Berlin. Der Kauf von 6000 ehemaligen Sozialwohnungen in Spandau und Reinickendorf durch die kommunale Wohnungsgesellschaft Gewobag war von Anfang an umstritten. Und das nicht nur, weil die Gewobag die einstmals landeseigenen Wohnungen von Ado Properties, einem Konzern aus Luxemburg, für die Rekordsumme von 920 Millionen Euro erworben hatte. Mieter hatten bereits kurz nach Bekanntwerden des Kaufs im September davon berichtet, dass in ihren Wohnungen Asbest verbaut sei.
Senat bestätigt Verdacht der Asbestbelastung
Der Senat geht zwar nicht davon aus, dass alle 6000 Wohnungen von Asbest betroffen sind, heißt es nun in der Antwort aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf eine parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Andreas Otto (Grüne). „Baujahresbedingt ist jedoch damit zu rechnen, dass die angekauften Bestände zumindest teilweise asbestbelastet sind“, schreibt Senatsbaudirektorin Regula Lüscher in ihrer Antwort. Konkrete Informationen zum Anteil der betroffenen Wohnungen lägen dem Senat jedoch nicht vor. Ebenso sei offen, ob möglicherweise ein Teil der Wohnungen bereits asbestsaniert sei.
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Senatsbaudirektorin: Mögliche Asbestsanierung beim Kauf einkalkuliert
Die Objekte, so die Senatsbaudirektorin weiter, seien im Rahmen der Technischen Immobilienbewertung durch einen Dienstleister begangen und der technische Gebäudezustand beurteilt worden. Wohnungsbesichtigungen seien in diesem Rahmen nicht möglich gewesen. Die gegebenenfalls erforderlichen Asbestsanierungen von Wohnungen seien entsprechend aus den Erfahrungswerten bei vergleichbaren Beständen abgeleitet worden. „In der langfristigen Wirtschaftlichkeitsberechnung zum Ankauf“ seien sie aber einkalkuliert, versicherte die Behördenvertreterin.
Grünen-Abgeodneter fordert schnelle Information der Mieter
„Wir müssen davon ausgehen, dass aufgrund des Baualters die 6000 Wohnungen komplett asbestbelastet sein können“, ist sich dagegen Otto sicher. Die zwischen 1960 bis Anfang der 1990 Jahre errichteten Sozialwohnungen wurden damals durch Berlins größtes städtisches Wohnungsunternehmen, die GSW, errichtet. In diesen Jahren wurde reichlich Asbest verbaut.
Besonders die regelmäßig eingebauten Floorflex-Fußbodenplatten, die insbesondere nach jahrzehntelanger Belastung Asbestfasern freisetzen können, stellten ein Problem dar. Der Senat und die Gewobag müssen jetzt schnellstmöglich alle Wohnungen überprüfen und die Mieterschaft über die Sachlage informieren“, forderte der Grünen-Abgeordnete. Danach müsse ein Sanierungsfahrplan aufgestellt werden.
Die landeseigenen Gesellschaften hätten die Kapazität, Asbestsanierungen abzuarbeiten, so Andreas Otto weiter. „Das Projekt könnte auch die erste ganz große Bewährungsprobe für die vom Abgeordnetenhaus beschlossene Asbestberatungsstelle werden, die die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen demnächst eröffnen soll“, schlägt Otto vor.