Berlin. Der Berliner Feuerwehrverband ist alarmiert: In teuren Randbezirken gibt es Personalsorgen bei den Freiwilligen Feuerwehren.
Die Mitgliederzahlen der Freiwilligen Feuerwehren in Berlin sind zwar insgesamt stabil, allerdings gibt es in teurer werdenden Randbezirken zunehmend Personalsorgen. Der Landesfeuerwehrverband macht dafür das Fehlen von bezahlbarem Wohnraum verantwortlich. Nach der Polizei und der Berufsfeuerwehr sucht nun auch der Landesfeuerwehrverband das Gespräch mit der Wohnungswirtschaft, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Das sagte der Verbandsvorsitzende Sascha Guzy der Berliner Morgenpost.
Betroffen seien etwa Schmöckwitz oder Staaken. Dort sind die Freiwilligen A-Wehren. Das heißt, sie haben einen eigenen Ausrückbereich, eine Berufsfeuerwehr gibt es vor Ort nicht. Für die Infrastruktur ist es also wichtig, dass die Freiwillige Feuerwehr vor Ort gut ausgestattet ist. Im wachsenden Schmöckwitz, wo viele Eigenheime entstehen, hat die Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr seit Jahren elf Mitglieder. In Staaken fiel die Zahl gar von 45 auf 38.

Für den Landesfeuerwehrverband sind das erste Alarmzeichen. „Wir sind zwar froh, dass wir seit Jahren unseren Schnitt beim Personal ungefähr halten können. In den teurer werdenden Randbezirken haben wir aber personelle Schwierigkeiten, weil es immer weniger bezahlbaren Wohnraum gibt“, sagte Guzy auf Nachfrage. Insgesamt sind in Berlin laut Innenverwaltung 1439 freiwillige Feuerwehrleute im Einsatz. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 waren es 1411. Das geht aus einer Antwort der Innenverwaltung auf eine Kleine Anfrage des innenpolitischen Sprechers der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Marcel Luthe, hervor.
Landesfeuerwehrverband: Bei Investitionen nicht nachlassen
Der Landesfeuerwehrverband fordert von der Politik, bei Investitionen in die Infrastruktur nicht nachzulassen. Viele Wachen seien marode und der Fahrzeugbestand veraltet. Allein beim Fuhrpark der Feuerwehr Berlin wird der Investitionsstau mit 160 Millionen Euro beziffert. Viele Fahrzeuge haben Korrosionsschäden oder Undichtigkeiten. Im Jahr wären 40 Millionen Euro nötig, um den Mangel abzubauen und 20 Millionen, um den Stand zu halten. Ähnlich dramatisch sieht die Lage auf den Wachen aus, die vor allem im Süden und Osten der Stadt zum Teil erheblichen Sanierungsbedarf aufweisen.
Berlin wächst jedes Jahr um eine Kleinstadt, die Berufsfeuerwehr leidet unter Personalnot und kann nur auf 15 Prozent ihrer Wachen mit genügend Mitarbeitern ausrücken. Regelmäßig müssen Freiwillige Feuerwehren auch bei den Kollegen der Berufswehren aushelfen – etwa, wenn es wie zuletzt aufgrund von Starkregen zu vielen wetterbedingten Einsätzen kommt. FDP-Politiker Luthe, der zu den eifrigsten Fragestellern im Berliner Parlament gehört, sieht das kritisch. Er sagte: „Den enormen, durch die desolate Personalpolitik des Senats hausgemachten Personalbedarf der Berufsfeuerwehr kann naturgemäß auch die Freiwillige Feuerwehr nicht voll decken.“ Es sei auch schlicht verantwortungslos, allein auf das riesige freiwillige Engagement zu setzen.
Trotzdem hat die Freiwillige Feuerwehr in Berlin nicht solche Nachwuchssorgen wie in Flächenländern, die mit Wegzug zu kämpfen haben. Brandenburg hatte kürzlich etwa angekündigt, mehr in die Nachwuchsgewinnung investieren zu wollen. Zuletzt waren die Mitgliederzahlen im Nachbarbundesland sogar wieder leicht gestiegen.
Berlin hat dagegen seit Jahren stabile Mitgliederzahlen. „Das liegt auch an unserer guten Jugendarbeit“, sagte Guzy. Trotzdem müssten mehr Anreize geschaffen werden, damit Menschen ein Ehrenamt übernehmen. Als Beispiel nannte Verbandschef Guzy etwa freien Eintritt in Freibäder, den Menschen bekommen könnten, die sich ehrenamtlich engagieren.