Potsdam. Für viele Menschen sind Windkraftanlagen eine Alternative zur Stromgewinnung aus Kohle, für andere wegen der Eingriffe in die Landschaft ein Fluch. Mittlerweile sinkt die Zahl neuer Anlagen - und damit gibt es auch weniger Ausgleichszahlungen.
Die Ausgleichszahlungen für Bauvorhaben, die Natur und Landschaft in Brandenburg beeinträchtigen, sind im vergangenen Jahr abermals deutlich zurückgegangen. Die vor allem von den Betreibern von Windkraftanlagen an das Land überwiesenen Gelder betrugen 2019 rund 6,2 Millionen Euro, etwa 2,2 Millionen weniger als 2018. Das teilte das Umweltministerium auf eine Anfrage der Landtagsfraktion der Freien Wähler mit. 2017 hatten sich die Einnahmen noch auf 10,8 Millionen Euro belaufen.
Eingriffe in Natur und Landschaft durch Bauvorhaben müssen die Verursacher ausgleichen. Das betreffe große Investitionsvorhaben wie den künftigen Hauptstadtflughafen BER, aber auch Gewerbegebiete und Funkmasten, erklärte ein Sprecher der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg der Deutschen Presse-Agentur. Die Stiftung fördert Naturschutzprojekte.
Ein Erlass des Brandenburger Agrarministeriums vom Januar 2018 regelt speziell die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für Windräder. Die für Windkraftanlagen zuständige Zulassungsbehörde legt fest, wie ein Eingriff in die Natur ausgeglichen werden muss, etwa durch einen Begleitplan zur Landschaftspflege. Können Anlagenbetreiber keinen Ausgleich schaffen, werden sie zur Kasse gebeten.
Der Zahlungsrückgang sei vor allem eine Folge der sinkenden Zahl neuer Windkraftanlagen, erläuterte der Stiftungssprecher. Häufig verzögerten sich Zahlungen um Jahre, so wenn der Anlagenbetreiber Beschwerde gegen die Auflagen der Behörde eingelegt hat.
Ende 2019 waren in Brandenburg 3818 Windkraftanlagen in Betrieb, nur 59 mehr als ein Jahr zuvor. Ende 2015 gab es laut Umweltministerium im Land 3334 Windkraftanlagen, 148 mehr als ein Jahr zuvor. Im Jahr 2016 betrug die Zunahme 213 Anlagen, 2017 dann 145 und 2018 nur noch 67.
Seit ihrer Gründung 1995 hat die Stiftung nach eigenen Angaben mehr als 120 Millionen Euro für Schutz und Pflege der märkischen Natur aufgewandt. Rund 50 Millionen Euro entstammten nahezu ausschließlich aus den Ersatzzahlungen für Windkraftanlagen. Damit seien mehr als 750 Naturschutzprojekte auf den Weg gebracht worden.
So habe das Wasser des Wrietzensees (Uckermark) maßgeblich verbessert werden können, nachdem es sich durch die intensive Düngung der angrenzenden Äcker und das Aussetzen bestimmter Karpfenarten zu DDR-Zeiten stark verschlechtert hatte. Obendrein hätten Schutzmaßnahmen geholfen, den Zufluss schädlicher Nährstoffe aus der Landwirtschaft zu verringern. Auch Fischarten, die das Gleichgewicht des Sees gestört, seien verstärkt abgefischt worden.
dpa