Berlin. Vom 4. bis zum 10. November soll es mehr als 200 Veranstaltungen an den Originalschauplätzen des Mauerfalls von 1989 geben.
Anlässlich des 30. Jahrestags des Mauerfalls am 9. November soll in Berlin mit einer stadtweiten Festivalwoche an die historischen Ereignisse erinnert werden. An den Originalschauplätzen verwandelt sich die Stadt dazu vom 4. bis zum 10. November in ein großes Veranstaltungsgelände. Insgesamt sind mehr als 200 Konzerte, Lesungen, Theater- und Filmaufführungen sowie Diskussionsrunden geplant – zumeist wie 1989 auf der Straße. Insgesamt erwarten die Veranstalter mehr als eine Million Besucher.
Die Veranstaltungen werden an insgesamt sieben Orten stattfinden, die damals Schauplatz der Geschichte vor und nach dem Mauerfall waren. Die historischen Ereignisse sollen dabei mit Freilichtausstellungen beleuchtet werden. „Sie bilden das inhaltliche Rückgrat für alle Programme“, sagte Projektleiterin Simone Leimbach von der verantwortlichen Kulturprojekte GmbH am Freitag bei der Vorstellung des Programms.
30 Jahre Mauerfall in Berlin: Veranstaltungen an sieben historisch wichtigen Orten
Im Fokus stehen dabei die Gethsemanekirche in Prenzlauer Berg als Sammelpunkt der Oppositionellen, der Alexanderplatz, wo am 4. November 1989 Hunderttausende für Demokratie demonstrierten, das Brandenburger Tor, wo die ersten Steine aus der Mauer geschlagen wurden, die ehemalige Stasi-Zentrale, der Schloßplatz als ehemaliger Standort des Palasts der Republik, die East Side Gallery und der Breitscheidplatz.
Letzterer ist einziger Standort im ehemaligen West-Berlin. „Das soll auch ausdrücken, dass die friedliche Revolution keine ostdeutsche Regionalgeschichte war, sondern eine deutsche Revolution“, sagte Tom Sello, Berliner Beauftragter der Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Am Kurfürstendamm solle auf die Rolle West-Berlins eingegangen werden und darauf, „dass die West-Berliner die Ostdeutschen mit offenem Herzen in die Arme genommen haben“.
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3D-Projektionen an Gebäuden und „MauAR“-App
An sechs der sieben Schauplätze können Besucher nach Einbruch der Dunkelheit historische Filmaufnahmen aus den Jahren 1989 und 1990 sehen. Dazu werden großformatige 3D-Projektionen etwa auf die Gethsemanekirche, auf das Alexander- und Berolinahaus am Alexanderplatz, das Europa-Center und die East Side Gallery gestrahlt.
An der Ostfassade des Humboldt Forums soll das Konterfei des 2008 abgerissenen Palasts der Republik zu sehen sein. Mit dem Smartphone und der App „MauAR“ können Besucher außerdem virtuell in die Geschichte eintauchen und zum Beispiel den Verlauf der heute weitgehend verschwundenen Mauer nachvollziehen.

Auf der Straße des 17. Juni wird bereits jetzt das Kunstprojekt „Visions in Motion“ installiert. In Anlehnung an die Transparente der damals Protestierenden konnten 30.000 Menschen ihre Wünsche, Hoffnungen und Ideen für die Zukunft auf kleine Zettel schreiben. Die werden nun zu einem 150 Meter langen Teppich verknüpft, der unweit des Brandenburger Tors durch die Luft schweben soll.
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Mauerfall-Jubiläum: Große Bühnenshow am Brandenburger Tor am 9. November
Zur großen Bühnenshow am Brandenburger Tor werden am Abend des 9. November mehr als 100.000 Besucher erwartet. Sie soll von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnet werden.
Dann treten unter anderem Dirk Michaelis, Anna Loos und Westbam auf. Die Staatskapelle unter der Leitung von Daniel Barenboim spielt Beethovens Fünfte, die Schicksalssymphonie. Daneben sind Zeitzeugengespräche, Lichtshows und ein Feuerwerk geplant.
Neben privaten Sponsoren finanziert der Berliner Senat die Festwoche mit insgesamt zehn Millionen Euro. „Wir feiern den Mut derjenigen, die sich damals getraut haben, die nicht wussten, was ihnen widerfährt, und die das SED-Regime friedlich zum Einsturz gebracht haben“, sagte Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke). Sie hätten unsere heutige Freiheit ermöglicht. Allerdings gelte es auch, der Opfer des SED-Regimes zu gedenken.
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Sonderticket zum Mauerfall-Jubiläum: "Eine Woche lang Berlin erobern"

Verkehrsverbund, BVG und S-Bahn geben zum Mauerfall-Jubiläum einen Sonderfahrschein heraus. Mit dem Ticket zum Preis von 30 Euro kann allein oder zu zweit „eine Woche lang Berlin erobert werden“. Es gilt vom 4. November, 0 Uhr, bis zum 10. November, 24 Uhr, im im Tarifbereich AB. Erhältlich ist es ab 28. Oktober in allen Kundenzentren der S-Bahn sowie an den BVG-Fahrscheinautomaten.
Die S-Bahn bringt außerdem einen limitierten Sonderdruck von 1000 Stück heraus. Dieser wird als Wackelbild produziert. Heißt: Das Bild auf der Rückseite wechselt durch Kippen von der alten S-Bahn aus den 80er-Jahren auf die aktuelle Baureihe 481. Denn 30 Jahre deutsch-deutsche Geschichte sind auch 30 Jahre S-Bahn-Geschichte. Den limitierten Sonderdruck gibt es ab 4. November nur in S-Bahn-Kundenzentren.
Mehr Infos, Analysen und Interviews zum 30. Jahrestag des Mauerfalls finden Sie hier.
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