Lichtenberg

Corona-Ausbruch: Feuerwehr räumt Seniorenwohnhaus

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Bewohner der Pflegeeinrichtung werden in Krankenhäuser gebracht.

Bewohner der Pflegeeinrichtung werden in Krankenhäuser gebracht.

Foto: Morris Pudwell

Wegen mehrerer Corona-Infektionen ist es in einer Pflegeeinrichtung in Fennpfuhl zu einem Großeinsatz der Feuerwehr gekommen.

Berlin. Wegen eines Corona-Ausbruchs ist ein Seniorenwohnhaus im Lichtenberger Ortsteil Fennpfuhl am Montagabend und in der Nacht zu Dienstag geräumt worden. Drei Bewohner befanden sich in kritischem Zustand und wurden sofort in Krankenhäuser gebracht. 73 weitere Personen wurden bis zum frühen Dienstagmorgen in Kliniken transportiert.

Andreas Chickowsky, Leiter des Pflegedienstes, der das Seniorenwohnhaus ambulant betreut, sagte, es habe vor der Räumung 18 bestätigte Corona-Infektionen gegeben, auch zwei Beschäftigte des Pflegepersonals seien erkrankt. Die 20 Personen würden bislang keinerlei Symptome zeigen, so der Pflegedienst-Leiter. Alle anderen 53 Personen seien inzwischen negativ getestet worden.

Corona-Tests aller Bewohner nach erstem positiven Befund

Die Einrichtung an der Rudolf-Seiffert-Straße Platz, in der etwa 80 Bewohner in eigenen Wohnungen betreut wohnen, war der Feuerwehr bereits bekannt, da an den Tagen zuvor vier Bewohner mit Verdacht auf Corona in Krankenhäuser gebracht worden waren. Um den 20. April herum sei zunächst ein Bewohner wegen „allgemeiner Beschwerden“ ins Krankenhaus gekommen, sagte Chickowsky. Dieser sei positiv auf das Coronavirus getestet worden. In der Folge seien im ganzen Haus Abstriche gemacht worden; rund 80 Menschen wurden demnach getestet.

Die Alarmierung der Feuerwehr erfolgte am frühen Montagabend gegen 17.40 Uhr. Die Behörde schickte zunächst ein Erkundungsfahrzeug. Im Laufe der Nacht entschied die Senatsgesundheitsverwaltung zusammen mit der Berliner Feuerwehr, die Bewohner in die Betreuung von neun umliegenden Krankenhäusern zu geben. Dabei waren 70 Rettungskräfte im Einsatz, auch Polizisten waren beteiligt. 30 Fahrzeuge von Feuerwehr, Rotem Kreuz und einem privaten Krankentransportunternehmen wurden eingesetzt. Gegen 5 Uhr am frühen Dienstagmorgen war der Einsatz abgeschlossen.

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Wie es zu dem Virus-Ausbruch in der Einrichtung kommen konnte, ist derzeit noch unklar. Weitere Einrichtungen des Betreibers sollen laut Senatsgesundheitsverwaltung nun auf Covid-19 untersucht werden. Zudem wurden Corona-Tests für das gesamte Pflegepersonal des Betreibers angeordnet.

Pflegedienst-Leiter: "Leider fehlt bei einigen Bewohnern die Einsicht"

"Einige unserer Bewohner sind teilweise pflegebedürftig, ein großer Teil von ihnen ist aber noch sehr mobil und agil, geht einkaufen und spazieren", sagte Chickowsky. Man habe alle Maßnahmen gegen eine Infektion mit dem Coronavirus getroffen, informiert und auch Schutzmasken verteilt, sagte der Geschäftsführer. "Doch leider fehlt bei einigen der Bewohner die Einsicht."

Viele von ihnen würden sich trotz mehrfacher Aufforderungen, Abstand zu halten beziehungsweise in ihren Wohnungen zu bleiben, im Garten der Anlage treffen, beispielsweise in der Raucherecke im Freien.

Nach Angaben des Geschäftsführers wurden alle 20 Mitarbeiter in den Urlaub geschickt. "Bevor die Heimbewohner aus dem Krankenhaus entlassen werden und zurückkehren können, werden wir alle Mitarbeiter testen lassen, um sicherzugehen, dass sie das Virus nicht in die Einrichtung bringen." Zudem werden alle Räume und Wohnungen desinfiziert. "Wir stehen in engem Kontakt mit der Senatsverwaltung für Gesundheit." Chickowsky rechne damit, dass die Patienten erst in 10 bis 14 Tagen zurückkehren können

Corona-Krise in Berlin: Etliche Fälle in Senioreneinrichtungen

Seit Beginn der Corona-Pandemie hat es bundesweit etliche Covid-19-Ausbrüche in Pflegeheimen gegeben. Dabei steckten sich zahlreiche Bewohner und Pfleger an, viele Menschen sind gestorben.

In Berliner Seniorenheimen haben sich bislang 186 Bewohner und 98 Mitarbeiter nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. 38 Bewohner seien an einer Erkrankung gestorben, sagte der Sprecher der Gesundheitsverwaltung, Moritz Quiske, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Ihm zufolge sind 48 Einrichtungen betroffen.

Bereits seit einigen Tagen verhandelt die Verwaltung laut Quiske mit den zuständigen Verbänden über großflächige Tests in Senioren-Einrichtungen auf freiwilliger Basis.

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( bee/ag )