Berlin. Der landeseigene Krankenhauskonzern Vivantes muss seine Zukunftsaufgaben mit einer neuen Führung angehen. Die Vorsitzende der Geschäftsführung, Andrea Grebe, die seit 2013 an der Spitze des Unternehmens steht, wird keinen neuen Vertrag unterschreiben und im Juni 2020 ausscheiden. Und auch die Aufsichtsratsvorsitzende Vera Gäde-Butzlaff, einst Chefin der BSR und des Energieversorgers Gasag, steigt aus - und das schon zum Ende des Jahres. Auch die Personalchefin Corinna Jendges wird gehen. Sie liege schon lange über Kreuz mit dem Betriebsrat, hieß es aus dem Unternehmen.
Der Rückzug von Vivantes-Chefin Grebe zeichnete sich schon länger ab. Zuletzt hatte es erhebliche Differenzen gegeben mit Vertretern der rot-rot-grünen Koalition. Die Politik drängte die Managerin zu einer Kurskorrektur. Sie sollte die ausgelagerten Töchtergesellschaften für Therapeuten und Reinigungspersonal wieder in den Konzern eingliedern mit der Folge, dass die Mitarbeiter dort ebenso bezahlt werden müssten wie die Stammbelegschaften.
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Grebe reagierte abwehrend und musste per Gesellschafteranweisung gezwungen werden, die Wünsche der Eigentümer umzusetzen. Im Beteiligungsausschuss des Abgeordnetenhauses hatte sich Grebe sehr deutliche Kritik anhören müssen. Die Politiker von Rot-Rot-Grün pochen darauf, dass auch die Landesunternehmen ihr Ziel von „guter Arbeit“ auch umsetzen.
Dabei gingen die Koalitions-Politiker auch über das Ziel hinaus, wie ein Kenner der Materie berichtet. So sollte Grebe auch das Tochterunternehmen für ambulante Pflege wieder eingliedern. Dabei gab es diese Aktivität im Stammhaus gar nicht. Als Teil eines Krankenhausunternehmens dürfe sich Vivantes gar nicht in der ambulanten Pflege engagieren, so dass diese Sparte nun wohl eingestellt werden müsse.
Vivantes-Umbau: Vera Gäde-Butzlaff scheidet vor allem aus persönlichen Gründen aus
Für Vera Gäde-Butzlaff, die 2018 nach dem Ausstieg des Industriemanagers Peter Zühlsdorff kurzfristig den Vorsitz des Aufsichtsrates übernommen hatte, werden vor allem persönliche Gründe für den Abschied genannt. Gleichwohl dürfte es auch der selbstbewussten früheren BSR-Chefin nicht gefallen, dass die Politik verstärkt in die Krankenhauskonzerne hineinregiert. Zühlsdorff hatte das Handtuch geworfen, weil er die Konzentration der Herzmedizin im zu gründenden universitären Herzzentrum an der Universitätsklinik Charité nicht mittragen wollte. Diese gehe auf Kosten von Vivantes, so sein Argument.
Jetzt hat der Senat eine weiterreichende Kooperation zwischen Charité und Vivantes angemahnt. Mit Ex-Gesundheitsstaatssekretär Boris Velter hat der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller einen Koordinator für die Zusammenarbeit eingesetzt. Diese Geschäftsstelle wird von den beiden Konzernen finanziert.
Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) sprach kürzlich im Abgeordnetenhaus von einem „Neustart“, vor dem Vivantes nun stehe. Neben der Kooperation mit der Charité steht das Haus vor der Herausforderung, große Bauvorhaben wie die Komplettsanierung und Erweiterung des Krankenhauses Neukölln abzuwickeln. Die Berliner Politik hat nun die Aufgabe, für eine neue Spitzenkraft für Vivantes den gewünschten Weg zu formulieren, damit Kandidaten wissen, worauf sie sich einzustellen haben. Vorerst wird der Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) vorübergehend den Vorsitz des Vivantes-Aufsichtsrates übernehmen.