Berlin. Die Liste der Projekte in Berlin und Madrid ist lang und vielfältig. Sie umfasst mehr als 130 Events, die seit 1988 zustande kamen.
Wenn Gisela Weimann nach Madrid kommt, findet sie sich gut zurecht. Sie weiß, wie die U-Bahnen fahren und kennt schöne Cafés. Die Künstlerin aus Wedding besucht Kollegen in der spanischen Hauptstadt. „Ich gucke, was sie machen, werde ins Atelier eingeladen.“ Weimann arbeitet auf Gebieten wie Malerei, Grafik und Fotografie. Sie macht multimediale Projekte, Performances und Installationen. Und sie ist Netzwerkerin.
Sie brachte die spanische Galeristin Brita Prinz und die Berlinerin Katharina Koch von der „alphanova & galerie futura“ zusammen. Zum 30-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft Berlin Madrid in diesem Jahr zeigten beide Einrichtungen die Ausstellung „Über allem die Sterne“ mit Werken von Gisela Weimann. Die Senatskanzlei hat das Projekt gefördert. „Es ist unser erstes gemeinsames Vorhaben“, sagt Katharina Koch, Projektleiterin der Galerie in Alt-Treptow. „Es war ein spannender Austausch.“
Partnerschaftsabkommen zwischen Berlin und Madrid
Die intensiven Beziehungen von Gisela Weimann zu Madrid begannen 1997, als sie Gastdozentin an der Universität Madrid war. Einige Jahre älter ist das Partnerschaftsabkommen zwischen Berlin und Madrid. Es wurde am 4. November 1988 in der spanischen Hauptstadt geschlossen. Der damalige Regierende Bürgermeister, Eberhard Diepgen, und sein Kollege, der Sozialist Juan Barranco Gallardo, unterzeichneten das Papier. Im Rahmen dieser Städtepartnerschaft gibt es seither Forschungsvorhaben, Konzerte, Ausstellungen, Konferenzen, Schüler- und Lehreraustausch. Auch die Verwaltungen beider Metropolen stehen im Austausch. Von Anfang an bis heute sei dieser Erfahrungsaustausch rege, sagt Senatssprecherin Claudia Sünder. „Egal, in welchem Ressort.“
Die Liste der gemeinsamen Projekte in Berlin und Madrid ist lang und vielfältig. Sie umfasst mehr als 130 Events, die seit 1988 zustande kamen. Einige Beispiele: Wie man die Begrünung von Bauwerken optimieren kann, damit beschäftigten sich Mitte der 90er-Jahre Wissenschaftler der Humboldt-Universität gemeinsam mit Forschern der Universidad Politécnica de Madrid. Zum 100-jährigen Bestehen der Deutschen Schule Madrid 1996 reiste der Regierende Bürgermeister nach Spanien und unterschrieb eine gemeinsame Erklärung über die weitere Zusammenarbeit beider Metropolen. Zwei Klassen der Deutschen Schule besuchten Berlin im Sommer 1997 in Berlin. 2006 gründete sich die Philharmonische Gesellschaft Madrid-Berlin, mit professionellen Musikern aus beiden Städten. Sie gab seither zahlreiche Konzerte.
2012, zu den Deutsch-Spanischen Schachtagen in Madrid, schenkte Berlin der Partnerstadt 15 umweltfreundliche Schachbretter, von einer Behindertenwerkstatt gefertigt. Nach den Schachtagen bekamen Madrider Schulen diese Spielgeräte.
Zum Jubiläum gab es eine Flamenco-Show
Zum 25-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft, im Jahr 2013, schenkte Madrid der Berliner Verwaltung eine Flamenco-Show. Die Tänzerin und Choreographin Mercedes Ruíz, ausgezeichnet als „Beste Flamencotänzerin 2013“, trat im E-Werk in Mitte auf und begeisterte 400 geladene Gäste. Während der Show zeichnete der spanische Maler Emilio Fornieles auf der Bühne ein Porträt von Klaus Wowereit. Es stand bis zum Ende von Wowereits Amtszeit in seinem Büro, danach nahm er es mit nach Hause.
Im Frühjahr 2014 unterzeichneten die Tourismusmarketing Gesellschaften von Berlin und Madrid ein Abkommen über gegenseitige Werbeaktionen. 2015 und 2017 fanden Symposien zur Architektur in beiden Städten statt.
Ein wichtiger Ort im Rahmen der Städtepartnerschaft ist der Parque de Berlin in Madrid. Es gibt ihn seit 1967. Eröffnet wurde er vom damaligen Regierenden Bürgermeister Willy Brandt. 1990, nach dem Ende der deutschen Teilung, ließ Berlin drei Segmente der Mauer im Park aufstellen. Im Juni 2018, zum 30-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft, lud Michael Müller in den Parque de Berlin ein, zu einem Open-Air-Empfang mit dem Titel „#Freiheit Berlin Madrid“.
Dabei lernte Müller seine Kollegin aus Madrid kennen, Bürgermeisterin Manuela Carmena. Er sei sehr von der Bodenständigkeit und Volksnähe der zierlichen kleinen Dame beeindruckt gewesen, erzählt Senatssprecherin Claudia Sünder. Die fast 80-jährige Spanierin strahle eine unbezwingbare Energie aus und scheine jeden ihrer Bürgerinnen und Bürger zu mögen.
Am 12. November 2018 kommt Manuela Carmena nach Berlin. Eine Podiumsdiskussion mit Michael Müller und dem Londoner Bürgermeister Sadiq Khan im Pfefferberg Theater ist vorgesehen. Außerdem besucht Carmena die Uraufführung des Musikalischen Märchens „Der Junge und das Biest“ von Elvira Lindo im Admiralspalast.
Neue gemeinsame Projekte planen auch Katharina Koch von der „alphanova&galerie futura“ in Alt-Treptow und „Brita Prinz arte“ in Madrid. „Wir haben ähnliche Ansätze“, sagt Katharina Koch. „Wir fördern Künstlerinnen aus unterschiedlichen Generationen.“ Ausstellungen in beiden Städten sollen Werke je einer Berliner und einer Madrider Künstlerin zeigen, möglicherweise im Zwei-Jahres-Rhythmus. Gisela Weimann aus Wedding freut sich auf den nächsten Besuch in Madrid. „Ich möchte immer wieder gern dorthin“, sagt die 75-Jährige.
Tapas, Flamenco und Bücher en español
Serrano-Schinken, Oliven oder Chorizo – ohne Tapas geht es nicht. Die spanische Kultur der kleinen Häppchen ist in Berlin fest etabliert. Eine der gefragten Adressen ist die „Yosoy Tapas Bar“ am Hackeschen Markt. Spanisch-mediterrane Speisen kann man indes in vielen Berliner Restaurants genießen, etwa im „Ruz“ an der Auguststraße in Mitte.
Wer die Sprache lernen und die Kultur des Landes kennenlernen will, ist im Instituto Cervantes in Berlin richtig. Das Haus an der Rosenstraße in Mitte lädt zu Filmvorführungen in Originalsprache ein, zu Konzerten, Workshops, Ausstellungen und Lesungen spanischsprachiger Autoren. Die meisten Veranstaltungen sind zweisprachig.
Einige Buchhandlungen in Berlin haben sich auf spanischsprachige Literatur spezialisiert, so „Libros escalera“ an der Kopenhagener Straße in Prenzlauer Berg, und „Andenbuch“ an der Bergmannstraße in Kreuzberg. Theaterinszenierungen in spanischer Sprache führt das Schauspielerteam „Tallercito“ an verschiedenen Spielstätten in Berlin auf. Flamenco-Kurse und Kastagnetten-Workshops veranstaltet das Studio „Amparo de triana“ an der Belziger Straße in Schöneberg.
Eine wichtige Adresse ist die spanische Botschaft an der Lichtensteinallee in Tiergarten. Sie zeigt bis 18. Januar 2019 die Ausstellung „Madrid. Transformation einer Großstadt“. Die Schau präsentiert Projekte von Architektur-Studenten der Fachhochschule Potsdam aus dem Studienjahr 2017/2018, die in Zusammenarbeit mit der TU Eindhoven entstanden sind.