Berlin. Baustellenstress wird es zu Jahresbeginn nicht nur für U-Bahnnutzer in der City West geben. Auch im Berliner Südosten wird ab 4. Januar gebaut. Betroffen ist Berlins längste U-Bahnlinie, die U7. Gut acht Wochen lang fahren zwischen Grenzallee und Britz-Süd keine U-Bahnen. Im Bereich des U-Bahnhofs Parchimer Allee hatte es vor einiger Zeit eine Rauchentwicklung gegeben. „Erst haben wir gedacht, da hat jemand im Tunnel seine Zigarettenkippe weggeworfen.
Doch dann stellte sich heraus, dass es im Deckenbereich einen Glimmbrand gegeben hat“, berichtete Uwe Kutscher, Bauchef der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), am Dienstag bei der Vorstellung des Projektes. Als die Experten der Sache auf den Grund gingen, stellten sie fest, dass beim Bau der Tunnel Mitte der 60er-Jahre die Decken – offenbar aus Lärmschutzgründen – mit mineralischen Stoffen und Leichtbauplatten gedämmt wurden, die Holzwolle enthalten. „Da geht aus heutiger Brandschutz-Sicht gar nicht“, sagte Kutscher.
Auf einer 328 Meter langen Tunnelstrecke östlich des Bahnhofs Parchimer Allee müssen die gefährlichen Dämmstoffe nun per Hand entfernt und entsorgt werden. „Eine mühevolle Arbeit, die ihre Zeit braucht“, so Kutscher. Während der insgesamt gut achtwöchigen Sperrung wird es aber einen Ersatzverkehr mit Bussen geben.
Kein Ersatzverkehr bei Weichenerneuerung am Wittenbergplatz
Genau ein solcher Ersatzverkehr fehlt bei der zweiten U-Bahnbaustelle zum Jahresauftakt. Wie berichtet, will die BVG im Bereich U-Bahnhof Wittenbergplatz Weichen erneuern. „Die sieben Weichen sind buchstäblich das Herzstück des Kleinprofil-Netzes. In der Hauptverkehrszeit passieren pro Richtung und Stunde rund 40 Züge diesen Abschnitt. Entsprechend groß ist die Belastung der Anlagen“, so der Bauchef.
Laut Kutscher plant die BVG bereits seit mehr als einem Jahr den Austausch (Kosten: sechs Millionen Euro). Es habe immer wieder Gründe gegeben, die Arbeiten zu verschieben. „Nun können wir nicht mehr warten, sonst steht der Verkehr wegen eines Schadens plötzlich über Nacht still“, sagte Kutscher.
Gebaut wird in zwei Etappen: Zunächst wird der Zugverkehr vom 4. Januar bis 24. Februar auf den Linien U2 (zwischen Bahnhof Zoo und Gleisdreieck) und U3 (zwischen Spichernstraße und Warschauer Straße) unterbrochen. Ab 25. Februar kann die U2 wieder durchfahren, dann ist bis 3. März für die U1 von Warschauer Straße kommend am Gleisdreieck Schluss (dort Umsteigen in die U2).
U1 ab 4. Januar im Vier-Minuten-Takt
Die U1 sei die einzige Linie, die dann noch durchfährt, sagte Sören Kaminsky, bei der U-Bahn zuständig für den Fahrbetrieb. Damit sie den Fahrgastansturm bewältigen kann, werde sie ab 4. Januar im Vier-Minuten-Takt statt im Abstand von zehn Minuten fahren. Zudem würden grundsätzlich Züge mit acht Wagen eingesetzt. Zusätzlich sollen in Warschauer Straße zwei Reservezüge bereitstehen. Die Baustelle stelle den gesamten U-Bahnbetrieb der BVG vor eine große Herausforderung. „Das ist ein Szenario, wie wir es noch nicht hatten“, so Kaminsky.
Beide Baustellen sind indes nur der Auftakt für eine groß angelegte Bauoffensive der BVG. Laut Kutscher wollen die landeseigenen Verkehrsbetriebe bis 2022 rund 800 Millionen Euro in das 150 Kilometer lange Bestandsnetz der U-Bahn investieren. Drei Großprojekte kündigte er für die nächsten Jahre an. So wird ab Herbst 2019 auf der U6 (zwischen Alt-Tempelhof und Kaiserin-Augusta-Straße) eine neue Gleiswechselanlage eingebaut. Sperrpause: wenigstens vier Monate.
Ein Jahr lang keine Züge zwischen Warschauer Straße und Kottbusser Tor
2020 soll die Sanierung von Berlins ältester U-Bahnlinie, der U1, beendet werden. Zwölf Monate lang wird dafür der Zugverkehr zwischen Warschauer Straße und Kottbusser Tor eingestellt. Ab Herbst 2021 soll dann die baufällige Hochbahn-Brücke über den Park am Gleisdreieck erneuert werden. Die Linie wird dafür voraussichtlich 17 Monate unterbrochen.
Das vierte Großprojekt ist ab 2021 die Sanierung des gut 60 Jahre alten Bahndamms für die U6 (zwischen Alt-Tegel und Kurt-Schumacher-Platz). Die Planer rechnen mit 20 Monaten Bauzeit. „Uns ist klar, dass diese Großvorhaben für die Fahrgäste nicht angenehmen sind“, sagte Kutscher. Sie seien aber alle notwendig.
Der City West droht ein U-Bahn-Chaos