Bahnverkehr

Mit dem Flixtrain von Berlin direkt ins Rheinland

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Thomas Fülling
Ein Flixtrain im Berliner Ostbahnhof (Archivbild).

Ein Flixtrain im Berliner Ostbahnhof (Archivbild).

Foto: Anikka Bauer

Flixtrain startet im Mai eine zweite Fernverbindung ab Berlin. Der Zug hält nicht nur am Hauptbahnhof.

Berlin. Die Hoffnung für die City West war leider verfrüht. Der Flixtrain, der ab Frühjahr Berlin und Köln verbindet, wird nun doch nicht am Bahnhof Zoo halten.

Statt der ursprünglich kommunizierten Fahrtroute über die Stadtbahn-Trasse soll der Zug nun ab Berlin-Hauptbahnhof durch den Nord-Süd-Tunnel fahren. Gehalten wird in Berlin daher nur noch in Südkreuz und Spandau, wie Martin Mangiapia, Sprecher von Flixtrain, am Montag nach Veröffentlichung des Beitrags in der Berliner Morgenpost mitteilte.

„Die Information hat uns soeben erst erreicht. Leider sind Fahrpläne so lange vor dem Start für einen jungen Anbieter noch nicht zu einhundert Prozent konkret“, so der Sprecher. An dem Starttermin im Mai, spätestens Anfang Juni werde aber festgehalten.

Zugbetreiber wie Flixtrain können für die Fahrtroute zwar Wünsche anmelden, das letzte Wort hat allerdings die DB Netz, die das gesamte Schienennetz in Deutschland verwaltet.

Die Tochter der Bahnkonzerns legt für die Fahrten dann sogenannte Trassen fest, die die Abfahrtzeiten und die genaue Fahrtroute beinhaltet. Flixtrain will die genauen Daten schnellstmöglich vor Aufnahme des Verkehrs mitteilen.

„Im Mai, spätestens Anfang Juni wollen wir starten“, sagte Flixmobility-Chef André Schwämmlein der Berliner Morgenpost. Und der Zug werde zwar etwas langsamer als die ICE der Deutschen Bahn sein, dafür aber im Preis deutlich günstiger.

Zu den genauen Preisen wollte sich Schwämmlein noch nicht äußern. Zum Vergleich: Tickets von Berlin nach Stuttgart sind aktuell für 19,99 bis 49,99 Euro zu haben. Die Bahn verlangt regulär 153 Euro für die Strecke.

Flixtrain soll schneller sein als die Busse von Flixbus

Der Flixtrain soll wiederum schneller sein als die Busse der Schwestermarke Flixbus. Die Fernbusse benötigen tagsüber mindestens achteinhalb Stunden, wegen der vielen Baustellen und des dichten Autobahnverkehr aber oft deutlich länger. Zudem lässt Köln die Busse nicht in die Stadt hinein, so dass die Reisenden vom Köln-Flughafen bis zur Innenstadt noch eine weitere halbe Stunde benötigten.

„Das Fehlen eines zentralen Omnibusbahnhofs in der Kölner City ist einer der Gründe, warum wir jetzt eher auf das Zugangebot setzen“, sagte Schwämmlein. Geplant ist zunächst eine Zugverbindung pro Tag. Die genauen Abfahrts- und Reisezeiten stehen aber noch nicht fest. Nur soviel: Zunächst soll der Flixtrain jeweils am Morgen in Berlin und Köln losfahren.

Züge halten auch am Bahnhof Zoo

Unterwegshalte sind nach dem derzeitigen Planungsstand von Berlin kommend in Wolfsburg, Hannover, Bielefeld, Hamm-Dortmund, Hagen, Wuppertal, Solingen, Essen, Duisburg und Düsseldorf geplant.

Erst Fernbusse, nun auch Züge

Flixmobility – bis dahin ausschließlich Fernbusanbieter – ist vor knapp einem Jahr in das Bahnreisegeschäft eingestiegen. Dazu wurde das Angebot von Locomore übernommen, der im Dezember 2016 eine Zugverbindung von Berlin nach Stuttgart gestartet hatte, jedoch bereits im Mai 2017 wegen nicht ausreichender Einnahmen Insolvenz anmelden musste.

Das tschechische Unternehmen Leo-Express übernahm daraufhin Wagenmaterial und Trassen. Flixmobility wiederum die Vermarktung über ihre Vertriebskanäle für den Flixbus. Seit April 2018 fahren die Locomore-Züge unter dem neuen Label Flixtrain.

Ähnlich lief auch die Wiederbelegung des zuvor gleichfalls finanziell gescheiterten Hamburg-Köln-Expresses (HKX), der seit März 2018 gleichfalls als Flixtrain fährt. Partner ist dort die US-Gesellschaft Railroad Development Corporation.

Flixtrain Berlin–München kommt nicht

Der eine stellt das Personal und die Fahrzeuge, der andere übernimmt die Vermarktung. Dieses bereits im Fernbusverkehr von Flixbus erfolgreich praktizierte Modell scheint sich nun auch auf den Schienen zu bewähren. Bereits frühzeitig hatte Flixmobility eine Ausweitung des Geschäfts angekündigt.

Doch die ursprünglich für Herbst 2018 angekündigte Verbindung von Berlin nach München kam nicht zustande. Flixtrain bekam zwar nach langem Hin und Her eine Trasse über die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke über Erfurt zugewiesen, konnte aber dennoch nicht fahren. Es fehlten an dem für diese Strecke ohne herkömmliche Signale zugelassene Zugmaterial.

„Einen ICE verkauft uns die Bahn leider nicht“

„Auf der Strecke dürfen nach heutigem Stand nur speziell ausgerüstete ICE fahren. Selbst wenn wir einen TGV aus Frankreich gehabt hätten, wir hätten da nicht fahren können. Und einen ICE verkauft uns die Bahn leider nicht“, sagte Schwämmlein. Eine Fahrtroute über die Bahnstrecke entlang der Saale sei wegen der deutlich längeren Fahrzeit nicht konkurrenzfähig.

Während die Fahrt nach München über die alte Strecke mehr als sechs Stunden dauert, sind die ICE-Sprinter mit Tempo 300 auf der Neubaustrecke durch den Thüringer Wald inzwischen weniger als vier Stunden unterwegs. Das bescherte der Bahn einen deutlich Fahrgastzuwachs auf der Verbindung.

Nostalgische Abteilwagen statt ICE-Komfort

Auch bei Berlin – Köln standen die Signale für den Flixtrain zunächst nicht auf Grün. Vor allem der anfangs von DB Netz zugewiesene Fahr-Korridor (im Eisenbahndeutsch Trasse genannt) sei nicht akzeptabel gewesen, sagte Schwämmlein.

Rund ein dreiviertel Jahr musste mit der Tochter des Konkurrenten Deutsche Bahn verhandelt werden. Aber es fehlten auch Lokomotiven und vor allem geeignete Reisezugwagen. Wegen der zuletzt stark gestiegenen Nachfrage im Bahnreiseverkehr ist der Markt wie leer gefegt.

Flixmobility lässt derzeit bereits ausrangierte IC-Waggons für das neue Zugangebot herrichten. Es sind, wie von vielen Reisenden durchaus gern gesehen, ältere Abteilwagen, die zwar oft keine Klimaanlage haben, in denen sich aber noch die Fenster öffnen lassen.

Flixtrain-Konzept sieht Einsatz von Großraumwagen vor

Mittelfristig sieht aber das Flixtrain-Konzept den Einsatz von Großraumwagen mit vier Sitzen pro Reihe vor, in die mehr Reisende als in einem Wagen mit Sechser-Abteilen hineinpassen.

Dennoch will sich Flixtrain von der Bahn weiterhin positiv abheben. Etwa mit einem kostenlosen und zudem gut funktionierenden Wlan-Angebot in den Zügen und deutlich günstigeren Ticketpreisen, die wie beim Fernbus nach der jeweiligen Nachfragen sinken oder steigen - aber stets unter dem Normalpreis der Bahn liegen sollen. „Unser größter Vorteil ist aber unser freundliches und hochmotiviertes Team“, so Schwämmlein.

Weitere Flixtrain-Verbindungen in Vorbereitung

Laut dem Flixmobility-Chef sind weitere Flixtrain-Verbindungen in Vorbereitung, allerdings nicht ab Berlin. Hier sei das Ziel, das Angebot zu stabilisieren, möglichst bald einen zweites Zugpaar von und nach Köln anzubieten. Denn Geld verdient habe man auf den Bahnstrecken noch nicht, räumt Schwämmlein ein.