Berlin. Razzia gegen eine vietnamesische Schleuserbande: Die Bundespolizei ist mit 700 Kräften im Einsatz. Sechs Beschuldigte wurden verhaftet.
Am Dienstag ging die Bundespolizei mit einem Großaufgebot gegen eine vietnamesische Schleuserbande vor. Laut Jens Schobranski, Sprecher der Berliner Bundespolizei-Direktion, waren 700 Kräfte bei Razzien in insgesamt sieben Bundesländern im Einsatz, der von der Berliner Staatsanwaltschaft geleitet wurde. Der Schwerpunkt hätte dabei in Berlin gelegen, wo 22 der insgesamt 32 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht wurden.
Die Schleuserbande besteht laut Schobranski aus 13 Beschuldigten. Sie stünden im Verdacht des banden- und gewerbsmäßigen Einschleusens von Ausländern. Sechs von ihnen seien mit Haftbefehl gesucht und gestellt worden. Weitere 30 Personen, deren Identität und Aufenthaltsstatus noch zu klären sei, habe man vorläufig festgenommen.
Vietnamesische Schleuserbande soll 155 Menschen illegal nach Europa gebracht haben
Die Bande soll mindestens 155 Vietnamesen mit gefälschten Visa nach Europa eingeschleust haben. Dabei seien die Menschen zunächst mit dem Flugzeug nach Europa gereist und dann mit dem Auto von Rumänien, der Slowakei oder Polen nach Berlin weitertransportiert worden.
Die Ermittlungen wurden durch Bundespolizeiinspektion „Kriminalitätsbekämpfung“ in Halle (Saale) geführt, das im Gebiet der Direktion Pirna (Sachsen) liegt. Dessen Präsident André Hesse sagte, dass man ein aktives Schleusernetzwerk durch den Einsatz zerschlagen hätte. „International agierenden Tätern Straftaten nachzuweisen, gestaltet sich in der polizeilichen Praxis häufig als schwierig, aber, wie im vorliegenden Verfahren eindrucksvoll erkennbar, nicht als unmöglich.“
Im Fokus steht demnach eine Organisation, die in Deutschland, Rumänien und Vietnam verschiedene Firmen im Reise-, Import/Export- und Personalvermittlergewerbe betreibt. Tatbeteiligte hätten die Logistik genutzt, um den Transport der einzuschleusenden Personen von Vietnam nach Deutschland zumindest teilweise abzudecken und Gelder zu transferieren.
Razzia bei vietnamesischen Schleusern: Ermittlungen seit Dezember 2018
„Ausgangspunkt des Verfahrens war eine Feststellung im tschechischen Grenzgebiet im Dezember 2018“, so der Berliner Bundespolizei-Sprecher Schobranski weiter. Dort habe man damals mehrere illegal eingereiste Vietnamesen in einem Auto angetroffen und die Ermittlungen übernommen. Schnell sei klar gewesen, dass Berlin der Schwerpunkt der Schleusungen war. Dort seien die Vietnamesen festgehalten worden, bis in ihrer Heimat für die Schleusung gezahlt worden sei, um etwa nach Frankreich, Großbritannien oder Belgien weiterzureisen – umgerechnet zwischen 4500 und 18.000 Euro.
Die Razzien fanden neben Berlin auch in Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern), Bühl (Baden-Württemberg), Koblenz (Rheinland-Pfalz), Wiesbaden (Hessen), Zetel (Niedersachsen) sowie Oschatz (Sachsen) statt und dauerten bis zum Dienstagnachmittag an. Die Mitglieder der Bande halten sich laut Schobranski zum Teil selbst illegal in Deutschland auf. Daher müssten auch ihre Personalien genauer überprüft werden.
Bei Razzia auch zahlreiche Beweismittel sichergestellt
Bei den Durchsuchungen hat man laut Bundespolizei auch zahlreiche Beweismittel sichergestellt – darunter Telefone und Tablets, kopierte Pässe, Reiseunterlagen und einen mittleren vierstelligen Bargeldbetrag. Die Auswertung der Beweismittel dauert an.