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Neue Studie zeigt: Pendeln schadet der Gesundheit

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Charlotte Bauer
Am Bahnhof Ostkreuz steigen viele Fahrgäste um.

Am Bahnhof Ostkreuz steigen viele Fahrgäste um.

Foto: pa

Die Mehrheit der Befragten in Berlin empfindet den Weg zur Arbeit belastend. Ein Drittel leidet zudem unter Schlafstörungen.

Berlin. Knapp 60 Prozent der Berliner empfinden das tägliche Pendeln zu ihrem Arbeitsplatz als Belastung. Das geht aus einer aktuellen Studie der Techniker Krankenkasse (TK), der Adlershofer Wista Management GmbH und dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung hervor, die am Dienstag vorgestellt wurde.

Rund ein Drittel der Befragten zeigt zudem ein auffälliges Schlafverhalten. Angebote für Bewegung und Entspannung sollen dem präventiv entgegenwirken. „Arbeitsbedingungen haben eine hohe Relevanz für die Gesundheit und sind ein wichtiger Faktor für Produktivität“, sagte Martin Matz, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Gesundheit. „Es ist deshalb Aufgabe der Arbeitgeber, dafür zu sorgen, dass die Lern-, Arbeits- und Lebensbedingungen in jeder Phase des Berufslebens eine Quelle der Gesundheit und nicht der Krankheit sind.“

Das von der Wista und der TK aufgebaute „Gesundheitsnetzwerk Adlershof“ hat im Rahmen der Studie 1067 Beschäftigte am Standort Adlershof zu den Themen Pendelstress und Schlafprobleme befragt. Adlershof gilt mit 1044 Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen, in denen rund 20.000 Menschen tätig sind, als Berlins Hochtechnologiestandort.

Einige Pendler brauchen eine Stunde bis zur Arbeit

Aus den Ergebnissen geht hervor, dass 48,9 Prozent der Befragten zwischen 31 und 60 Minuten täglich für ihren Arbeitsweg benötigen, 18,9 Prozent sogar mehr als eine Stunde. 21,5 Prozent der Adlershofer Mitarbeiter empfinden ihren Weg zur Arbeit als stark bis sehr stark belastend. Deutschlandweit liegt der entsprechende Referenzwert bei 9,1 Prozent.

Außerdem geht aus der Studie hervor, dass Frauen häufiger (25 Prozent) als Männer (18,5 Prozent) die eine Belastung durch das Pendeln empfinden. 35,9 Prozent der in Adlershof Beschäftigten betrachten ihren Arbeitsweg als teilweise belastend (Deutschland: 21,8 Prozent), 30,3 Prozent als wenig belastend (Deutschland: 38,1 Prozent) und 12,3 Prozent empfinden ihren Arbeitsweg gar nicht belastend (Deutschland: 30,9). „

Die Unzuverlässigkeit des öffentlichen Nahverkehrs ist für mich eine solche Belastung, sodass ich kaum Termine vor und nach meiner Arbeit planen kann“, erzählt Isabell Dietrich, Gesundheitsbotschafterin des Gesundheitsnetzwerkes Adlershof. „Entspannungstherapien haben mir dabei geholfen besser mit dem Stress umzugehen.“

Einige Pendler leiden an einer Schlafstörung

Aus den Ergebnissen der Befragung geht hervor, dass rund 3,4 Prozent der Arbeitnehmer in Adlershof an einer ausgeprägten Schlafstörung leiden. Im Vergleich dazu sind deutschlandweit nur 0,6 Prozent. Weitere 30 Prozent der Studienteilnehmer zeigen ein auffälliges Schlafverhalten auf. Die restlichen 66,6 Prozent legten ein unauffälliges Schlafverhalten dar.

Darüber hinaus zeigt die Befragung, dass Personen mit festen Arbeitszeiten häufiger ein auffälliges Schlafverhalten aufzeigen, als zeitlich unabhängige Angestellte. Während 7,4 Prozent der Beschäftigten mit festen Arbeitszeiten unter Schlafstörungen leiden sind es von denen mit flexiblen Zeiten lediglich 1,8 Prozent. Außerdem gaben 69,5 Prozent der Befragten an, an einem normalen Arbeitstag das Bedürfnis nach einem Mittagsschlaf zu verspüren.

Des Weiterem wurde im Rahmen der Studie nach Wünschen an verschiedenen Sport- und Entspannungsangeboten gefragt. 73,1 Prozent der Befragten gaben an, dass sie an allgemeinen Sport- und Bewegungsangeboten teilnehmen würden. Entspannungstechniken würden sich knapp 70 Prozent der Studienteilnehmer wünschen und 58,7 Prozent würden an einem Stressmanagement- und Resilienztraining teilnehmen.

Attraktives Arbeitsumfeld muss geschaffen werden

„Die Ergebnisse aus der Studie sind für uns eine Aufforderung zum Handeln“, stellt Roland Sillmann, Geschäftsführer von WISTA fest. „Berlin will Forschungshauptstadt Europas werden und dafür werden kluge Köpfe benötigt.“ Aus diesem Grund müssten nun besondere Anstrengungen unternommen werden, um ein attraktives Arbeitsumfeld für sowohl junge Talente als auch erfahrene Mitarbeiter zu schaffen.

Aus diesem Grund haben WISTA und die TK zusammen das „Gesundheitsnetzwerk Adlershof“ aufgebaut. Bislang ist es deutschlandweit das größte Projekt eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Es soll den Zugang zu Gesundheitsangeboten erleichtern und das Bewusstsein dafür in den Unternehmen schärfen.

Laut der TK-Chefin in Berlin und Brandenburg Susanne Hertzer stelle die Arbeitswelt die Mitarbeiter und Führungskräfte immer wieder vor neue Herausforderungen. Ein betriebsübergreifendes Gesundheitsnetzwerk sei für alle Unternehmen jeglicher Größe eine Bereicherung. „So können wir präventiv und für alle Beschäftigten Maßnahmen anbieten und einen Beitrag für eine für eine gute Gesundheit am Arbeitsplatz leisten“, so Hertzer.