Berliner mit Bahnen und Bussen bewegen – das war bis jetzt der Hauptauftrag der BVG. Mit dem Start einer neuen Smartphone-App vollziehen die Verkehrsbetriebe nun eine Transformation zum Fahrtenvermittler. Nach der Gründung 1929 soll das Jahr 2019 als zweite bedeutende Zäsur in die Geschichte eingehen, als der Zeitpunkt, von dem an die BVG alle Mobilitätsangebote der Gegenwart und Zukunft in einer App bündelt. Ihr Name: „Jelbi“. Ihr Nutzen: Die Verbindung von Diensten zum Anmieten von Fahrrädern, Mietwagen, Elektro-Motorrollern – und demnächst auch von Elektrorollern – in einer Smartphone-Anwendung.
Alle Anbieter in einer App
Für BVG-Chefin Sigrid Nikutta bedeutet der Start von „Jelbi“ am 11. Juni 2019 eine Zeitenwende. So wie das BVG-Ticket für alles Busse und Bahnen im Jahre 1929 den Fahrkartenkauf beim Umstieg überflüssig machte, so soll „Jelbi“ vermeiden, dass man für verschiedene Mietfahrzeuge verschiedene Apps benötigt. „Die Rolle der BVG wird es sein, die Mobilität der Zukunft zur orchestrieren“, beschreibt Nikutta den neuen Auftrag. Von jetzt an gehe es darum, die Hauptstadt mit „Smart Mobility“ in Bewegung zu bringen, sagte sie bei der Premiere von „Jelbi“ am neuen „Mobilitäts-Hub“ südlich des S-Bahnhofs Schönhauser Allee an der Greifanhagener Straße. Solche Hubs dienen den Partnern des neuen Verbunds als Basis zum Abstellen ihrer Fahrzeuge. Die „Jelbi“-Kunden wiederum finden dadurch einen festen Anlaufpunkt zur Ausleihe.
Basisangebot umfasst zunächst nur fünf Dienste
In der neuen Anwendung stecke eine gehörige Portion Start-up-Geist, betonte BVG-Finanzvorstand Henrik Haenecke bei der Premiere. „Man muss sich nur noch einmal anmelden, einmal den Führerschein bestätigen lassen und einmal die Bezahlung regeln“, beschrieb er den größten Vorteil von „Jelbi“: die Einfachheit. Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes habe man inzwischen ausräumen können, hieß es. Zum Start des Basisangebots der App sind aber zunächst nur fünf Anbieter buchbar: BVG, S-Bahn, der Elektromotorrad-Verleihdienst „Emmy“, der Carsharing-Dienst „Miles“ und den Bikesharing-Dienst „Deezer“. Elektro-Scooter des Anbieters „Tier“ stehen am Hub an der Schönhauser Allee bereits an ihren Aufladestationen und werden nach der Abwicklung der letzten Formalitäten wohl noch in diesem Monat freigegeben.
Netz von 20 Mobilitäts-Hubs geplant
„Jetzt wird programmiert, was das Zeug hält“, verspricht Nikutta einen schnellen Ausbau vom „Jelbi“. Es gehe darum, so viele Mobilitätsdienstleiter wie möglich in die App einzuspeisen – und das Netz der Ausleihstationen zu verdichten. Bisher gibt es nur die Hubs in Kreuzberg an der Gitschiner Straße und den neuen in der Greifenhagener Straße in Prenzlauer Berg. Zwei weitere von insgesamt 20 Mobilitäts-Hubs in Berlin sind derzeit in Arbeit und könnten noch dieses Jahr starten: Der eine an der Kreuzung Landsberger Allee und Petersburger Straße in Friedrichshain, der andere am Jakob-Kaiser-Platz in der Nähe des Flughafens Tegel.