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Reederei Riedel bricht zu neuen Ufern auf

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Lutz und Stefan Freise verkaufen Berlins zweitgrößten Personenschifffahrtsbetrieb an Immobilienentwickler. Welche Pläne die neuen Besitzer haben.

Lutz und Stefan Freise verkaufen Berlins zweitgrößten Personenschifffahrtsbetrieb an Immobilienentwickler. Welche Pläne die neuen Besitzer haben.

Foto: Jörg Krauthöfer /Funke MedienGruppe

Lutz und Stefan Freise verkaufen Berlins zweitgrößten Personenschifffahrtsbetrieb. Welche Pläne die neuen Besitzer haben.

Berlin. Die Reederei Riedel befährt ab Januar 2020 unter neuem Besitzer die Berliner Gewässer. Den Verkauf machte das Unternehmen am Montag mit einer Mitteilung publik. Die neuen Eigentümer sind gewissermaßen Nachbarn: Die Immobilienentwickler Uwe Fabich und Holger Jackisch übernehmen den Reedereibetrieb sowie das Hafengelände in Rummelsburg. Fabich und Jackisch gehören bereits die angrenzenden Flächen mit dem alten DDR-Funkhaus und dem Kraftwerk. Der Kaufpreis wurde nicht genannt. Nach Morgenpost-Informationen müssen die neuen Investoren aber einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag aufbringen.

Die bisherigen Geschäftsführer der Reederei Riedel, Lutz und Stefan Freise, sollen zunächst an Bord bleiben und den Übergang begleiten. Dadurch würde der weitere Geschäftsbetrieb wie bisher ermöglicht und Programme sowie Fahrpläne aufrechterhalten, betonte das Unternehmen. Die Reederei Riedel ist nach Stern und Kreis das zweitgrößte Personenschifffahrtsunternehmen in Berlin. Während der Saison beschäftigt Riedel rund 150 Mitarbeiter und ist mit 15 Schiffen auf den Flüssen und Seen Berlins unterwegs.

Reederei als Anlaufpunkt für das Konzert- und Kongressgeschäft

Lutz Freise, der die Reederei gemeinsam mit seinem Bruder Stefan führt, betonte, durch den Eigentümerwechsel die Möglichkeit zu sehen, das Unternehmen in gute Hände zu übergeben. „Durch den Verkauf besteht die Chance, die Reederei Riedel noch besser am Markt zu positionieren und neue Zielgruppen an das Kerngeschäft heranzuführen“, sagte Lutz Freise der Berliner Morgenpost. Neu-Eigentümer Uwe Fabich sagte im Gespräch, die Reederei werde der zentrale Anker bei der Weiterentwicklung des Geländes. „Die Reederei soll der neue Anlaufpunkt für das Konzert- und Konferenzzentrum sein, das wir dort entwickeln werden“, erklärte Fabich.

Für den Immobilienentwickler ist das traditionsreiche Areal im Berliner Ortsteil Oberschöneweide kein Neuland. Mehr als 40 Millionen Euro haben Fabich und Jackisch bislang in Kauf und Umbau von Funkhaus und altem Kraftwerk investiert. Die Reederei liegt gewissermaßen zwischen den Liegenschaften, die bereits den Investoren gehören. Den Erwerb des Fahrgastunternehmens selbst sieht Fabich als „wichtigen Baustein“ für die künftigen Pläne der Projektentwickler. Einerseits sollen die Schiffe von Riedel mit Fahrten aus der Berliner Innenstadt Publikum zu den künftigen Konzerten und Kongressen bringen. Andererseits planen die neuen Besitzer auf dem Hafengelände auch den Bau eines Hotels, um „das Veranstaltungserlebnis abzurunden“, wie Uwe Fabich betonte.

Branche ist überrascht über den Verkauf von Riedel

Fabich, 46 Jahre alt, ist ein weit gereister Geschäftsmann. Der gebürtige Siebenbürgener studierte in Berlin, Hongkong, Singapur, Melbourne und New York und arbeitete später als Investmentbanker in London. Vor etwa zehn Jahren begann er in Immobilien zu investieren, auch in Berlin. Unter anderem gehören ihm der Wasserturm am Berliner Ostkreuz, die Erdmann-Höfe in Kreuzberg und auch der Postbahnhof an der Spree.

Mit der Personenschifffahrt hatte der neue Eigentümer der Reederei Riedel bislang allerdings noch keine Berührungspunkte. Innerhalb der Berliner Branche zeigte man sich am Montag über den Verkauf von Riedel überrascht. Ein branchenfremder Investor, der sich mit derart geringen Renditen zufriedengebe, sei selten, hieß es.

Riedel beförderte 2019 gut 400.000 Passagiere

Den umkämpften Personenschifffahrts-Markt in der deutschen Hauptstadt teilen sich mehr als 40 Unternehmen. Neben den Platzhirschen Stern und Kreis sowie Riedel sind es zum Teil auch Ein-Schiff-Unternehmen, die Personen über die Gewässer Berlins und des Umlands schippern. Etwa 3,5 Millionen Gäste hatten im vergangenen Jahr eine Fahrt bei den Berliner Unternehmen gebucht. Stern und Kreis begrüßte 2018 rund 900.000 Passagiere. Riedel hatte nach eigenen Angaben in diesem Jahr etwa 400.000 Gäste an Bord. Der Jahresumsatz von Berlins zweitgrößtem Schifffahrtsunternehmen liegt bei acht Millionen Euro.

Lutz und sein Bruder Stefan Freise hatten die Reederei Riedel 1996 von den Erben der Gründer Margarete und Heinz Riedel erworben. Die Ursprünge des Unternehmens gehen bereits auf das Jahr 1971 zurück. Damals wurde die Reederei Riedel gegründet und hatte ihren Stammsitz im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. 2012 wurde der Unternehmenssitz zum neu angelegten Hafen Rummelsburg verlegt.

Flotte soll umweltfreundlicher werden

Neben neuen Angeboten liegt der Fokus bei vielen Reedereien in Berlin derzeit vor allem auf der Umrüstung der eigenen Flotte. Die mit Dieselmotoren angetriebenen Schiffe sollen sauberer werden, auch der Berliner Senat macht dafür scharfe Vorgaben. Riedel habe in der eigenen Flotte bislang erst zwei der 15 Schiffe vollständig mit Filtern ausgerüstet. Der Weg zur grüneren Schifffahrt ist allerdings kostspielig: Etwa 100.000 Euro koste die Umrüstung pro Schiff, sagte Lutz Freise. Der neue Eigentümer von Riedel wird wohl noch einmal bis zu zwei Millionen Euro in die Hand nehmen müssen, bis die gesamte Flotte modernisiert ist, schätzte er.