Berlin. Der Berliner Lesben- und Schwulenverband beklagt, dass Schimpfwörter auf Schulhöfen oft schwulenfeindlich sind.

Die Berliner Polizei hat im laufenden Jahr 2019 deutlich mehr Übergriffe gegen schwule Männer, Transsexuelle und lesbische Frauen registriert. Bis Ende September dieses Jahres wurden 261 Beleidigungen, Bedrohungen und Angriffe erfasst. Das geht aus der aktuellen Kriminalitätsstatistik vor, die Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Montagvormittag vorgestellt hat. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum waren es nach offiziellen Zahlen 184 Übergriffe.

Kriminalitätsbereich mit großem Dunkelfeld

Die erfassten Tatorte lagen überwiegend in den Bezirken Mitte, Schöneberg, Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln. Die Polizeipräsidentin sprach von einer „zunehmenden Polarisierung in der Gesellschaft“ und einem „Anstieg der Hasskriminalität“ in vielen Bereichen. Gleichzeitig würden mehr Opfer als früher zur Polizei gehen und Anzeigen erstatten, sagte die Polizeipräsidentin. Diese beiden Tendenzen seien der Grund für den Anstieg. Die Polizei geht laut Slowik davon aus, dass es in diesem Kriminalitätsbereich ein großes Dunkelfeld gibt, dass demnach viele Taten nie angezeigt und bekannt werden.

Preisverleihung des Bündnisses gegen Homophobie

Barbara Slowik stellte die Zahlen im Rahmen einer Preisverleihung des Bündnisses gegen Homophobie vor. Für den Respektpreis 2019 des Bündnisses waren das Bode-Museum, das queere Jugendzentrum des Jugendnetzwerks Lambda Berlin-Brandenburg e.V., der Türkische Bund Berlin-Brandenburg e.V. und Vorspiel - Sportverein für Schwule und Lesben Berlin e.V. nominiert.

51 Taten wurden vor Gericht verhandelt

Während der Feierstunde hatte auch Generalstaatsanwältin Margarete Koppers über den Ausgang von Verfahren informiert. In diesem Jahr wurden 51 Taten angeklagt. Überwiegend hätten die Richter Geldstrafen verhängt, in vier Fällen habe es Gefängnis- oder Jugendstrafen für Raubüberfälle oder Körperverletzungen gegeben. Koppers räumte ein, dass die Strafverfolgung oft schwierig sei. Beleidigungen im Internet könnten nicht immer bestraft werden, weil die Täter oft nicht identifiziert werden könnten.

Türkischer Bund sieht Aufklärungsbedarf bei Türken und anderen Migranten

Der Respektpreis 2019 des Bündnis gegen Homophobie wurde an den Türkischen Bund in Berlin-Brandenburg e.V. verliehen. Deren Sprecher, Safter Cinar, sprach das Problem von schwulenfeindlichen Einstellungen unter den Türken und anderen Migranten an. „Man muss zugeben, dass in unserer Community noch mehr Aufklärungsbedarf besteht als in der Mehrheitsgesellschaft.“ Das zu ändern sei eine Herausforderung. Weil Türken sich oft diskriminiert fühlten, sei die Fähigkeit zur Selbstkritik nicht immer ausgeprägt. Jörg Steinert vom Lesben- und Schwulenverband beklagte, dass Schimpfwörter auf Berliner Schulhöfen oft schwulenfeindlich seien. (mit dpa)