Berlin. Für eine Entwarnung ist es noch zu früh, ein positiver Trend aber zeichnet sich ab: Im Vergleich mit den anderen 15 deutschen Bundesländern hat sich Berlins Bildungssystem im vergangenen Jahr verbessert. Das geht aus einer aktuellen Studie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) hervor. Demnach landet Berlin im Bildungsmonitor 2018 nicht wie in den Vorjahren auf dem letzten oder vorletzten, sondern auf dem 13. Platz.
Die Schul- und Hochschullandschaft entwickelte sich damit gegen den Bundestrend. Insgesamt attestierten die Studienautoren vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln einen deutlichen Rückgang der Bildungsqualität in Deutschland. Neben Berlin konnte sich nur Schleswig-Holstein im jährlichen Ranking verbessern, alle anderen Länder hielten ihre Position oder rutschten ab.
Klassen sind kleiner geworden
„Berlin hat sich gerade bei der Betreuung sehr gut entwickelt“, sagte Axel Plünnecke vom IW. „Die Klassen sind kleiner geworden, ein Lehrer muss sich um weniger Schüler kümmern als früher.“ In dieser der zwölf Oberkategorien belegt Berlin Platz zwei. Ebenso gut sieht es bei der Forschungsorientierung der Hochschulen aus, wo die Hauptstadt ebenfalls Platz zwei belegt.
Schlechter schneidet Berlin dagegen in puncto Bildungsarmut und Integration ab. „Zwar ist der Abstand zu den anderen Ländern geringer geworden“, so Plünnecke. „Doch nach wie vor brechen acht Prozent aller Schüler die Schule ab, unter den ausländischen Jugendlichen sind es sogar 19 Prozent.“
Auch werden in Berlin prozentual die meisten Ausbildungsverträge vorzeitig aufgelöst. Während in Baden-Württemberg nur 24 Prozent der Lehrlinge aufgeben, sind es in Berlin 39,7 Prozent. Ebenfalls schlecht steht es um die Digitalisierung, gemeint ist auch die Einbeziehung von Computern im Unterricht. „Viele Lehrer sagen, dass sie sich dafür nicht gewappnet sehen“, sagte Plünnecke. „Da gibt es Verbesserungsbedarf.“
Das sieht auch Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) so. „Berlin strengt sich weiter an – gerade in der digitalen Bildung“, sagte sie am Mittwoch auf Anfrage. „Die Schulen machen sich jetzt auf den Weg, zum Beispiel mit dem neuen Schulfach Digitale Welten, das an neun weiteren Schulen in der gymnasialen Oberstufe angeboten wird.“
Jedem die gleichen Aufstiegschancen bieten
Auch mehrere Wirtschaftsvertreter forderten weitere Verbesserungen. „Nur mit guter Bildung für möglichst viele können wir dem Fachkräftemangel entgegentreten und jedem die gleichen Aufstiegschancen bieten“, sagte Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB). „Genügend gut ausgebildete Lehrer sind der Schlüssel zu einem besseren Unterricht mit besseren Ergebnissen.“
Darum geht es auch am heutigen Donnerstag, wenn Scheeres erklären will, mit wie vielen neuen Lehrern sie kommenden Montag ins Schuljahr 2018/19 starten wird. Zuletzt war bekannt geworden, dass Hunderte Pädagogen fehlen. Die Lehrergewerkschaft GEW kritisiert bereits jetzt, dass sich die Senatorin die Zahl der neuen Lehrer schönrechne: Nur 37 Prozent der neu eingestellten Pädagogen hätten ein abgeschlossenes Lehramtsstudium.
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