Anschlag in Berlin

Untersuchungsausschuss befragt Wegbegleiter von Amri

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Anis Amri, der Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt, spähte offenbar wenige Wochen vor seiner Tat potenzielle andere Anschlagsziele aus.

Anis Amri, der Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt, spähte offenbar wenige Wochen vor seiner Tat potenzielle andere Anschlagsziele aus.

Foto: Montage: Berliner Morgenpost / dpa

Der Islamist wird aus dem Gefängnis zur Vernehmung gebracht. Eigentümliche Haftbeschwerde wirft Fragen auf.

Der Untersuchungsausschuss des Bundestages zur Aufklärung des Behördenhandelns im Falls des Anschlags vom Breitscheidplatz im Dezember 2016 wird in seiner Sitzung am Donnerstag einen engen Wegbegleiter des späteren Attentäters Anis Amri vernehmen. Der Zeuge Emrah C. galt als Führungsfigur der islamistischen Fussilet-Moschee in Berlin-Moabit und kannte auch den späteren Attentäter Amri.

Ende 2016 – wenige Wochen vor dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz – hatte Emrah C. versucht, in die dschihadistischen Kampfgebiete der Terrormiliz „Islamischer Staat“ in Syrien auszureisen. Das Berliner Kammergericht verurteilte ihn daher vor rund einem Jahr zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zehn Monaten.

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Für die Vernehmung vor dem Untersuchungsausschuss wird Emrah C. von Justizbediensteten aus der Justizvollzugsanstalt Heidering in Brandenburg in das Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages gebracht. Die Abgeordneten dürften sich von C. Aufklärung über die Verhältnisse in der Fussilet-Moschee versprechen.

Emrah C. reichte Haftbeschwerde ein

Vermutlich wird Emrah C. auch zu einer Haftbeschwerde befragt werden, die der Islamist im Mai 2017 während seiner Untersuchungshaft an das Amtsgericht Tiergarten richtete. Die Berliner Morgenpost und der RBB konnten in das handschriftliche Schreiben Einsicht nehmen.

Emrah C. beschwerte sich darin, man versuche ihn „fertig zu machen“. Außerdem schrieb der in der Türkei geborene C.: „Das LKA (Landeskriminalamt) soll bitte sagen, wer ich bin.“ Aus Sicht der Abgeordneten könnte diese Formulierung die Vermutung nahelegen, es habe eine Zusammenarbeit zwischen Landeskriminalamt und Emrah C. gegeben, über die die Staatsanwaltschaft womöglich nicht informiert war.

Anis Amri fuhr am 19. Dezember 2016 mit einem Lkw über den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz und tötete dabei elf Menschen. Zuvor hatte er bereits den Fahrer des Fahrzeugs erschossen. Der Deutsche Bundestag, das Berliner Abgeordnetenhaus und der Landtag von Nordrhein-Westfalen setzten danach Untersuchungsausschüsse ein, um die Versäumnisse der Sicherheitsbehörden in dem Fall aufzuklären.

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