Schönefeld. Die Gemeinde Schönefeld und die Flughafengesellschaft wollen die U-Bahn-Verlängerung zum BER voranbringen.
Noch ist nicht endgültig klar, ob der neue Großflughafen BER in Schönefeld wie geplant in zwei Jahren eröffnet, die Gestaltung der künftigen Verkehrsströme im Südosten Berlins wird dagegen konkreter. Die Flughafengesellschaft (FBB) und die Gemeinde Schönefeld haben am Mittwoch eine gemeinsame Erklärung zur engeren Zusammenarbeit unterzeichnet. „Wir wollen das Umfeld so vorbereiten, dass der Flughafen auch gut erreichbar ist, wenn er eröffnet“, sagte Schönefelds Bürgermeister Udo Haase.
Geplant ist der Neubau zweier Straßen im Umfeld des BER, um die Bundesstraße 96 zu entlasten, die Anfahrt zum Terminal zu verbessern und die beiden direkt im Umfeld liegenden Logistikzentren besser anzubinden. In der Erklärung enthalten ist auch die Absichtserklärung, die U-Bahnlinie 7 von Rudow in zwei Schritten zunächst bis zum S-Bahnhof Schönefeld und danach bis zum Flughafen zu verlängern. „Das haben wir uns auf unsere Fahnen geschrieben“, sagte Haase. Dabei handelt es sich im ersten Schritt um eine Verlängerung um rund drei Kilometer zum S-Bahnhof Schönefeld und gut sechs Kilometer zum künftigen BER-Terminal.
Mit dem öffentlichen Nahverkehr zum BER
Auch der Flughafenchef würde eine Verlängerung der U-Bahn begrüßen. „Eine U-Bahn kann 700 Menschen transportieren, da ist eine Menge Kapazität möglich“, sagte FBB-Chef Engelbert Lütke Daldrup. Zwei von drei Menschen würden künftig den BER mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichen. Deshalb plane die Gesellschaft zusammen mit der Region verschiedene neue Möglichkeiten, um die Anbindung auch dann zu gewährleisten, wenn einzelne Strecken – zum Beispiel wegen eines Unfalls – gesperrt werden müssten.
Die Verlängerung der U7 ist seit vielen Jahren in der Diskussion, endgültig beschlossen ist sie allerdings noch nicht. Da sie größtenteils auf Brandenburger Territorium erfolgen würde, ist die Kostenfrage zwischen Berlin und Brandenburg noch nicht geklärt. Die BVG hat die Kosten in der Vergangenheit auf bis zu eine Milliarde Euro geschätzt. Derzeit wird eine Machbarkeitsstudie erstellt, die untersuchen soll, unter welchen Umständen und in welcher Form ein Ausbau erfolgen könnte.
Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für die Grünen) sieht den Ausbau dagegen skeptisch. Die langen Planungs- und Bauzeiten ließen eine Verlängerung erst in 15 Jahren realistisch erscheinen, erklärte sie am Mittwoch im Interview mit der Berliner Morgenpost. „Bis dahin brauchen wir in jedem Fall andere Lösungen“, so Günther. Das wiederum rief den Widerspruch des Schönefelder Bürgermeisters und des Flughafenchefs hervor.
„Die Trasse steht fest, der Flughafen und wir werden alles daran setzen, dass sie schneller gebaut wird“, sagte Haase und verwies zusammen mit dem Dahme-Spreewälder Landrat Stephan Loge auf die rasante Entwicklung der Region südöstlich Berlins. Schon jetzt würden am Flughafen und seinem Umfeld 20.000 Menschen arbeiten, in 20 Jahren werden es – so Prognosen – 50.000 sein. „Wir müssen alle vorhandenen Potenziale nutzen“, sagte Loge.
Senat will vor allem das Straßenbahnnetz ausbauen
Vor allem in der Berliner Landespolitik ist die U-Bahnverlängerung im Süden der Stadt umstritten. Rot-Rot-Grün hat sich im Koalitionsvertrag vor allem auf den Ausbau des Straßenbahnnetzes in Berlin verständigt – auch weil das viel kostengünstiger ist als ein U-Bahnbau. Verkehrssenatorin Regine Günther hat nun allerdings einen Schwenk vollzogen und will neben der Verlängerung der U7 auch den seit Jahrzehnten in Aussicht gestellten Ausbau der U8 von Wittenau ins Märkische Viertel und die Verlängerung der U6 vom Kurt-Schumacher-Platz bis zum Gelände des heutigen Flughafens Tegel prüfen lassen.
Für den Ausbau der U7 nach Schönefeld spricht nach Ansicht der Befürworter, zu denen neben Schönefelds Bürgermeister Haase und Flughafenchef Lütke Daldrup auch Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel gehört, dass die Verlängerung überirdisch und damit deutlich preisgünstiger erfolgen könnte als durch einen Tunnelbau.
Beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur ist die Gemeinde Schönefeld bereits in den vergangenen Jahren in Vorleistung gegangen. 100 Millionen Euro hat Schönefeld demnach in den Straßen- und Schienenverkehr investiert, darunter den Bau des Bahnhofs Waßmannsdorf.
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