Berlin. Knapp 470.000 neu gepflanzte Bäume sollen den Verlusten entgegenwirken. Bevorzugt sind heimische Arten wie Eichen, Linde und Feldahorn.
Die anhaltende Trockenheit und Stürme in den Sommermonaten haben dazu geführt, dass im Berliner Stadtgebiet immer wieder Bäume gefällt werden müssen. Wo zu den schwierigen Witterungsbedingungen Krankheitsbefall kam, führte dies dazu, dass viele Bäume gerade die beiden vergangenen Sommer nicht überlebten. Allein 2018 mussten in ganz Berlin 6228 Straßenbäume gefällt werden – und immer wieder regt sich dann Bürgerprotest.
In Berlin soll aber nicht nur gefällt, sondern auch gepflanzt werden – allein im Herbst 2019 wurden insgesamt 310.650 Bäume in den Berliner Wäldern gepflanzt, teilte die Senatsumweltverwaltung auf eine kleine Anfrage der AfD im Abgeordnetenhaus mit. Rechnet man das Berliner Umland hinzu, sind es sogar 468.240 Bäume. Gepflanzt werden vor allem heimische Arten wie Eiche, Linde oder Feldahorn. Die Anfrage sollte klären, ob der Berliner Senat seinen Pflanzplänen für die Monate Oktober bis Dezember 2019 auch gefolgt ist, die Umweltsenatorin Regine Günther (Grüne) im Herbst angekündigt hatte.
Mit 322.850 Bäumen pflanzte Köpenick den größten Teil
Vorgesehen waren 335.000 Bäume, die allein im Rahmen des Mischwaldprogramms auf dürrebedingt von Ausfall betroffenen Flächen gepflanzt werden sollten. Das sind 80.000 mehr als üblich. Zusätzlich sollten 35.000 Bäume für ergänzende Pflanzungen in Flächen mit überwiegender Naturverjüngung vorgesehen sein. Die Niederschläge im Oktober 2019 hätten ermöglicht, kurzfristig weitere Nachpflanzungen vorzunehmen. In den Sommermonaten hingegen hätten Trockenheit und hohe Temperaturen Neupflanzungen nicht möglich gemacht.
Auf die Bezirke verteilen sich diese wie folgt: Den Mammutteil hat ganz klar das Forstamt Köpenick übernommen. 322.850 Bäume wurden in dem Randbezirk im Südosten Berlins gepflanzt. Im Grunewald sind 58.150 neue Bäume hinzugekommen. 49.890 sind es Pankow, 37.350 in Reinickendorfer Ortsteil Tegel. Auffallend ist die Randlage der Pflanzstätten.
2000 Euro kostet ein neu gepflanzter Baum
Für die Pflanzung und Pflege eines neu gepflanzten Straßenbaums werden durchschnittlich 2000 Euro benötigt. Drei Jahre werden die Jungbäume, die in einer Baumschule vorgezogen werden, umsorgt und gewässert. Weil das viel Geld ist, das die Bezirke dafür aufbringen müssen, hat der Berliner Senat die Kampagne „Stadtbäume für Berlin“ gestartet. Dabei werden Spenden durch Private gesammelt. Kommen mindestens 500 Euro für einen Baum zusammen, gibt der Senat aus Landesmitteln den Rest dazu.
Seit Beginn der Aktion im Jahr 2012 sind so mit Stand Montagabend 1.598.756 Euro zusammengekommen. Bis zum 15. Februar läuft offiziell die Pflanzperiode für Jungbäume. Diesmal werden die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf, Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Pankow bedacht. Sammelaktionen wie diese gehen nicht nur vom Senat aus. Spenden- und Sponsoring-Aktionen gibt es seit vielen Jahren deutschlandweit. Denn dass die Zahl der Straßen- und Parkbäume sinkt, ist nicht neu.
Bereits im Zweiten Weltkrieg wurde die Zahl der Bäume dezimiert
Auch der Zweite Weltkrieg hat die Straßenbäume damals stark dezimiert. Nach Angaben des Senats seien allein 250.000 Bäume der Zerstörung zum Opfer gefallen. Seit dieser Zeit versuche man, die Zahl kontinuierlich zu erhöhen oder zumindest zu halten. Nach der Wiedervereinigung hatte man insgesamt etwa 370.000 Straßenbäume in Berlin registriert. 7000 Exemplare habe man dann in den wetterbedingt schwierigen Jahren 2017 und 2018 verloren.
Zahlen aus dem Jahr 2018 zeigen, dass die Zahl der Neupflanzungen die Verluste Wettereinflüsse und Krankheiten bisher nicht ausgleichen konnte. Denn nicht nur die Bäume im Stadtgebiet leiden, sondern auch die in den Berliner Wäldern, die etwa 16.000 Hektar der Hauptstadt ausmachen. Der Waldzustandsbericht des vergangenen Jahres verdeutlichte, dass neun von zehn Waldbäumen Schäden aufzeigen.
Der Bericht zeichnete ein düsteres Bild für Eichen und Kiefern. Stichproben hätten bei 59 Prozent der Eichen und 23 Prozent der Kiefern Schäden zutage gefördert. Bereits zum Vorjahr ist dies ein deutlicher Anstieg. Die missliche Lage sei vor allem durch Wassermangel bedingt gewesen, hieß es. Bäume hätten darauf mit Laub- und Astabwurf reagiert. Ganz neu ist ein solches Extrem allerdings nicht. Zwischen 2003 und 2005 hat es eine ähnlich lang anhaltende Trockenheit gegeben. Danach konnte sich die Natur allerdings zunächst erholen.