Personalie

Samuel Salzborn ist Berlins neuer Antisemitismusbeauftragter

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Samuel Salzborn bei seiner Vorstellung am Montagvormittag.

Samuel Salzborn bei seiner Vorstellung am Montagvormittag.

Foto: Philipp Siebert

Salzborn will jüdisches Leben in Berlin als „eine Selbstverständlichkeit“. Man sei in einer „Defensivsituation“.

Berlin. Das Land Berlin hat einen neuen Antisemitismusbeauftragten. Sein Ziel sei es, dass „jüdisches Leben wieder eine völlige Selbstverständlichkeit im Berliner Alltag“ wird, sagte Samuel Salzborn (43) bei seiner Vorstellung am Montag. Es dürfe kein Sicherheitsrisiko mehr sein, auf der Straße eine Kippa zu tragen. Aktuell sei man im Kampf gegen Judenfeindlichkeit zwar in einer Defensivsituation. Ziel müsse aber sein, dass die zuletzt immer lauter und aggressiver werdenden Antisemiten wieder in die Defensive geraten.

Salzborn stammt aus Hannover, ist Professor der Politikwissenschaft und befasst sich seit Jahren mit dem Thema Antisemitismus, zu dem er sich 2009 auch habilitierte. Er lehrte als Dozent in Gießen und Göttingen sowie an der Technischen Universität Berlin. Salzborn sei „ein ausgesprochener Kenner des Feldes“, sagte Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne). „Mit der Verknüpfung von Forschung und Praxis verstärken wir den Kampf gegen Antisemitismus.“

Er wolle vor allem für Jüdinnen und Juden ansprechbar sein, sagte Salzborn. Die Sorgen in der jüdischen Gemeinschaft seien groß. Antisemitische Gewalt sei lange Realität – der Terroranschlag auf eine Synagoge in Halle (Saale) im vergangenen Oktober habe nicht überrascht. Es sei „leider nur eine Frage der Zeit gewesen, dass sich dieses Denken in Handeln, Gewalt und Terror umsetzt“, so Salzborn weiter. Das Sicherheitsgefühl der Juden in Deutschland sei nachhaltig erschüttert und müsse „nach und nach wieder zurückgewonnen werden“.

Beim Judenhass würden unterschiedlichste Gruppen Einigkeit erzielen, sagte Salzborn. Es gehe nicht nur um rechten Antisemitismus, sondern auch um linken und den mit muslimischem oder christlichem Hintergrund sowie „aus der Mitte der Gesellschaft“. Die Vernetzung von Antisemiten habe „ein erhebliches Ausmaß“ angenommen.

Salzborn wurde aus 50 Bewerbern auf die Stelle ausgewählt. „Es war eindeutig, dass er mit großem Abstand der Beste ist“, sagte Sigmount Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdische Gemeinde zu Berlin und Mitglied der Auswahlkommission. Judenhass würde sich tagtäglich neu artikulieren, wie sich etwa zuletzt am Wochenende in Berlin bei den Protesten gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie gezeigt habe. Hier müsse Salzborn schnell reagieren.

Der Berliner Senat hatte im vergangenen Jahr ein Konzept zur Antisemitismus-Prävention beschlossen. Samuel Salzborn folgt Lorenz Korgel nach, der das Amt kommissarisch ausgeübt hatte. Korgel leitet eigentlich das Referat für Demokratieförderung und Prävention in der Justizverwaltung, wo der Antisemitismusbeauftragte angesiedelt ist. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) zählte in Berlin im vergangenen Jahr 881 solche Vorfälle – darunter 33 tätliche Angriffe. Der größte Anteil wird rechten Tätern zugeordnet.