Pläne für das Jahr 2020

Breitscheidplatz, Thai-Wiese, U5: Die Vorhaben der Bezirke

| Lesedauer: 9 Minuten
Carolin Brühl, Patrick Goldstein und Jessica Hanack
Poller stehen vor dem Breitscheidplatz.

Poller stehen vor dem Breitscheidplatz.

Foto: pa

In den Berliner Bezirken müssen zahlreiche Probleme gelöst werden. Wir geben einen Überblick, was im Jahr 2020 angepackt wird.

Berlin. Wie weiter mit der Siemensbahn? Was passiert mit der Thai-Wiese im Preußenpark? Kehren die Parkplätze auf der Karl-Marx-Allee zurück? Zahlreiche Probleme müssen in den Bezirken angegangen werden. In unserer neuen Serie blicken wir auf Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Spandau.

CHARLOTTENBURG-WILMERSDORF

Olivaer Platz Nach fast zwei Jahren Wüste auf dem Olivaer Platz passiert nun etwas auf dem Areal, das einmal ein Park war und es voraussichtlich bis Sommer 2020 wieder werden soll. Statt der Imbiss-Bude wird gerade ein festes Bauwerk errichtet, in das ein Café mit Terrasse einziehen soll. Der Siegerentwurf von Rehwaldt Landschaftsarchitekten aus Dresden sieht vor, die Anlage mit Wiesen und großen Sichtachsen neu zu gestalten.

Hier lesen Sie Teil 2 der Serie.

Haus der Teilhabe Wegen der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes, das am 1. Januar in Kraft trat, ziehen Teile des Sozialamts Charlottenburg-Wilmersdorf bis Mitte des Jahres in das Dienstgebäude am Hohenzollerndamm 176. „Die rund 2000 körperlich eingeschränkten Menschen des Bezirks können dort dann Sozialleistungen an einem Ort aus einer Hand beziehen“, sagt Sozialstadtrat Detlef Wagner (CDU). Die Behörde setzt dabei auch auf Synergieeffekte mit dem Gesundheitsamt, das ebenfalls in diesem Gebäude untergebracht ist.

Digitalisierung der Verwaltung 1920 wurde Groß-Berlin gegründet. Seitdem ist die Berliner Verwaltung von Zweistufigkeit geprägt, in der den Bezirken erhebliche Bedeutung zukommt. 100 Jahre später sind Modernisierung und Weiterentwicklung erforderlich – insbesondere auf digitaler Ebene. Charlottenburg-Wilmersdorf ist Pilotbezirk im Land Berlin für die IT-Migration zum landeseigenen IT-Dienstleistungszentrum (ITDZ). Es begleitet die Digitalisierung von Leistungen und Prozessen, setzt das E-Government-Gesetz von der Datenmigration bis zur Einführung der elektronischen Akte um. „Wir haben uns bereit erklärt, hier den Anfang zu machen“, sagt Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD). Sobald im City-West-Bezirk alles so läuft, sollen in den nächsten Jahren auch die anderen Bezirke schrittweise folgen.

Sicherheit für den Breitscheidplatz Nach massiver Kritik an den temporären Sicherungsmaßnahmen für den Breitscheidplatz soll 2020 nun ein dauerhaftes Konzept umgesetzt werden. Die geplante Kaschierung der Baumaßnahmen durch den Schriftzug „Berlin“ habe den Charme einer westdeutschen Kleinstadt der 70er-Jahre, hatte Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) im Sommer erklärt und eine „Denkpause“ für die künftige Gestaltung gefordert. Inzwischen sagt er, es sei wichtig, dass es endlich zu einer Lösung komme. Umgesetzt werden sollen Maßnahmen, die aus vier Kernpunkten bestehen. Neben dem Schriftzug sollen mit Stahlbändern verbundene Poller den Platz begrenzen, die Mittelstreifen an Tauentzien und Budapester Straße erhöht werden.

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Thai-Wiese im Preußenpark Die Planung für die Umgestaltung der Thai-Wiese im Preußenpark soll Ende Januar vorgestellt werden. Der Bezirk habe für die Umgestaltung 2020 einen sechsstelligen Betrag in die Investitionsplanung eingestellt. „Wir können unmittelbar nach der Vorstellung die Arbeiten ausschreiben“, so Baustadtrat Schruoffeneger. Planungen zufolge soll der Food Markt von der Wiese weg verlegt werden. Die Kleingastronomen können sich dann für einen der neuen festen Stände mit allen erforderlichen Papieren bei einem Marktleiter anmelden. Mehr als 60 Stände soll es allerdings nicht geben.

MITTE


Friedrichstraße wird autofrei
Wie sich die Friedrichstraße ohne Autoverkehr anfühlt, konnten Interessierte bereits ein Wochenende lang im letzten Herbst beobachten. Im Sommer 2020 soll nun die Einkaufsstraße gleich für mehrere Monate gesperrt werden. Die Aktion ist Teil eines Feldversuchs der Senatsverkehrsverwaltung. Sind die Ergebnisse zufriedenstellend, verbessert sich die Aufenthaltsqualität und laufen die Geschäfte der Händler besser, könnte eine dauerhafte Sperrung folgen.

Freifläche am Roten Rathaus Kaum ein Ort in Berlins Zentrum ist trister als die Grünanlagen zwischen Fernsehturm und Spree. 2020 lobt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nun einen Wettbewerb für die Gestaltung des Freiraums am Rathaus- und am Marx-Engels-Forum aus. Doch in vielen Punkten liegen Senat und an der Zukunft der Mitte interessierte Vereine über Kreuz. Die Debatten könnten hitzig werden.

Neue U5 eröffnet Ohne die Dauerbaustelle kennt man Berlins historische Mitte zwischen Rotem Rathaus und Unter den Linden kaum noch. 2020 soll damit Schluss sein. Die neue U-Bahnlinie zwischen Alexanderplatz und Hauptbahnhof soll Ende des Jahres nach über einem Jahrzehnt Bauzeit endlich fahren.

Karl-Marx-Allee Kommen sie zurück oder nicht, das ist die Frage. Auf dem Mittelstreifen der derzeit im Umbau befindlichen Karl-Marx-Allee sollten wieder 173 Parkplätze entstehen. Doch Anfang Dezember warf Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) die bisherigen Planungen über den Haufen. Statt der Parkplätze soll ein Grünstreifen in der Mitte der Straße verlaufen. Doch um das Vorgehen gibt es Streit mit SPD und Linken im Senat – auch weil dadurch der Welterbeantrag für den Straßenzug gefährdet werden könnte. Der Ausgang der Debatte ist offen.

Parkraumbewirtschaftung In Alt-Mitte und Tiergarten-Süd müssen Autofahrer schon heute fürs Parken bezahlen. Ab 2020 wird das auch für die Ortsteile Moabit, Hansaviertel und Gesundbrunnen gelten. In den Gebieten wird in diesem Jahr die Parkraumbewirtschaftung eingeführt. In Moabit und im Hansaviertel sollen im zweiten Halbjahr sechs Parkzonen eingerichtet werden. Am Humboldthain und am Brunnenplatz muss künftig gezahlt werden.

SPANDAU

Siemens-Campus und Siemensbahn Für den geplanten Siemens-Innovationscampus wird gleich Anfang Januar ein Preisgericht den Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs küren. Einige Wochen später will Siemens dann alle Wettbewerbsarbeiten öffentlich ausstellen. Zudem sollen Bürger an der Erarbeitung eines städtebaulichen Masterplans beteiligt werden. Im Februar 2020 startet laut Siemens auch ein hochbaulicher Wettbewerb, um die Planungen zu konkretisieren. Bei der Siemensbahn ist Anfang des Jahres ein Freischnitt der Strecke vorgesehen, zudem soll sich zeigen, ob das historische Viadukt erhalten bleiben kann. Bis Ende 2020 wird das Ergebnis einer Studie für eine mögliche Verlängerung der Siemensbahn bis nach Hakenfelde erwartet.

Spandauer Ufer Auch auf dem Gelände der ehemaligen Post nahe dem Bahnhof Spandau soll nach Möglichkeit der Bau des Viertels „Spandauer Ufer“ beginnen. Dort sind knapp 80 Wohnungen, zwei Hotels, Gewerbe, Cafés, Restaurants und Einzelhandel geplant. Vor allem das 21 Stockwerke hohe Büro-Gebäude wird das Areal künftig prägen. Bis 2023 soll das „Spandauer Ufer“ fertig sein.

Wohnquartier Waterkant Das große neue Quartier an der Havel in Haselhorst wächst: Bis Juni 2020 soll das erste Teilprojekt der Gewobag mit 362 Wohnungen und neun Gewerbeeinheiten fertiggestellt sein. Dann wird sich auch zeigen, wie sich die Verkehrssituation entwickelt. Anwohner beklagen schon jetzt morgendliche Staus, vor allem auf der Daumstraße. Entscheidend wird das Jahr auch für Gewerbetreibende an der Rhenaniastraße, die ihre Flächen für ein weiteres Teilprojekt der „Waterkant“ räumen sollen. Insgesamt entstehen in dem Quartier 2500 Wohnungen.

Altstadt Hier gibt es diverse Projekte, bei denen entweder die Planung vorangetrieben werden soll oder deren Umsetzung läuft. Bauarbeiten stehen unter anderem an der Wasserstraße und der Freilichtbühne an der Zitadelle an. Mit Verzögerung soll zudem der Umbau des Reformationsplatzes starten, dessen Beginn bereits für 2019 vorgesehen war. Im Oktober abgeschlossen werden soll die Sanierung der Musikschule. Im Fokus bei den weiteren Planungen stehen unter anderem der Marktplatz, der ebenfalls umgestaltet werden soll, und ein neuer, öffentlicher Fuß- und Radweg am Stresowufer, auf der von der Altstadt gegenüberliegenden Havelseite.

Alte Musik Vom 15. bis 24. Mai findet ein großes Festival statt: „Spandau macht Alte Musik“ heißt es. Das Fest soll eine neue Plattform für Berlin schaffen, die einerseits Berliner Ensembles eine Bühne bietet und andererseits in Kooperation mit internationalen Künstlern den Bogen ins europäische Ausland spannt. Alte Musik soll so stärker in der Stadt präsent sein. Geboten werden Konzerte, ein Workshop und ein Symposium. Die Senatskulturverwaltung fördert das Spandauer Festival.

In der nächsten Folge geht es um die Bezirke Steglitz-Zehlendorf, Reinickendorf und Marzahn-Hellersdorf.