Berlin. Es ist eine gewaltige Summe: 12,2 Milliarden Euro will die Deutsche Bahn in diesem Jahr bundesweit in Schienen, Technik und Bahnhöfe investieren. 840 Millionen Euro davon steckt der Konzern in Weichen, Gleise und Stationen in Berlin und Brandenburg.
„Es ist gut, dass die Weichen vom Bund gestellt wurden, damit wir das Netz in Schuss halten können“, sagte Alexander Kaczmarek, Bevollmächtigter der Deutschen Bahn für das Land Berlin.
Doch wo so eine gewaltige Summe investiert wird, geht das nicht spurlos an den Fahrplänen vorbei. Fahrgäste der Berliner S-Bahn müssen sich deshalb auf einige, teils längerfristige Sperrungen im Netz einstellen. Bauarbeiten ließen sich in einem so stark beanspruchten System nicht vermeiden, erklärte Kaczmarek. Sie seien auch für den künftigen Betrieb wichtig. Baue man jetzt nicht, bedeute das irgendwann noch mehr Sperrungen.
S-Bahn Berlin: Auf diesen Strecken gibt es 2020 Sperrungen
- Südlicher S-Bahnring: Erneuerung der Gleise
- S41, S42 Treptower Park – Tempelhof: 25. Juni bis 27. Juli; 6. bis 9. November
- S 45 Neukölln – Baumschulenweg: 25. Juni bis 17. August, 6. bis 9. November; 20. bis 23. November - Berlin-Nordost: Erneuerung der Gleise und Bau von vier Eisenbahnbrücken
- S2 Buch – Bernau: 13. Juli bis 17. August
- S2 Blankenburg – Buch: 17. bis 28. September - Stadtbahn: Erneuerung der Weichen
- S3, S5, S7, S9 Ostbahnhof – Alexanderplatz: 27. Juli bis 3. August
- S3, S5, S7, S9 Warschauer Straße - Alexanderplatz: 13. bis 16. November, 20. bis 23. November
- S3, S5, S7, S9 Friedrichstraße – Tiergarten: 16. bis 21. September
- S3, S5, S7, S9 Tiergarten – Westkreuz: 27. bis 30. November - Berlin-Südwest: Erneuerung der Gleise und Weichen sowie Bau einer Straßenüberführung
- S1 Zehlendorf - Wannsee: 5. bis 25. Mai
- S1 Friedenau bis Zehlendorf: 7. bis 10. August; 14. bis 17. August - Linie S5 im Osten: Inbetriebnahme des elektronischen Stellwerks, Erneuerung der Gleise und Gleisneubau
- An den Wochenenden zwischen Januar und Mai wird die Strecke nach und nach abschnittsweise gesperrt
- Mahlsdorf - Hoppegarten: 20. bis 31. März
- Mahlsdorf - Strausberg: 31. März bis 20. April
- Friedrichsfelde Ost – Strausberg Nord: 9. bis 26. Oktober
- Mahlsdorf – Strausberg Nord 26. Oktober bis 2. November - Linie S7 im Osten: Austausch der Iso-Stöße und Einführung des elektronischen Stellwerks
- An den Wochenenden zwischen Mai und September wird die Strecke nach und nach abschnittsweise gesperrt
- Lichtenberg - Springpfuhl: 3. bis 10. August - Dresdner Bahn:
- S2 Priesterweg - Blankenfelde: 25. Mai bis 22. Juni - Köpenick: Erneuerung der Weichen und Dach am Bahnhof Karlshorst
- S3 Köpenick - Friedrichshagen: 20. bis 25. Mai
- S3 Ostkreuz bis Köpenick: 25. Juni bis 13. Juli - Berlin-Nordwest: Einführung des elektronischen Stellwerks und Zugbeeinflussungssystems
- S25 Schönholz - Hennigsdorf: Acht Wochenenden im März und April
- S25 Tegel - Hennigsdorf: Vier Wochenenden im Mai und Juni - Pankow: Bau einer Lärmschutzwand
- S2, S8, S85 Bornholmer Straße - Pankow: 9. bis 12. Oktober; 30. Oktober bis 2. November - Oranienburg: Neubau einer Eisenbahnbrücke
- S1 Birkenwerder - Oranienburg: 3. bis 4. Mai; 9. bis 16. November - Potsdam: Neubau einer Straßenüberführung
- Babelsberg - Potsdam Hauptbahnhof: 28. Februar bis 2. März; 3. bis 6. April; 3. bis 6. Juli; 11. bis 14. September; 30. Oktober bis 2. November
S-Bahnlinie S1 im Frühjahr wochenlang unterbrochen
Denkt Jens Wieseke an die neuerlichen Sperrungen auf der S-Bahnlinie S2 im Nordosten Berlins, fällt es ihm schwer, noch irgendetwas Aufmunterndes zu sagen. „Die Menschen sind wirklich gequält“, so der stellvertretende Vorsitzende des Berliner Fahrgastverbands Igeb. Auch, dass die Bahn in Zeiten der unterbrochenen Bahnlinien Busse einsetzte, habe in der Vergangenheit kaum geholfen. „Da war der Schienenersatzverkehr kein Ersatz.“
Doch auch der Igeb-Sprecher weiß, dass es zu den Arbeiten keine Alternative gibt. „Wir haben in Berlin die Besonderheit, dass wir im Bundesdurchschnitt relativ viele ältere Brücken haben“, sagt Wieseke. Viele seien bereits um die hundert Jahre alt. „Diese Brücken müssen jetzt eben ersetzt werden.“
Auch im Regional- und Fernbahnnetz kommt es in den kommenden Monaten zu baubedingten Streckenausfällen. Zwischen Spandau und Wustermark wird die Strecke wegen Weichenerneuerungen vom 8. bis zum 18. Mai gesperrt. Von Falkensee nach Brieselang (18. Februar bis 2. März) und nach Spandau (6. bis 14. März, 18. bis 23. März) kann im Frühjahr mehrfach nur ein Gleis genutzt werden, was den Betrieb auf der stark befahrenen Strecke einschränken wird.
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Fahrt Berlin – München dauert 45 Minuten länger
Alle Fahrgäste, die zwischen Berlin und München unterwegs sind, bekommen die Sperrung der Strecke von Ludwigsfelde nach Jüterbog voll zu spüren. Vom 5. Oktober bis zum 12. Dezember wird die Verbindung gesperrt. Die Fernzüge Richtung München und Frankfurt/M. werden stattdessen über Dessau geführt – und brauchen rund 45 Minuten länger. Ein erheblicher Zeitverlust auf der Parade-Schnellstrecke der Bahn. „Das ist schmerzhaft“, sagt Kaczmarek. „Das ist eine Strecke, die gut läuft und auf der die Fahrgastzahlen explodieren.“
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Um Ausfallzeiten für die Fahrgäste möglichst gering ausfallen zu lassen, werden die Bauarbeiten auf der Strecke optimiert, erklärt Kaczmarek. Auch wenn dadurch zusätzliche Kosten anfielen. „KuBa“ heißt das Projekt. Mit der karibischen Insel hat das nichts zu tun. Die Abkürzung steht bei der Deutschen Bahn für „Kundenfreundliches Bauen“. Beim Austausch der Gleisanlagen zwischen Jüterbog und Ludwigsfelde werden dafür bereits im Werk 30 Weichen vormontiert. 1,3 Millionen Euro kostet die Maßnahme. „Das ist uns die Sache wert, dass die Strecke rechtzeitig in Betrieb geht“, sagt Kaczmarek. Damit der gesperrte Streckenabschnitt auf der südlichen Ringbahn möglichst klein gehalten werden kann, werde für den Antransport der Baumittel das daneben verlaufende Gütergleis genutzt. „Wir bauen alles aus dem Güterbahngleis heraus.“ Die zusätzlichen Kosten dafür lägen bei 1,2 Millionen Euro.
Doch auch „KuBa“ könne nicht verhindern, dass es zu Sperrungen kommt, sagt Kaczmarek. 840 Millionen Euro in diesem Jahr im Netz zu verbauen, ohne dass es zu Einschränkungen komme, sei schwierig. Die Bahn versuche, die Folgen für die Kunden so gering wie möglich zu halten, so der Bahnbevollmächtigte. Jedoch: „Auf dem Gleis, das man auswechselt, kann man nicht fahren.“
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