Berlin. In knapp zwei Wochen wird der Flughafen BER in Betrieb genommen. Die letzten Arbeiten am Airport laufen noch.
In zwölf Tagen eröffnet der BER. Bei der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) heißt es jetzt schon: „Ready to take off.“ So fasste Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am Montag auf einer Pressekonferenz am BER die aktuelle Lage nach Ende des Testbetriebs zusammen – und erklärte den Flughafen bereit für die Eröffnung. „Unser Hauptziel des Probebetriebs wurde erreicht: Wir haben aus dem fertiggestellten Gebäude einen funktionsfähigen Flughafen gemacht“, sagte Lütke Daldrup. „Wir können den BER am 31. Oktober guten Gewissens in Betrieb nehmen.“
Um an diesen Punkt zu kommen, wurde der Airport in den vergangenen Monaten auf Herz und Nieren geprüft. An insgesamt 47 Tagen fand im Terminal 1 des neuen Hauptstadtflughafens seit dem Sommer der Probebetrieb statt, ehe die lange Testphase in der vergangenen Woche endete. Schon das war ein Großprojekt: Mehr als 24.000 Mitarbeiter und knapp 10.000 Komparsen haben den BER laut FBB in dieser Zeit kennengelernt. Dabei seien 179.000 Gepäckstücke testweise eingesetzt und 54.000 Buchungen für 2350 Flüge durchgeführt worden. Während des Probebetriebs hätten die Nutzer und Partnerfirmen den Flughafen kennenlernen und sicher im Umgang der Systeme werden können, so Lütke Daldrup. „Die Motivation zur Teilnahme war trotz Corona sehr hoch.“
Insgesamt sei der Hochlaufprozess des kompletten Airports damit zu 86 Prozent fertig. „Das ist mehr als wir erwartet haben“, sagte Lütke Daldrup. Dass der Wert so kurz vor Inbetriebnahme nicht näher an 100 Prozent sei, liege daran, dass der Testbetrieb für den USA-Verkehr bislang nicht stattgefunden habe, erklärte Patrick Muller, Leiter der Operations-Abteilung bei der FBB.
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Schilder und Monitore müssen verändert werden
Der Testbetrieb hat auch zu mancherlei Anpassung geführt, sagte Flughafenchef Lütke Daldrup. So müssten Beschilderungen und Monitore noch verändert werden. Komparsen hatten sich zuvor über schlechte Leserlichkeit und eine teilweise schlechte Ausschilderung etwa der Gates beklagt. An anderer Stelle besserte die Flughafengesellschaft im Nachhinein nach. Nach viel Kritik beim Probebetrieb wurden kurzfristig auch noch 100 Ladesäulen für Laptops und Handys in den letzten Tagen nachgerüstet. Wie sehr diese im Alltag der meisten Reisenden gebraucht werden, wurde bei der Planung für die ursprüngliche Eröffnung 2012 noch nicht gesehen. Auch die Sitzmöglichkeiten seien verbessert worden, sagte der Flughafenchef. „Da haben uns die Hinweise der Teilnehmer sehr geholfen.“
Zur Eröffnung des BER am 31. Oktober landen zunächst zwei Maschinen von Easyjet und Lufthansa. Am Abend folgen dann die ersten regulären Landungen im Flughafenbetrieb. Am Morgen des 1. November hebt dann mit einem Easyjet-Flieger zum ersten Mal eine Linienmaschine vom BER ab. Schrittweise fährt dann der Flugbetrieb in den neuen Räumlichkeiten hoch. Am Terminal 1 des neuen Airports werden am 1. November insgesamt 5000 Reisende erwartet. Am Flughafen Schönefeld, dem neuen Terminal 5, reisen zeitgleich noch 8000 Fluggäste, in Tegel sind es parallel weitere 11.000. Von diesem Startdatum an finde dann die weitere Verschiebung der Passagierströme zum BER statt und endet eine Woche später mit der Tegel-Schließung. 70 bis 75 Prozent des Berliner Flugverkehrs sollen dann am neuen Terminal 1 ablaufen. Der Rest findet vorerst im alten Flughafen Schönefeld statt.
Der Flughafen selbst sieht im Inneren aktuell auf den ersten Blick betriebsbereit aus. Die Check-In-Schalter wurden wegen der Corona-Pandemie mit Glasscheiben nachgerüstet. Überall auf den Gängen warten auf die Fluggäste Säulen mit Desinfektionsspray. Gearbeitet wird aktuell noch an den Ladenflächen. Während einige nur noch eingeräumt werden müssen, findet bei anderen noch der komplette Aufbau statt.
Vier Mal soviel Platz wie am Flughafen Tegel
Auch am neuen Airport trifft die Corona-Pandemie den Flugverkehr hart. „Alle Airliner stecken in der Krise“, sagte Lütke Daldrup. Zum Start rechnete er mit rund 20 Prozent der gewöhnlichen Fluggastzahl für diese Jahreszeit. „Wir haben dadurch die Kapazität, um auf alle Eventualitäten zu reagieren.“ Von Platzproblemen könne daher trotz der geltenden Abstandsregelungen keine Rede sein. „Wir haben vier Mal so viel Platz wie am Flughafen Tegel, um die Reisenden zu verteilen.“ Bei Bedarf stehe zudem noch das Terminal 2 zur Verfügung. „Das Terminal 2 ist fertig, wir werden es im Frühjahr ans Netz bringen.“ Aktuell werde es aus Kostengründen und wegen fehlender Kapazität nicht eröffnet. „Wir erwarten einen sehr schwachen Winter“, sagte Lütke Daldrup. Erst ab dem Frühjahr hoffe man auf eine Verbesserung der Lage je nach Entwicklung der Pandemie.