiterhin Interesse, 20.000 Wohnungen von den Immobilienunternehmen zu kaufen.
Berlin. Nach dem endgültigen Scheitern der Fusionspläne von Vonovia und Deutsche Wohnen haben am Montag sowohl der Berliner Senat als auch die beiden börsennotierten Immobilienkonzerne bekräftigt, an dem vereinbarten Deal zur Übernahme von 20.000 Wohnungen durch das Land Berlin festhalten zu wollen. Das laufende Ankaufverfahren war ursprünglich an das Zustandekommen der Fusion gekoppelt. Vonovia war es aber nach eigenen Angaben nicht gelungen, die nötigen 50 Prozent der Deutsche-Wohnen-Anteile zu bekommen.
- Lesen Sie auch den Kommentar: Nicht um jeden Preis!
„Das Land Berlin ist nach wie vor daran interessiert, Wohnungsbestände zu erwerben – und dabei in etwa Ertragswerte zu bezahlen“, sagte Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) am Montag der Berliner Morgenpost. Das Land habe in dieser Wahlperiode bereits knapp 23.000 Wohneinheiten erworben. „Wenn von der Vonovia und Deutsche Wohnen weitere 20.000 angeboten werden, ist das gut für Berlin. Hierfür ist es wichtig, dass beide Unternehmen jetzt Klarheit schaffen, was die gescheiterte Fusion für unsere Ankaufspläne bedeutet“, so der Finanzsenator weiter. Berlin stehe jedenfalls für Gespräche bereit, denn damit ließe sich der Anteil an günstigen Wohnungen dauerhaft vergrößern – mit entsprechendem Einfluss auf den Mietspiegel in Berlin. „Dass beide Unternehmen signalisiert haben, an den Gesprächen über den Verkauf festzuhalten, begrüße ich daher.“
Vonovia und die Deutsche Wohnen hatten bereits am Freitag mitgeteilt, dass der geplante Zusammenschluss „voraussichtlich nicht erfolgreich“ sein werde. Es war der zweite Versuch der beiden Immobilienunternehmen, auf den man sich Ende Mai geeinigt hatte – der erste Übernahmeversuch zuvor war gescheitert. Vonovia-Chef Rolf Buch hatte am Wochenende einen weiteren Anlauf für einen Zusammenschluss nicht ausgeschlossen.
Deutsche Wohnen in Berlin: Mietsteigerung soll trotz allem bis 2026 begrenzt sein
Die Deutsche Wohnen bekräftigte am Montag, man halte an dem mit Vonovia und dem Land Berlin vereinbarten „Zukunfts- und Sozialpakt Wohnen“ fest. Dieser sieht unter anderem vor, Mietsteigerungen bis 2026 auf höchstens ein Prozent zu begrenzen, sowie Modernisierungen nicht voll auf Mieten umzulegen und Neubau in Berlin zu forcieren. Zudem sollen Familien und Obdachlose bei der Wohnungssuche unterstützt werden. Die Gespräche mit dem Berliner Senat hinsichtlich des Verkaufs einer „signifikanten Anzahl an Wohnungen aus dem Bestand“ führe man ebenfalls fort, versicherte das Unternehmen. Auch die Vonovia hatte bekräftigt, an dem Kauf-Angebot festhalten zu wollen. „Wie viele das aus unseren Beständen nun konkret sein werden, das wird Gegenstand der weiteren Gespräche mit dem Senat sein“, sagte Sprecherin Nina Henckel.
Von dem gescheiterten Zusammenschluss sind indirekt auch die Mieter von rund 157.000 Wohnungen in Berlin betroffen, davon etwa 114.000 im Bestand der Deutschen Wohnen und 43.000 im Besitz der Vonovia.
Mieterbund begrüßt das Scheitern der Fusion
Der Deutsche Mieterbund (DMB) hat das Scheitern der Übernahme begrüßt. „Den Mieterinnen und Mietern hätte eine Fusion überhaupt nicht geholfen“, sagte Verbandspräsident Lukas Siebenkotten. Der Mieterbund sei deshalb froh, dass der Zusammenschluss nicht zustande gekommen sei. „Wir sehen keine Vorteile darin, wenn wir immer größere Wohnungskonzerne bekommen.“ Siebenkotten war nach eigenen Worten vom Scheitern der Vonovia-Offerte überrascht. Die Ankündigung von Vonovia, sich an die für einen Fall der Fusion zugesagten Begrenzungen bei Mieterhöhungen und Modernisierungsumlagen zu halten, beurteilte Siebenkotten skeptisch. Bei Wohnungsunternehmen seien Ankündigungen und Handeln „nicht immer deckungsgleich“.
Auch beim Berliner Mieterverein (BMV) überwiegt das Misstrauen: „Aus Sicht der Berliner Mieter hätte es zwar mit der Vonovia als Vermieterin einige Verbesserungen gegeben“, sagte Wibke Werner, stellvertretende Geschäftsführerin des BMV. So habe die Vonovia, anders als die Deutsche Wohnen, keine Nachforderungen aus dem gekippten Mietendeckel gestellt und versichert, den Berliner Mietspiegel nicht anzugreifen. Doch die Vorteile für einige Mieterinnen und Mieter hätten nicht die Nachteile für das „große Ganze“ aufwiegen können: „Den sich weiter verstärkenden Einfluss auf die Wohnungsversorgung und –politik durch ein börsennotiertes Wohnungsunternehmen, dessen Anleger auf Renditen spekulieren“, so Werner.
Christian Gräff: "Jetzt kommt es auf das Verhandlungsgeschick des Senats an"
Für Christian Gräff, Sprecher für Bauen und Wohnen der CDU-Fraktion Berlin, überwiegen dagegen die Vorteile: „Nach dem Aus für den Zusammenschluss von Vonovia und Deutsche Wohnen muss Berlin jetzt die Vorteile für die Mieterinnen und Mieter sichern, die bei dieser Fusion in Aussicht gestellt worden waren.“ Die Berliner CDU erwarte, dass der rot-rot-grüne Senat mit beiden Unternehmen schnellstmöglich Gespräche aufnehme. „Jetzt kommt es auf politischen Willen und Verhandlungsgeschick des Senats an, damit diese verlockenden Vorschläge dazu beitragen können, Berlins Wohnungsmarkt zu entlasten“, sagte Gräff.