Nahverkehr in Berlin

S-Bahn-Ring für sechs Wochen gesperrt

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Thomas Fülling
Wegen Bauarbeiten ist die östliche Ringbahn seit Montag für sechs Wochen zwischen Greifswalder Straße und Schönhauser Allee unterbrochen.

Wegen Bauarbeiten ist die östliche Ringbahn seit Montag für sechs Wochen zwischen Greifswalder Straße und Schönhauser Allee unterbrochen.

Foto: Schoening Berlin / picture alliance / Arco Images

Auf dem Ring sind am Montag Bauarbeiten zwischen Schönhauser Allee und Greifswalder Straße gestartet. So umfahren Sie die Sperrungen.

Berlin. Schlechte Nachrichten für Zehntausende Berliner S-Bahnkunden: Seit Montag ist der Zugverkehr auf der Ringbahn zwischen den Stationen Greifswalder Straße und Schönhauser Allee komplett unterbrochen. Sechs Wochen lang heißt es nun: Umsteigen in den Schienenersatzverkehr oder eine Alternative suchen.

Die östliche Ringbahn gilt mit rund 160.000 Fahrgästen am Tag allein bei der S-Bahn als eine der am stärksten genutzten Bahnverbindungen in der Hauptstadt. Die Züge fahren in Spitzenzeiten im Abstand von nur drei Minuten über die Schienen, die zuletzt Mitte der 80er-Jahre erneuert wurden.

„Die Gleise sind am Ende ihrer Nutzungsdauer. Uns bleibt keine Wahl: Wir müssen sie jetzt ersetzen“, sagte Ulrich Burkhardt, Projektleiter der Bahntochter DB Netze, bei der Vorstellung des Vorhabens.

Das große Quetschen: So lief am Montag der Ersatzverkehr an der Ringbahn

Ringbahn gesperrt: Alle Einschränkungen bei der S-Bahn Berlin auf einen Blick:

· Kein S-Bahnverkehr zwischen Greifswalder Straße und Schönhauser Allee: Die Bauarbeiten zwischen der Greifswalder Straße und der Schönhauser Allee sind am Montag, den 8. April, gestartet und enden am 20. Mai. Betroffen sind die Linien S41, S42, S8, S85. Es werden Gleise ausgetauscht, Weichen erneuert und eine Mauer saniert.

· Sperrung zwischen Schönhauser Allee und Gesundbrunnen: Vom 15. April bis 29. April ist der Abschnitt Schönhauser Allee bis Gesundbrunnen gesperrt. Es wird an den Bahnsteiggleisen gearbeitet. Ein Ersatzverkehr mit Bussen wird zwischen der Greifswalder Straße und Schönhauser Allee eingerichtet. Dieser verkehrt wie folgt: Landsberger Allee <> Greifswalder Straße <> Prenzlauer Allee <> Schönhauser Allee <> Gesundbrunnen

· So umfahren Fahrgäste die gesperrten Abschnitte: Die Deutsche Bahn empfiehlt mit den S- und U-Bahnlinien in Nord-Süd- bzw. Ost-West-Richtung oder über die verbleibende Ringbahn die Sperrungen zu umfahren. Mit der Straßenbahn M13 Warschauer Straße <> Frankfurter Allee <>Bornholmer Straße.

· S-Bahn Berlin: Weitere Einschränkungen und Änderungen

· S9: Im Abschnitt Baumschulenweg <> Plänterwald <>Treptower Park fährt die S9 Montag bis Freitag tagsüber nur im 20-Minuten-Takt. Empfohlen wird die Umfahrung über Neukölln.

· S26 und S8: Die Linien werden zu einer durchgehenden Linie Teltow Stadt <> Friedrichstraße <> Bornholmer Straße <> Blankenburg <> Birkenwerder verknüpft. Das heißt, die eigentliche S8 fährt als zusätzliche S46 (Zeuthen <> Grünau <> Hermannstraße) und die S26 fährt nicht nach Waidmannslust (hier bitte auf die S1 ausweichen).

· S41/S42: Greifswalder Straße <> Ostkreuz <> Südkreuz <> Westkreuz <> Gesundbrunnen <> Schönhauser Allee. Ausnahme vom 15.-29.4. nur: Greifswalder Straße <> Ostkreuz <> Südkreuz <> Westkreuz <> Gesundbrunnen

· S47: Spindlersfeld <> Schöneweide (Montag bis Freitag tagsüber)

· S47/S8: Spindlersfeld <> Landsberger Allee (Montag bis Freitag abends, Sonnabend bis Sonntag)

· S8: fährt als S46 (Zeuthen ) Grünau <> Hermannstraße

· S85: Schöneweide <> Landsberger Allee (Sonnabend bis Sonntag)

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S-Bahn Berlin lässt Schienen, Weichen und Stromversorgung austauschen

Auf einer Länge von 7,5 Kilometern werden nun nicht nur Schienen und Weichen für die S-Bahn wie auch die Fernbahn ausgetauscht, sondern auch die Stromversorgung sowie die Signaltechnik erneuert.

Um die Anwohner nicht so stark zu belasten, werden die lärmintensiven Arbeiten tagsüber ausgeführt. Nachts werde nur Baumaterial an- und abtransportiert, so die Bahn-Verantwortlichen. Allerdings verlängere diese Arbeitsweise die Zeit der Sperrung. Erst ab 20. Mai sollen S- und Regionalbahnen wieder wie gewohnt über den östlichen Ring fahren.

Das neun Millionen Euro teure Vorhaben auf dem Ostring ist jedoch nur der Beginn eines Bausommers, wie es ihn bei der Bahn so noch nicht gegeben hat. Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung der Infrastruktur investiert der bundeseigene Konzern wieder kräftig in die Erneuerung von Bahnhöfen, Schienenwegen und Signalen.

Deutsche Bahn investiert 522 Millionen Euro in Berlin und Brandenburg

Investitionen von insgesamt 522 Millionen Euro in Berlin und Brandenburg kündigte Alexander Kaczmarek, der Bahn-Bevollmächtigte für Berlin, für dieses Jahr an. Das Geld wird in rund 6400 Einzelprojekten in der Region verbaut. Damit werden die bisherigen Spitzenwerte von 2017 (5797 Baustellen) und 2018 (6253 Baustellen) nochmals übertroffen, so Kaczmarek. „Wir graben an allen Ecken und Enden. Aber nicht, um die Fahrgäste zu ärgern, sondern weil es notwendig ist“, sagte der Bahnmanager. Die Investitionen sicherten aber auch viele Arbeitsplätze bei der Bahn wie auch in der Bauindustrie.

Allerdings sieht sich auch die Deutsche Bahn ähnlich wie Investoren im Schul- oder Wohnungsbau damit konfrontiert, dass die Nachfrage die Baukapazitäten immer öfter übersteigt. „Wir bekommen Angebote mit Preisen, die 150 Prozent und mehr über unserer Kalkulation liegen. Und wir müssen Ausschreibungen aufheben, weil wir gar keine Angebote von Baufirmen mehr erhalten“, berichtete einer der Projektverantwortlichen der Bahn.

Dessen ungeachtet stehen im Baukalender zahlreiche weitere Sperrungen, die für Einschränkungen im S-Bahn, Fern- und Regionalverkehr sorgen werden.

Der große Bauplan der Bahn:

Der Bahnhof Schöneweide im Berliner Osten ist einer der Stationen in der Stadt, die selbst die hart gesottenen Manager der Deutsche Bahn in die Kategorie „unansehnlich“ einstufen würden. Während etwa die Nachbarbahnhöfe Adlershof und Baumschulenweg eine umfassende Sanierung erhielten, geschah in Schöneweide trotz der rund 40.000 Ein- und Aussteiger am Tag jahrelang nichts.

Seit Dezember ist das nun anders: Bauarbeiter rückten mit schwerem Gerät an, um mit der lange angekündigten Neugestaltung des Bahnhofs endlich zu beginnen. Das zu DDR-Zeiten errichtete Empfangsgebäude ist bereits zu großen Teilen abgerissen. Die Gleise 1 (für die Fernbahn) und 6 (für die S-Bahn) sind mit Bauzäunen abgesperrt. Auch das alte, unter Denkmalschutz stehende Stellwerk wurde geräumt, weil es den Arbeiten für den geplanten Tram-Tunnel durch den Bahndamm im Wege steht. Im Juni soll es richtig losgehen mit dem Umbauprojekt, kündigte die Bahn am Mittwoch an.

Bahnsteige barrierefrei erreichbar

Zunächst muss sie allerdings noch ein Problem lösen. Auch während der Bauarbeiten sollen die verbliebenen Bahnsteige barrierefrei erreichbar sein. Um das zu gewährleisten, hat die Bahn drei mobile Aufzüge angemietet. Die bis zu 14 Meter hohen Fahrstühle sollten eigentlich schon im April mit Schwertransporten aus den Niederlanden kommen. Doch wegen der Osterferien vielerorts gab es dafür keine Genehmigungen.

Nun hofft Bahn-Projektleiter Gerald Springer, dass die Aufzüge vom 21. bis 24. Mai angeliefert und aufgestellt werden. Offen ist bislang allerdings, ob der Übergang vom Aufzug zum Bahnsteig noch ein Dach bekommt. Auch eine Toilette soll noch aufgestellt werden.