Corona-Pandemie

Veranstalter in der Krise: Demo zog durch Berlin

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Alarmstufe Rot: Tausende Menschen ziehen durch Berlin und machen auf die Krise der Eventbranche aufmerksam.

Berlin. Gegen 15.30 Uhr tritt einer der erfolgreichsten deutschen Künstler, der sonst Stadien füllt, auf die Bühne: Herbert Grönemeyer. Statt zu singen, sagt er: „Unser Unternehmenswert ist größer als der aller Bundesligavereine zusammen.“ Seine Branchenkollegen applaudieren. „Ohne Tontechniker, Trucker, Veranstalter und Clubbesitzer sind wir Künstler hilflos.“

Schon im Vorfeld hatten die Veranstalter der Demonstration des Bündnis „Alarmstufe Rot“ prominente Unterstützung erhalten: Neben der Komikerin Carolin Kebekus, dem Sänger mit Hut, Udo Lindenberg, solidarisierten sich auch Die Toten Hosen mit den Betroffenen. Mit gleich zwei Großdemonstrationen macht am Mittwoch die Veranstaltungs- und Eventbranche auf ihre Existenznöte durch die Corona-Krise aufmerksam.

Die Initiativen und Verbände der Branche forderten sofortige Gespräche mit Politikern und finanzielle Hilfen. Die Veranstaltungsbranche stehe in großen Teilen vor dem Kollaps, hieß es vonseiten der Organisatoren mit Verweis auf monatelangen Wegfall von Umsätzen.

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Demo in Berlin: Protestzüge sorgten für Staus

Zur Mittagsstunde machten sich gleich zwei Demonstrationszüge auf den Weg Richtung Brandenburger Tor: Einer der Protestzüge mit mehreren tausend Teilnehmern startete am Alexanderplatz. Zeitgleich machte sich eine Kolonne aus Lastwagen und Autos vom Olympischen Platz in Charlottenburg auf den Weg. Die Veranstalter sprachen von rund 15.000 Teilnehmern, die Polizei von 6500. Autofahrer hatten das Nachsehen: Es kam überall zu Staus. Die Demonstrationszüge trafen sich an einer Großbühne vor dem Brandenburger Tor.

Unter die Demonstranten hatten sich auch die Mitglieder der Band The BossHoss gemischt. Alec Voelkel und Sascha Vollmer nutzten ihre Bekanntheit, um vor allem den Menschen hinter der Bühne eine Stimme zu geben. „Die Situation ist wie eine Schockstarre“, sagte Sänger Alec Voelkel. „Eigentlich wollten wir von Juni bis September auf Tour gehen.“ Nun hätten sie die Pläne auf das kommende Jahr verschoben und sich ins Studio zurückgezogen. „Wir sind heute für die Crews da, etwa den Tontechniker, um bald wieder zusammenarbeiten zu können“, sagte Sascha Vollmer.

Danach sieht es bislang noch nicht aus. Der Staat hatte den Unternehmen, darunter Eventagenturen, Messe- und Bühnenbau, Veranstaltungstechnik und Konzertveranstalter, 24,6 Milliarden Euro als Corona-Hilfen zur Verfügung gestellt. Bislang haben die Unternehmen aber nur ein Prozent der Mittel abgerufen. Das ergab eine Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der Grünen.

Demonstranten hielten sich an Corona-Regeln

Passend zum Titel #AlarmstufeRot trugen viele Teilnehmer rote T-Shirts. Sie zogen friedlich vor das Brandenburger Tor und legten symbolisch ihr letztes Hemd nieder. Dabei fiel auf: Sie hielten Abstände ein und trugen Mund-Nasen-Schutz. Damit folgten sie einem Aufruf der Organisatoren, die sie während des Protests über Lautsprecher immer wieder daran erinnerten, dass wir uns noch immer in einer Pandemie befinden.

Bis Redaktionsschluss waren laut Berliner Polizei zwei Maskenverweigerer bei der Abschlusskundgebung des Platzes verwiesen worden. Auf Nachfrage hob ein Polizeisprecher positiv hervor, dass sich die Demonstranten so sehr an die Regeln hielten. „Corona-Demonstration gehen auch so“, sagte der Beamte.

Bei Indoor-Veranstaltungen sind bis Ende September maximal 750 Personen erlaubt, ab 1. Oktober bis zu 1000 Menschen. Open-Air-Veranstaltungen sind mit bis zu 5000 Personen gestattet. Sollten die Organisatoren keinen Erfolg bei der Politik haben, haben sie für den 7. Oktober die nächste Großdemonstration in der Hauptstadt angemeldet.

Night of Light: Veranstaltungsbranche schaltet auf "Alarmstufe rot"
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