Berlin. Deutschland muss auf das schnelle Mobilfunknetz noch Jahre warten, in Berlin hingegen soll schon in diesem Jahr mit dem Ausbau begonnen werden: Die Telekom macht die deutsche Hauptstadt zur Modellregion für die fünfte Mobilfunkgeneration 5G. Der Senat hat dafür eine Partnerschaft mit dem Konzern geschlossen. Eine Vereinbarung, die auch der Berliner Morgenpost vorliegt, wurde in der vergangenen Wochen unterzeichnet. Zunächst hatte die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ darüber berichtet.
Vorgesehen ist, dass der Telekommunikationsanbieter die Mobilfunkstationen rasch ausbaut und die Stadt mit geeigneten Gebäuden und schnellen Genehmigungen hilft. Zuerst sollen Zukunftsorte wie der Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof und der Siemens-Innovationscampus an das Netz angeschlossen werden, dann Veranstaltungsorte wie die Messe Berlin. Anschließend soll die 5G-Technik auch an stark frequentierten Plätzen wie dem Potsdamer Platz und an Verkehrswegen wie der Stadtautobahn sowie in der Berliner U-Bahn installiert werden.
„Wir warten nicht auf die Bundesregierung, sondern machen Tempo beim 5G-Ausbau. Für urbane Mobilitätskonzepte, Smart City, innovative Industrieanlagen oder klimafreundliche Verkehrswende ist der Mobilfunkstandard 5G notwendig“, sagt Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne). „Ein früher 5G-Mobilfunkausbau erlaubt es der Vielzahl unserer innovativen Berliner Unternehmen 5G-Anwendungen zu entwickeln und in einem realen Umfeld mit realen Nutzern zu erproben.“
5G könnte Vorteil für Berliner Firmen bringen
Mitte des Jahres soll in Berlin der Ausbau losgehen. Die Stadt will als mögliche 5G-Antennenstandorte Bushaltestellen, Gebäude und Straßenlaternen zur Verfügung stellen und Absperrungen für Baustellen zügig genehmigen. Darüber bestehe auf Senatsebene Einigkeit, hieß es. Auch die Bezirke, städtische Betriebe und das Grünflächenamt sowie betroffene Betriebe hätten Unterstützung zugesagt.
Der Senat in Berlin setzt bei 5G zunächst auf die industrielle Nutzung – nicht nur, weil Smartphones für den neuen Mobilfunk-Standard erst in diesem Jahr auf den Markt kommen sollen. 5G, das bis zu 100-mal schneller ist als das heute gebräuchliche LTE (4G), könnte vor allem autonomes Fahren, die Steuerung von Robotern, smarte Städte und Industrieanlagen voranbringen, so eine Sprecherin der Wirtschaftsverwaltung. Ein früherer 5G-Mobilfunkausbau erlaube es Berliner Unternehmen zudem, 5G-Anwendungen zu entwickeln und in einem realen Umfeld mit Nutzern zu erproben.
Auch die Opposition begrüßte die Vereinbarung zwischen dem Land und der Telekom. Der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU im Abgeordnetenhaus, Christian Gräff, sagte der Berliner Morgenpost: „Ich hoffe sehr, dass dieses Vorhaben gelingt“. Kritik äußerte Gräff an der Auswahl der Deutschen Telekom als einzigem Partner. „Vor allem durch den schleppenden Ausbau des Glasfasernetzes hat die Telekom auch für die deutschen Unternehmen viele Chancen verspielt“, so Gräff.
Der Senat hält die Tür nach eigenen Angaben aber auch für andere Anbieter offen, sagte eine Sprecherin. Vodafone oder Telefónica könnten später ebenfalls loslegen. Die Telekom hat sich aber einen Startvorteil gesichert.
Der Berliner Weg könnte auch Vorbild für andere Städte werden. Laut der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ führe die Telekom auch mit anderen Kommunen Gespräche. „Wir streben an, auch kommunale Infrastrukturen für den weiteren Ausbau der Netze zu nutzen“, sagte der Telekom-Geschäftsführer für Technik, Walter Goldenits. Von der Zusammenarbeit erhoffe sich der Konzern einen effizienteren und schnelleren Ausbau.
Bis das schnelle Datennetz flächendeckend ausgerollt wird, werden allerdings noch einige Jahre vergehen. Die Bundesnetzagentur will im Frühjahr zunächst die Auktion für die Vergabe der Frequenzen für 5G starten. Genutzt werden kann die Technik aber erst ab 2021. Doch schon jetzt droht sich die Sache zu verzögern: Viele Telekommunikationsanbieter klagen gegen die Auflagen, die an die Vergabe geknüpft sind. So sehen die Regeln unter anderem vor, dass auch Funklöcher im bestehenden 4G-Netz in Deutschland verschwinden. Die Telekom etwa hält einen Teil der Vorgaben für „unrealistisch und unverhältnismäßig“.