Berlin. Alle Berliner, die auf U-Bahn, Bus und Tram angewiesen sind, müssen sich in den nächsten Tagen auf einen plötzlichen Stillstand im Nahverkehr einstellen. Am heutigen Montagvormittag treffen erneut Vertreter des Kommunalen Arbeitgeberverbandes (KAV) und der Gewerkschaft Verdi zusammen, um über einen neuen Manteltarifvertrag für die rund 14.500 Beschäftigten bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) und deren Fahrer-Tochter Berlin Transport (BT) zu verhandeln.
„Wir erwarten, dass die Arbeitgeber auf unsere Forderungen eingehen und ein Angebot vorlegen“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt am Sonntag der Morgenpost. Bereits am Montagnachmittag werde die Tarifkommission der Gewerkschaft die nächste Schritte beraten. „Die Bereitschaft zu einem Streik ist unter den Beschäftigten groß“, sagte Arndt.
Info-Mail bereitet auf kurzfristige Arbeitsniederlegungen vor
Innerhalb der BVG kursiert bereits eine Info-Mail, mit der die Beschäftigten auf kurzfristige Arbeitsniederlegungen vorbereitet werden. Darin heißt es: „Voraussichtlich wird demnächst ein Warnstreik auf uns zukommen.“ Es soll ein Kundgebung geben, während der die Betriebshöfe „natürlich verschlossen“ bleiben. Und weiter: „Direkte Informationen zum Warnstreik bekommt ihr noch rechtzeitig von uns (Vertrauensleute)“.
Ende Januar hatte die Gewerkschaft ihre Forderungen für einen neuen Manteltarifvertrag vorgelegt. Hauptstreitpunkt ist die Verdi-Forderung nach einer Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit für alle BVG-Beschäftigten von 39 auf 36,5 Stunden – bei vollem Lohnausgleich. Derzeit gilt die verkürzte Wochenarbeitszeit lediglich für die Mitarbeiter, die vor 2005 eingestellt wurden. Aus Sicht der Gewerkschaft eine Ungerechtigkeit.
Die BVG-Spitze wiederum verweist darauf, dass eine Verkürzung der allgemeine Wochenarbeitszeit den kurzfristigen Umbau aller Schichtpläne und einen Mehrbedarf von bis zu 1500 Mitarbeitern zur Folge hätte. Schon jetzt hat das landeseigene Unternehmen Mühe, ausreichend Nachwuchs und zusätzliche Mitarbeiter zu finden.
BVG will 1100 neue Mitarbeiter einstellen
Es mangelt vor allem an Fahrern und Werkstattspezialisten. Die BVG bietet ihren eigenen Mitarbeitern schon seit einiger Zeit eine Prämie von 500 Euro, wenn sie einen Verwandten oder Bekannten von einem Jobwechsel zu den Verkehrsbetrieben überzeugen können. Insgesamt will die BVG allein in diesem Jahr 1100 neue Mitarbeiter, darunter 720 Fahrer einstellen.
Eine weitere Verdi-Forderung ist der Wegfall der Lohnstufen, die unter dem derzeit vom Rot-Rot-Grün diskutierten neuen Mindestlohn für Landesaufträge liegen. Dies betrifft laut Arndt rund 1000 BVG-Mitarbeiter, die dann höhergruppiert werden müssten.
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