Neues Museum

Technikmuseum will im Flughafen Tempelhof Flugzeuge zeigen

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Joachim Fahrun
In einem Hangar im Flughafen Tempelhof sollen Flugzeuge des Technikmuseums ausgestellt werden.

In einem Hangar im Flughafen Tempelhof sollen Flugzeuge des Technikmuseums ausgestellt werden.

Foto: gmp architekten

Neue Attraktion für Berlin: Das Technikmuseum will im Hangar 6 des früheren Flughafens Tempelhof eine Luftfahrt-Ausstellung einrichten.

Berlins Politik tut sich schwer mit zwei landeseigenen Riesen-Gebäuden. Weder für das Internationale Congress Centrum (ICC) in Charlottenburg noch für das Terminal des früheren Flughafens Tempelhof sind kurzfristige Lösungen in Sicht.

Für Tempelhof hat jetzt aber das Deutsche Technikmuseum (DTM) einen Vorschlag vorgelegt, der zumindest für einen Teil des Gebäudes eine sinnvolle Nutzung verspricht: Der Hangar 6 könnte zu einem Museum für Flugzeuge und Luftfahrt werden. Das Technikmuseum hat neben dem an der Fassade des Hauptgebäudes am Gleisdreieck hängenden Rosinenbomber zahlreiche weitere Fluggeräte in seiner Sammlung. Viele davon stehen eingemottet in Brandenburger Hangars. DTM-Vizedirektor Joseph Hoppe ist sicher, dass solch eine Schau eine Attraktion für Berlin werden könnte. „Flugzeuge mit Geschichte brauchen einen Ort mit Geschichte“, sagte Hoppe.

Flughafen Tempelhof hat größeren Sanierungsbedarf als erwartet

Das Konzept des Technikmuseums unter dem Titel „Zentrum Luftverkehr“, das die Zeit von den Anfängen der Luftfahrt bis zu den zukünftigen Perspektiven des Fliegens umspannen soll, ist jetzt dem Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses zugegangen. Die Parlamentarier, die über die Finanzen des Landes entscheiden, hatten die Ideenskizze angefordert, als sie Ende November 2019 über das Thema Tempelhof diskutierten.

Zwar hat die rot-rot-grüne Koalition festgelegt, das Gebäude mit seinen 200.000 Quadratmetern Nutzfläche als Standort für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft nutzen zu wollen. Auch Verwaltung soll dort unterkommen. Aber der Sanierungsbedarf hat sich als größer als erwartet erwiesen. Die 131 Millionen Euro, die im Sonderinvestitionstopf des Landes für den Riesen-Komplex bereit stehen, werden keinesfalls reichen, um auch nur die drängendsten Wünsche zu erfüllen. Interessenten gibt es hingegen jede Menge. „Wir haben es mit einer Überbuchung des Sehnsuchtsortes zu tun“, stellte Bau-Staatssekretär Sebastian Scheel (Linke) fest.

Flughafen Tempelhof hat sieben große Hangars

Bei der Tempelhof Projekt GmbH, die im Auftrag des Landes das Terminalgebäude managt, saniert und vermietet, genießt das Vorhaben des DTM jedoch große Sympathie. Der Aufsichtsrat hat beschlossen, eine Machbarkeitsstudie erstellen zu lassen. Es wird zudem diskutiert, ohne Umbau mehr Flugzeuge als den bisher einen Rosinenbomber auf dem Rollfeld zu zeigen. „Wir haben sieben große Hangars, da drängt es sich fast auf, einen Teil davon für Flugzeuge zu nutzen“, sagte Geschäftsführerin Jutta Heim-Wenzler der Berliner Morgenpost.

Das Konzept des Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner verzichtet darauf, den gesamten Hangar für höchste museale Ansprüche etwa bei der Klimatisierung herzurichten. Zwar soll der Riegel der Bürobauten, die an der Landseite innerhalb des Hangars stehen, schon als Ausstellungsflächen umgebaut werden. Die Architekten wollen aber diesen geschützten Bereich mit einer Glasscheibe vom eigentlichen Hangar abtrennen. Dort könnten dann die Flugzeuge stehen, die Besucher auch über eine Galerie von oben betrachten könnten.

Alliierten-Museum im Flughafen Tempelhof würde 100 Millionen Euro kosten

Ein solcher Umbau dürfte nach Meinung von Experten zwar auch einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Er wäre aber immer noch deutlich billiger als das, was der Bund für den benachbarten Hangar 7 vorsieht. Hier soll das Alliiertenmuseum aus Zehlendorf einziehen. Das Projekt ist jedoch auch wegen der hohen Kosten von rund 100 Millionen Euro derzeit angehalten. Denn die Nachbarhalle soll vollständig nach musealen Anforderungen hergerichtet werden, inklusive unterirdischer Depots und kompletter Klimatisierung.

„Es ist naheliegend, einen Hangar dafür zu nutzen, wofür er einmal gebaut wurde, nämlich um Flugzeuge dort rein zu stellen“, so der kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Frank Jahnke. Die CDU sieht das ähnlich. Man solle nicht warten, bis man eine Gesamtlösung für das Gebäude habe, so der Abgeordnete Christian Goiny.

Auf dem Dach des Flughafens Tempelhof soll Geschichtsgalerie Besucher informieren

Der Grünen-Finanz- und Kulturpolitiker Daniel Wesener findet den Plan charmant, warnt aber vor zu hohen Erwartungen. Der Zustand des Gebäudes sei sehr schlecht. Ehe man einzelne Ideen verfolge, brauche es einen Gesamtplan für die Sanierung.

Auch bei Kultursenator Klaus Lederer (Linke) steht eine Dependance des Technikmuseums nicht weit oben auf der Liste der Prioritäten. Bislang sind in Tempelhof kleinere Schritte zur Öffnung vorgesehen. So saniert die Tempelhof Projekt GmbH zunächst den Kopfbau-West und den Tower für 30 Millionen Euro. Auf dem Flughafendach soll ab 2022 abschnittsweise eine 1,2 Kilometer lange Geschichtsgalerie Besucher informieren. Für den Pfad auf dem Dach sind 22 Millionen Euro vorgesehen. Günstiger wurde das Besucherzentrum, das am Freitag im ehemaligen Revuetheater nahe der Haupthalle eröffnet. Dafür waren 2,1 Millionen Euro veranschlagt.