Berlin. Beim Immobilientag des Rings Deutscher Makler gab es nicht nur Prominenz, sondern auch Streitgespräche.
Nur eine Wohnung, aber unzählige Bewerber. Mehr denn je ist das die Ausgangssituation im täglichen Geschäft der Berliner Makler. Nachfrage und Angebot sind seit Jahren aus dem Lot. Und nur durch Neubau wird sich das Ungleichgewicht, das zu Mietsteigerung führt, beheben lassen – darin waren sich alle Teilnehmer des Immobilientags des Rings Deutscher Makler (RDM) am Freitag einig.
„Aus den Erfahrungen in der DDR muss man lernen, dass nur ein ausgeglichenes Angebot Preisstabilität schafft“, sagte Markus Gruhn, der Vorsitzende des RDM Landesverbands Berlin-Brandenburg, gleich zur Eröffnung der Tagung im „Swissôtel“ am Kurfürstendamm. Ähnlich wie im Sozialismus, als Lebensmittel wie Bananen zu Luxusprodukten wurden, könnten Mangel und Überregulierung auf dem Berliner Wohnungsmarkt unerwünschte Folgen haben. Am Ende führe der Wunsch, günstige Angebote zu haben, sogar zu Rekordmieten – so die Argumentation.
Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke), die zum Immobilientag eine Ansprache hielt, wollte der Dringlichkeit des Neubaus nicht widersprechen. Das Ziel der amtierenden Landesregierung, 30.000 neue Wohnungen zu bauen, sieht sie weiter als bindend an. Auch der neue Aktionsplan zum Wohnungsbau zeige, dass der Senat den Mangel an Wohnraum ernst nehme. Lompscher sieht es aber auch weiterhin als unumgänglich an, den Markt zu regulieren – etwa durch die Schaffung weiterer Milieuschutzgebiete in der Stadt.
Makler schlagen Senkung der Erwerbssteuer vor
Dieses Instrument bereite den Maklern aber derzeit besonders große Sorgen, weil es den Markt in Unruhe versetze, sagte Gruhn und verwies in seiner Rede darauf, dass Wohnungseigentümer in künftigen Milieuschutzgebieten ihre Immobilien an Großinvestoren weiterverkauften – aus Angst, dass ihre Immobilie bei Inkrafttreten der Satzung an Wert verliere. Denn bestimmte Modernisierungsmaßnahmen würden dann für sie erschwert oder unmöglich.
Der Verkauf der Wohnung gefährde wiederum Mieter, die hier bis dahin sicher und vergleichsweise günstig gewohnt hatten. In den nächsten Jahren könnten durch diesen ungewollten
Effekt 8000 Wohnungen von Miet- in Eigentumswohnungen umgewandelt werden, warnte Gruhn. Am Mittwoch hatte der SPD-Fraktionsvorsitzende Raed Saleh die Idee geäußert, ganz Berlin mit einer Milieuschutzsatzung zu belegen und den aufgeheizten Wohnungsmarkt so zu beruhigen.
Gruhn schlug im Namen des Berliner RDM eine andere Maßnahme vor, um mehr Wohnsicherheit für Normalverdiener herzustellen. „Man müsste die Erwerbssteuer senken, um Familien den Ankauf von Wohnraum zu erleichtern“, sagte er. Lompscher hingegen steht vor grundsätzlicheren Problemen – etwa den „explodierenden Baulandpreisen“.
Der immer teurere Boden in den Innenstadtbezirken führe dazu, dass Bauland zum Spekulationsgut werde. „Das macht eine sinnvolle Nutzung von Grundstücken sehr schwierig“, meinte sie. Als eine der größten Gefahren betrachtet die Stadtentwicklungssenatorin außerdem Engpässe bei Büroflächen in der Innenstadt. Auch der RDM-Verbandsvorsitzende Markus Gruhn sieht den Markt und Berlin als Ganzes „in einer dramatischen Veränderung begriffen.“ Die Arbeit der Immobilienbranche habe aber maßgeblich zum Aufschwung in Berlin beigetragen. „Nur wer viel Geld verdient, zahlt hohe Steuern“, betonte Gruhn.
Steuergerechtigkeit war wiederum ein Stichwort für Wolfgang Bosbach und Gregor Gysi. Der CDU-Politiker und frühere Vorsitzende des Innenausschusses des Deutschen Bundestages und der amtierende Präsident der Europäischen Linken waren der Einladung des RDM zu einem „Duell der Giganten“ gefolgt. Bosbach verwies darauf, dass die oberen zehn Prozent der Spitzenverdiener 50 Prozent der Einkommenssteuer zahlen. Gysi betonte hingegen die Ungleichheit des Einkommens in den alten und neuen Bundesländern.
Für Auflockerung sorgte am Nachmittag ein Programmpunkt, der mit Immobilien nichts zu tun hatte. Die drei Fernsehgrößen Thomas Gottschalk, Fritz Wepper und Otto Retzer sprachen über ihre Karrieren. Und so zeigte sich am Ende: Show gehört zum Geschäft.
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