Berlin. Der Berliner Verwaltung laufen die Bau-Ingenieure davon. „Wir befinden uns in einer kritischen Lage, auch in meiner Abteilung haben mich erste Kündigungen erreicht“, sagte der Leiter der Tiefbauabteilung der Senatsbauverwaltung, Lutz Adam, am Mittwoch im Ausschuss für Stadtentwicklung.
Die Ursache des Personalschwunds liege vor allem an der neu gegründeten Autobahngesellschaft des Bundes, deren Zentrale sich in Berlin befindet und die ab dem 1. Januar 2021 die Zuständigkeit für den Autobahnbau in ganz Deutschland übernimmt. Bundesweit soll die Gesellschaft insgesamt 15.000 Mitarbeiter beschäftigen. „Ihr Hunger nach guten Bau-Ingenieuren ist groß“, sagte Adam.
Ingenieure können beim Bund 1000 Euro mehr verdienen
Mitarbeiter der neuen Gesellschaft würden bis zu 1000 Euro monatlich mehr verdienen als in der Berliner Verwaltung, so dass es für Berlin schwer sei, die eigenen Mitarbeiter zu halten. Gleichzeitig gebe es auf dem Arbeitsmarkt kaum Nachwuchs-Ingenieure, vor allem für den Brückenbau. Insgesamt habe allein die Tiefbau-Abteilung der Bauverwaltung seit 2003 60 Prozent des Personals verloren, sagte Adam.
Vor diesem Hintergrund ist unklar, wie die Planungen, unter anderem für die geplanten drei Berliner Großbaustellen – Neubau des Autobahndreiecks Funkturm, der Rudolf-Wissell-Brücke und des Autobahndreiecks Charlottenburg – vorangetrieben werden können. Zwar soll der Bau vom Bund erfolgen, aber die städtebauliche Gestaltung des Umfeldes liegt in der Zuständigkeit Berlins.
Im Ausschuss stellte die Fernstraßenbau-Gesellschaft Deges am Mittwoch die aktuellen Pläne für das Autobahndreieck Funkturm vor. Demnach bleibt es bei den bisherigen Planungen, wonach die neue Autobahnauf- und -abfahrt zum Messedamm nicht direkt am Beginn des Ortsteils Eichkamp entstehen soll, sondern auf der siedlungsabgewandten Seite.
2023 soll der Umbau des Autobahndreiecks starten
Auch die Auf- und Abfahrt Halensee wird es nach dem Um- und Neubau des Autobahndreiecks nicht mehr geben. Autofahrer, die in die City West wollen, müssen dann die neue Ausfahrt Messedamm nehmen und über die Neue Kantstraße in Richtung Bahnhof Zoo fahren, sagte Deges-Bereichsleiter Andreas Irngartinger.
Wann mit dem Bau begonnen wird, ist unklar. Im kommenden Jahr soll die Planfeststellung für alle drei Großbaustellen beim Fernstraßenbundesamt eingereicht werden. Frühestens 2023 könne dann mit einem Baubeginn gerechnet werden. Allerdings könne sich der Start auch deutlich verschieben - zum Beispiel, wenn gegen die Pläne geklagt werde, sagte Irngartinger.
Nach den Vorstellungen der Deges sollen alle drei Großbaustellen möglichst gleichzeitig in Angriff genommen werden. „Wir wollen möglichst viel bauen, um die Belastung für die Berliner so kurz wie möglich zu halten“, sagte Irngartinger.