Berlin. 2500 Litfaßsäulen verschwinden derzeit Stück für Stück aus dem Stadtbild und kommen in die Schrottpresse. „Wir sind vom Land Berlin dazu verpflichtet, unsere Säulen komplett abzubauen, weil wir dieses Los im Rahmen des Ausschreibungsverfahrens verloren haben“, sagt Wall-Sprecherin Frauke Bank, deren Unternehmen die Standorte bis zum Jahresende bewirtschaftet hat.
Wall hat zwar laut Senatsverwaltung für Umweltschutz, Verkehr und Klimaschutz das Los für „frei stehende, hinterleuchtete und digitale Werbeträger“ bekommen und darf künftig maximal 169 Großwerbevitrinen und 883 Standwerbevitrinen oder Werbesäulen bewirtschaften, das Recht für klassische geklebte Werbung an Litfaßsäulen hat für 15 Jahre aber die Stuttgarter Ilg GmbH zugesprochen bekommen.
Säulen mit Verdacht auf Asbest müssen gesondert entsorgt werden
Nachhaltig ist es indes allerdings nicht, was nun mit den 2500 ausgedienten klassischen „Klebesäulen“ geschieht. Die meisten werden verschrottet. Die Wall AG hat die Säulen 2006 vom Land Berlin im Zug des Erwerbs der VVR Berek übernommen. „Wir werden sie in der großen Stückzahl nicht weiterverwenden können“, sagt Bank.
Historisch habe es in Berlin immer sehr viele solcher Säulen gegeben, sagt sie. Immerhin wurde das Werbemittel ja auch von einem Berliner, dem Drucker Ernst Litfaß, 1854 erfunden. Unter den Säulen aus Beton und Granit sind auch Eternitsäulen. „Hier müssen wir eine Sonderentsorgung sicherstellen, da vielleicht in einigen im Eternit bis zu fünf Prozent Asbest in gebundener Form enthalten sein kann“, sagt Bank.
Einige Litfaßsäulen unter Denkmalschutz
Unklar ist auch noch, was mit mehr als 50 Litfaßsäulen geschehen soll, die unter Denkmalschutz stehen. „Bei einigen dieser Säulen wie beispielsweise der am Savignyplatz, Ecke Knesebeckstraße, läuft die denkmalschützerische Prüfung noch“, sagt die Wall-Sprecherin.
Nach Angaben der Senatsverkehrsverwaltung wird Ilg nun sukzessive wieder 2500 neue Litfaßsäulen aufbauen. „Bis Ende Juni 2019 soll der Austausch abgeschlossen sein“, sagt Sprecherin Dorothee Winden. Vor allem von regionalen Kulturinstitutionen und sozialen Einrichtungen mit einem kleinen Budget wird das aktuelle Fehlen der Säulen mit Bedauern aufgenommen.
„Wir verschwinden jetzt eine Zeitlang aus dem Stadtbild und damit auch aus dem Bewusstsein vieler Berliner“, sagt Benjamin Düntsch, Marketingchef des „Wintergartens“. „Damit den Kultureinrichtungen auch während des laufenden Austausches der Litfaßsäulen ausreichend Werbeflächen zur Verfügung stehen, hat die Firma Ilg Ausweichflächen angemietet“, versichert indes Dorothee Winden.
Der Werbemarkt in Berlin wird neu aufgeteilt