Mit der Verlängerung von fünf U-Bahnlinien in den nächsten zehn Jahren will die Berliner SPD verkehrs- und klimapolitische Akzente setzen. Die designierten Landesvorsitzenden Franziska Giffey und Raed Saleh stellen den Plan am Freitagmorgen nach einer kurzen Fahrt mit der U7 in Rudow vor. Es gehe darum, mehr Menschen in den Außenbezirken einen einfachen und schnellen Umstieg auf den ÖPNV zu ermöglichen.
„Die Leute sollen sehen, was wir machen wollen und machen werden“, sagte Bundesfamilienministerin Giffey, die Spitzenkandidatin der SPD für die Berliner Wahlen in einem Jahr werden soll. Sie fahre öfter U-Bahn, versicherte die Politikerin, nachdem sie mit einem Schal im BVG-Muster aus dem Elektro-Dienstaudi gestiegen war. Als sie an der Johannisthaler Chaussee ein Ticket ziehen wollte, fand sie im Automaten zehn ungestempelte Fahrkarten. „Das ist mir noch nie passiert“, staunte die Ministerin.
Die SPD möchte folgende bereits diskutierte Projekte umsetzen:
- Die U3 soll von Krumme Lanke bis zum S-Bahnhof Mexikoplatz verlängert werden
- In Spandau soll die U7 bis Heerstraße Nord wachsen
- In Pankow soll die U2 bis Pankow-Kirche verlängert werden
- Im Norden soll das Märkische Viertel an die U8 angebunden werden
- Als Königsprojekt bezeichnete Giffey im Lärm der Busse und Lastwagen vor dem U-Bahnhof Rudow den Weiterbau der Strecke bis zum BER. Die 8,7 Kilometer lange Stecke könnte 30.000 bis 40.000 Fahrgäste am Tag bewegen. Man müsse schnell darüber entscheiden, ehe in der schnell wachsenden Flughafen-Gemeinde Schönefeld die mögliche oberirdische Trasse zugebaut sei
Rund 1,5 Milliarden für den U-Bahnausbau
Die Kosten für die fünf Vorhaben werden auf rund 1,5 Milliarden Euro geschätzt. Giffey und Saleh gehen jedoch davon aus, einen Großteil der Summen aus verschiedenen Bundesprogrammen besorgen zu können. „Dafür brauchen wir aber schnelle politische Entscheidungen“, sagte Giffey an die Adresse der Berliner Koalitionspartner Grüne und Linke. Diese sehen den U-Bahnausbau wegen der hohen Kosten und der langen Dauer eher skeptisch und setzen auf neue Straßenbahnstrecken.
Saleh sagte, wenn man es mit dem Klimaschutz ernst meine, müsse man auch groß denken und große Vorhaben in Angriff nehmen. Berlin könne es sich nicht leisten, sein U-Bahnnetz nicht zu erweitern.
Franziska Giffey: Autofreie Innenstadt sei „wirklichkeitsfremd“
Franziska Giffey wandte sich auch gegen Überlegungen, die Berliner Innenstadt weitgehend autofrei zu machen und von Autofahrern eine City-Maut zu verlangen. Eine autofreie Innenstadt sei „wirklichkeitsfremd“, sagte die frühere Neuköllner Bürgermeisterin. Die SPD wolle auch keine Stadt, in der Menschen sich überlegen müssten, ob sie sich eine Fahrt in die Innenstadt leisten könnten.