Berlin. Es ist der Albtraum eines jeden Hundebesitzers: Der treue Freund verschwindet plötzlich, wird gestohlen, entführt oder teilweise sogar mit Gewalt vom Herrchen weggerissen und taucht nicht wieder auf. 309-mal ist das in den vergangenen sechs Jahren in Berlin passiert. Das ergab nun eine Anfrage des FDP-Politikers Marcel Luthe. Die „Berliner Zeitung“ berichtete zuerst darüber.
So erging es Anfang des Jahres auch Gabriele Schwebig. Ihre Dackeldame „Schnipsel“ lief beim Gassigehen am Berliner Havelufer vor. Doch dieser kurze Augenblick reichte. „’Schnipsel’ lief ins Schilf, um Wasser zu trinken und tauchte nie wieder auf“, erzählte Tochter Maxi Schwebig. Und damit war der Schrecken nicht vorbei: Mehrere Personen meldeten sich telefonisch bei Familie Schwebig – und forderten Geld für Schnipsels Freilassung. Schwebig und ihre Eltern gingen davon aus, dass es sich hierbei um Trittbrettfahrer handelte, die aus dem Leid der Familie Profit schlagen wollten. „Wir denken, dass der Hund eigentlich gestohlen wurde“, sagte Schwebig damals. Bis heute ist der Dackel verschwunden.
Hundediebe in Berlin: Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg gefährliche Pflaster
Ein Blick auf die Karte verrät: Besonders häufig wurden zwischen 2014 und 2018 in Mitte Hunde gestohlen (47), aber auch Friedrichshain-Kreuzberg (38), Lichtenberg (32) und Neukölln (30) sind für Hunde keine sicheren Bezirke.
Die Gründe, warum Hunde gestohlen werden, sind vielfältig. Bis in die 80er-Jahre habe der Handel mit gestohlenen Hunden und Katzen floriert, berichtet der Tierschutzverein Tasso. Damals seien die Tiere an Versuchslabore verkauft worden. Seit nur noch gezüchtete Tiere verwendet werden dürfen, sei dieses Geschäft weitgehend zusammengebrochen.
„Verschwindet ein Hund, dann ist das für eine ganze Familie schwer. Gerade, wenn man daran denkt, was alles mit dem Tier passieren könnte – dass es als Trainingsopfer zur Abrichtung für Hundekämpfe eingesetzt oder als Zuchttier ausgenutzt werden könnte“, sagt auch Marcel Luthe gegenüber der Berliner Morgenpost. Denn Luthe, selbst Hundebesitzer, weiß, was alles mit einem gestohlenen Tier heutzutage passieren kann.
Hunde werden als Zuchttiere oder bei illegalen Kämpfen eingesetzt
Zum einen werden diese Hunde, wenn es sich um Rassehunde handelt, als Zuchttiere genutzt. Oder sie werden weiterverkauft an einen neuen Besitzer – der meist gar nicht weiß, dass das Tier gestohlen ist. Im schlimmsten Fall jedoch können die Tiere auch bei illegalen Hundekämpfen eingesetzt werden.
Weil Hundediebstahl in Luthes Augen auch immer Tierquälerei sei, fordert er: „Wer einen Hund entführt, muss auch wegen Tierquälerei verfolgt werden. Und ich finde, im Falle einer Verurteilung, muss der Täter an die Hundehalter Schmerzensgeld bezahlen. Denn nur mit Strafen, die dem Täter weh tun, kann man ihm das Handwerk legen.“
Zwischen 2014 und 2018 wurden aber nicht nur Hunde gestohlen, auch insgesamt 183 Katzen verschwanden in diesem Zeitraum sowie 13 Fische, eine Maus, ein Pferd, eine Schlange und ein Vogel.