Berlin. Gassen, einsame Stadtrandstraßen, Unterführungen: In der Hauptstadt gibt es zahlreiche dunkle Ecken, in die sich viele Berliner nachts nicht trauen, weil Laternen fehlen, die den Weg beleuchten. Gerade im Winter wird das Problem akut, da viele erst nach Einbruch der Dunkelheit von der Arbeit aufbrechen und nach Hause fahren. Selbst große Verkehrswege sind vielerorts nur spärlich beleuchtet, weil die Laternen nicht nah genug beieinanderstehen, weil sie versetzt auf dem linken und dem rechten Gehweg platziert sind oder nur auf einer Seite der Straße stehen.
Beispiel Onkel-Tom-Straße, Zehlendorf: Wer hier nachts unterwegs ist, stadtauswärts in Richtung U-Bahnhof Onkel Toms Hütte, kann lediglich linksseitig im Hellen laufen, auf der rechten Straßenseite leuchtet keine Lampe.
Es ist auch ein Vorstoß gegen Kriminalität
Die FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus will das nun ändern. In einem Antrag, den sie kommende Woche ins Plenum einbringen will, fordern die Liberalen eine „höhere Beleuchtungsstärke und -dichte“ in dicht besiedelten Gebieten innerhalb und außerhalb des S-Bahn-Rings. Insbesondere Schulwege, Parks und Gebiete rund um Stationen des öffentlichen Nahverkehrs sollten besser ausgeleuchtet werden – nicht zuletzt um die Kriminalität im Dunkeln einzudämmen.
„Es wird Zeit, die Beleuchtung in Berlin ökonomisch wie ökologisch zu erneuern und dem 21. Jahrhundert anzupassen“, so der innenpolitische Sprecher der Fraktion, Marcel Luthe. „Die vielen halbdunklen Ecken in dieser Stadt sind in vieler Hinsicht eine Gefahrenquelle für Jung und Alt. Das Konzept der FDP-Fraktion sorgt für mehr Sicherheit und Komfort auf Wegen, Straßen sowie Plätzen unserer Stadt.“
Tatsächlich ist die Ausleuchtung der Gehwege je Bezirk sehr unterschiedlich. Während in Mitte durchschnittlich alle 14,5 Meter eine Laterne steht, beträgt der Abstand in Marzahn-Hellersdorf ganze 28,9 Meter. Das geht aus Zahlen der Verkehrsverwaltung vor, die Luthe bereits im vergangenen Jahr im Rahmen einer Senatsantwort auf eine schriftliche Anfrage erhalten hatte.
In Treptow-Köpenick ist es besonders finster
Am dunkelsten ist es demnach in Treptow-Köpenick: Auf den rund 682,9 Kilometern öffentlichem Straßenland stehen insgesamt nur 21.395 Gas- und Elektrolaternen. Setzt man beide Zahlen ins Verhältnis, ergibt sich so ein durchschnittlicher Abstand von 31,9 Metern zwischen den Lampen – Spitzenwert in ganz Berlin. Grund dafür ist, dass Treptow-Köpenick der flächenmäßig größte Bezirk Berlins ist, viele lange Straßen durch entlegene Waldgebiete führen, die gar keine Gehwege haben. „Zu dunkel ist es deswegen auf den Straßen in Wohngebieten nicht“, sagt ein Sprecher des Bezirksamtes. „Uns liegen keine Beschwerden von Anwohnern vor, wir sehen deshalb keinen Anlass bei der zuständigen Senatsverwaltung für Verkehr um mehr Laternen zu bitten.“ Richtig sei allerdings, dass einige Laternen veraltet sind. „Im Stadtteil Karolinenhof stehen noch viele alte Gaslaternen, die nicht genügend Licht spenden“, so der Sprecher. „Diese werden nun aber sukzessive durch moderne LED-Lampen ausgetauscht.“
Für den Einsatz solcher Laternen setzt sich auch die FDP ein, zudem solle der Senat über die Installation automatischer Straßenbeleuchtung nachdenken, wie es in dem Antrag weiter heißt. Gemeint sind damit Laternen, die mit speziellen Sensoren ausgestattet sind, die erkennen, wenn ein Passant auf dem Gehweg unterwegs ist, sich dann von selbst anknipsen und später wieder ausschalten. Die Verkehrsverwaltung teilt auf Anfrage mit, dass der flächendeckende Einsatz solcher Sensoren-Lampen aktuell nicht geplant sei und verweist gleichzeitig auf das Lichtkonzept des Landes aus dem Jahr 2011. Dieses sieht auch die Beseitigung dunkler Angsträume vor.
Modernisierung der Anlagen ist dringend notwendig
„Die Hauptstadt braucht nicht in jedem Fall mehr, sondern vor allem bessere Beleuchtung“, sagt Verwaltungssprecher Jan Thomsen. „Viele bestehende Beleuchtungsanlagen sind bereits 40 Jahre und älter. Eine Modernisierung der Anlagen erfolgt schrittweise und im Rahmen der zur Verfügung stehenden Kapazitäten.“
Berlins Straßenlaternen sorgen immer wieder für Frust bei den Bürgern. Jüngst ließ die Verkehrsverwaltung in einer Privatstraße in Siemensstadt mehrere Gaslaternen abmontieren, ohne für Ersatz zu sorgen. Die Anwohner wurden von der Demontage überrascht.
Grundsätzlich geht die Zahl der Gaslaternen in Berlin zurück, weil sie durch LED-Lampen ausgetauscht werden. Gab es vor wenigen Jahren noch 35.000 Gaslaternen in der Hauptstadt, sind es heute nur noch 31.000.
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