Infektionen

Erste Berliner Schule schließt wieder wegen Corona

| Lesedauer: 9 Minuten
Katrin Lange und Lea Verstl
Schulstart in Berlin - mit Corona-Regeln

Schulstart in Berlin - mit Corona-Regeln

In Berlin hat der Unterricht für mehr als 300.000 Schüler wieder begonnen, mit Hygiene-Auflagen, um eine neue Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. So müssen alle Schüler auf den Gängen und Treppen einen Mundschutz tragen, die Klassenzimmer sollen regelmäßig gelüftet werden.

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An mehreren Berliner Schulen gibt es bereits wenige Tage nach Start des neuen Unterrichtsjahres Infektionen.

Berlin. In Berlin hat die erste Schule kurz nach den Sommerferien wegen eines möglichen Corona-Falls zunächst wieder geschlossen. Eine Lehrkraft des Gerhart-Hauptmann-Gymnasiums in Friedrichshagen (Treptow-Köpenick) habe angegeben, positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden zu sein, teilte der Bezirk am Donnerstag mit. Zuvor hatte der RBB berichtet. „Es handelt sich um eine vorsorgliche, wohl eintägige Schließung dieser einen Schule“, teilte die Senatsverwaltung für Bildung am Donnerstag mit.

„Der Schulleitung wurde am späten Mittwochnachmittag bekannt, dass eine Lehrkraft positiv getestet wurde. Um sicherzustellen, dass keine der möglichen Kontaktpersonen am darauffolgenden Morgen in die Schule kommt, wurde dieses fürsorgliche Vorgehen beschlossen.“

Schulleiter Thomas Hähnert sagte der dpa: „Ich habe gestern Abend erst von dem positiven Testergebnis der Lehrkraft erfahren und habe in Rücksprache mit der Schulaufsicht entschieden, dass wir aus reiner Vorsicht und um das Verfahren mit dem Gesundheitsamt abstimmen zu können, die Schule geschlossen halten.“

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Corona-Fall am Gerhart-Hauptmann-Gymnasium in Berlin: Alle Lehrer werden getestet

Ob das Gymnasium mit rund 800 Schülerinnen und Schülern am Freitag wieder öffne, könne er noch nicht sagen. Er stehe jetzt im Kontakt mit dem Gesundheitsamt, das sich anschaue, wie wie viele Kontakte die Lehrkraft gehabt habe. Hähnert sagte, er habe am Mittwoch über einen Rundbrief per E-Mail und über die digitale Plattform der Schule die Schüler beziehungsweise Eltern informiert, dass das Gymnasium am Donnerstag geschlossen sei.

Alle Lehrerinnen und Lehrer sowie eine Schulklasse sollen noch am Donnerstag auf Sars-CoV-2 getestet werden. Das teilte der zuständige Bezirksstadtrat Bernd Geschanowski am Donnerstag mit. Tom Erdmann, Berliner Vorsitzender der Bildungsgewerkschaft GEW, lobte die angekündigten Tests. „Da hat das Gesundheitsamt gut und richtig reagiert“, sagte er. Die nächsten regulären Testtermine für Lehrkräften wären erst Anfang September gewesen.

Geschanowski zufolge lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einschätzen, wann das Gymnasium wieder öffnen kann. Das Gesundheitsamt des Bezirks werde über das weitere Vorgehen entscheiden, wenn die Testergebnisse vorliegen.

Das Gerhart-Hauptmann-Gymnasium ist die erste Schule in Berlin, die nur wenige Tage nach den Sommerferien wegen eines möglichen Corona-Falls wieder geschlossen wurde.

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Erste Corona-Fälle in mehreren Berliner Schulen

Kurz nach Beginn des neuen Unterrichtsjahres in Berlin gibt es bereits in neun Schulen erste Corona-Fälle. Darunter sind Einrichtungen in Charlottenburg-Wilmersdorf, Steglitz-Zehlendorf, Reinickendorf und Treptow-Köpenick. In keinem der Fälle habe es eine Infektion in der Schule gegeben, betonte der Sprecher der Berliner Bildungsverwaltung, Martin Klesmann.

Zuletzt ist an der Max-Bill-Schule in Weißensee ist eine Lehrerin positiv auf das Coronavirus getestet worden. Neben der Frau sind drei weitere Lehrer und 24 Schüler in Quarantäne. Das teilte Pankows Schulstadtrat Torsten Kühne (CDU) am Donnerstag auf Anfrage mit. Man sei von der Senatsverwaltung für Bildung, die für dieses Oberstufenzentrum verantwortlich ist, informiert worden und habe alle notwendigen Maßnahmen sofort veranlasst, sagt Kühne. „Alle sind in die häusliche Quarantäne abgesondert worden. Die Betreuung läuft im Anschluss dann über die ortsständigen Gesundheitsämter.“ Es seien auch Personen betroffen, die nicht in Pankow wohnen. Alle vom Bezirk geführten Schulen in Pankow sind weiterhin Corona-frei, betont Kühne.

Stadtrat Kühne hat das Infektionsgeschehen an Schulen analysieren lassen und teilte am späten Donnerstagnachmittag mit, dass bislang noch in keinem Fall eine Corona-Infektion an oder in einer Pankower Schule nachgewiesen wurde. „In der Regel ist die Übertragung im privaten oder familiären Umfeld, bei Veranstaltungen wie im Club Trompete oder bei Reiserückkehrern erfolgt“, sagt Kühne. Das könne dafür sprechen, dass die Hygienevorgaben an Schulen funktionieren – oder dass Kinder nicht überdurchschnittlich infektiös sind.

Am Heinz-Berggruen-Gymnasium in Westend ein Schüler positiv auf das Virus getestet, wie Schulleiter Dirk Kwee der Berliner Morgenpost am Mittwoch bestätigte. Es handle sich um ein Kind „aus den unteren Jahrgangsstufen“, sagte er, ohne nähere Angaben machen zu wollen. Nach Morgenpost-Informationen handelt es sich um ein Kind aus der 6. Klasse. „Die Klasse des betroffenen Kindes und alle Lehrkräfte, die mit ihm Kontakt hatten, wurden sofort nach Hause geschickt“, sagte Kwee. Der Rest der Schule soll nun wieder in den Regelbetrieb gehen, soweit das möglich ist.

„Die Lehrkräfte, die nun in Quarantäne sind, fehlen uns natürlich“, so Kwee. Bis auf die Familie des Schülers würden die Eltern der anderen Kinder zunächst nicht getestet, da sie keinen direkten Kontakt zum Infizierten hatten, erklärte Kwee und verwies auf entsprechende Vorgaben der Senatsverwaltung für Bildung.

Nach diesen ersten von der Schule eingeleiteten Sicherheitsmaßnahmen sei nun das Gesundheitsamt für das weitere Vorgehen zuständig. An diesem Donnerstag werden dessen Mitarbeiter alle Kinder der Schule testen, so Kwee weiter. Diese Maßnahme habe das Gesundheitsamt am Dienstag „innerhalb einer Stunde“ organisieren können.

Corona an Berliner Schulen: Auch Gymnasium zum Grauen Kloster betroffen

Auch für das Evangelische Gymnasium zum Grauen Kloster in Schmargendorf bestätigte am Mittwoch Leiterin Annette Martinez Moreno einen Infektionsfall, es handele sich um eine Schülerin. Ihre Mitschüler und deren Eltern sowie einige wenige Mitglieder eines Sportvereins wurden umgehend informiert, die Jugendlichen blieben zu Hause und werden – ebenso wie Lehrer – an diesem Donnerstag getestet. In dem Gymnasium müsse seit Beginn des Schuljahres eine Maske auch im Unterricht getragen werden, so die Direktorin.

An der Anna-Essinger-Gemeinschaftsschule in Lichterfelde gibt es ebenfalls einen Schüler, der sich mit dem Coronavirus infiziert hat. Die Schule hat zwei Standorte, betroffen ist nur die Sekundar- und die Oberstufe am Tietzenweg in Lichterfelde. Dort hatte sich am Montag ein Schüler der Sekundarstufe kurz nach dem Betreten der Einrichtung über Symptome wie den Verlust des Geruchssinns beklagt. „Die besondere Achtsamkeit der Lehrkräfte, die sofort das Gesundheitsamt eingeschaltet haben, war sehr hilfreich“, sagte Martin Klesmann, Sprecher der Bildungsverwaltung. Der Schüler wurde sofort nach Hause geschickt. Ein anschließender Corona-Test ergab, dass er mit dem Virus infiziert ist. Kontakt hatte der Schüler nur kurz zu seiner altersgemischten Lerngruppe und drei Lehrern, die sich jetzt 14 Tage in Quarantäne befinden.

An drei Oberschulen in Reinickendorf gibt es zudem je einen Einzelfall.

Elternvertreter fordern Diskussion um die Maskenpflicht im Unterricht

Nach den ersten Coronafällen fordern Elternvertreter eine erneute Diskussion um die Maskenpflicht im Unterricht. „Natürlich war damit zu rechnen, dass es Infektionsfälle geben wird und dass Schulen zumindest zum Teil schließen müssen“, sagte Norman Heise, Vorsitzender des Landeselternausschusses, am Donnerstag.

„Die Frage ist, sind die Hygienekonzepte der Schulen wirksam, oder braucht es eine Nachsteuerung? Etwa weil es mit dem Lüften nicht funktioniert, weil es zu wenig Waschbecken gibt oder zu wenig Masken für die Schülerinnen und Schüler, die sie vergessen haben“, sagte Heise. „Ich glaube auch, dass die Schulen sich mit allen Beteiligten über das Thema Mund-Nasen-Schutz im Unterricht Gedanken machen müssen.“

Es sei noch einmal zu überlegen, inwiefern das hilfreich sei. Die Senatsverwaltung für Bildung hat sich für eine Maskenpflicht entschieden, die im Schulgebäude gilt, aber nicht im Unterricht und nicht auf dem Schulhof. Heise räumte ein, dass die Ansichten der Eltern bei diesem Thema durchaus auseinandergingen. „Wir sind der Meinung, dass das eine Entscheidung sein soll, die die Schulkonferenzen selber treffen können.“

Schule in Berlin ohne Mindestabstand und mit Maskenpflicht

Der Unterricht in Berlin hatte am Montag begonnen - ohne Mindestabstand, dafür mit Maskenpflicht in Schulgebäuden außer im Unterricht und Hygienekonzept. Der Schritt war heftig umstritten. Unter anderem die Bildungsgewerkschaft GEW hatte eine Öffnung in dieser Form als fahrlässig kritisiert und kleinere Lerngruppen und eine Mischung aus Präsenzunterricht und häuslichem Lernen gefordert. Die Wirtschaft wiederum hatte sich trotz Corona-Pandemie für einen Schulbeginn mit Präsenzunterricht für alle Schüler ausgesprochen.

( mit dpa )