Berlin. Schlaglöcher im Asphalt, bröckelnder Beton an den Pfeilern und Schäden an den Stahlbewehrungen. Nach allen Befunden der Bauexperten ist das Autobahndreieck Funkturm schwer krank. Doch schnelle Genesung ist für den Patienten im Berliner Westen derzeit nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die dringend notwendige Erneuerung eines der wichtigsten Verkehrsknoten der Stadt rückt in immer weitere Ferne.
Mit der Einleitung eines Planfeststellungsverfahrens – notwendige Voraussetzung für eine Erneuerung des Autobahndreiecks – sei nicht vor 2021 zu rechnen, heißt es in einer jetzt veröffentlichten Antwort des Berliner Senats auf eine parlamentarische Anfrage des CDU-Abgeordneten Andreas Statzkowski. Ein „belastbarer Endtermin“ für den Abschluss der Planungsarbeiten könne seriös nicht genannt werden, führte Stefan Tidow, Staatssekretär in der Senatsverkehrsverwaltung, weiter aus. Experten gehen davon aus, dass ein Planfeststellungsverfahren für ein solches Großprojekt nicht unter zwei Jahre dauert. Damit ist schon jetzt klar: Ein Baubeginn am Funkturm ist vor 2024 nicht zu schaffen.
Schäden so groß, dass sie nicht mehr reparabel sind
Eigentlich wollte der Berliner Senat, der sich im Auftrag des Bundes um die Instandhaltung und auch die Erneuerung der innerstädtischen Autobahnen kümmert, schon 2015 mit der Sanierung des wichtigen Autobahndreiecks beginnen. Doch wie sich herausstellte, sind die Schäden an den insgesamt 20 Brücken des Verkehrsknotens so groß, dass sie in aller Regel nicht mehr repariert werden können. Ein kompletter Neubau des Brückenkonglomerats sei erforderlich, so die Erkenntnis.
Noch 2016 hoffte Lutz Adam, zuständiger Referatsleiter in der Senatsverkehrsverwaltung, auf einen Baubeginn „ab 2022“. Doch inzwischen ist auch diese Prognose zurückgezogen. Auf der Webseite der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz heißt es zum Vorhaben Autobahndreieck Funkturm nur noch lakonisch: „Baubeginn offen“.
Mit durchschnittlich 230.000 Fahrzeugen am Tag, darunter mehr als 12.000 schweren Lastkraftwagen, ist das Dreieck Funkturm laut Senat „der bundesweit am stärksten belastete Autobahnverknüpfungspunkt“ und damit von „elementarer Bedeutung“ für die Mobilität der Stadt. Schon jetzt gibt es diverse Einschränkungen, vor allem für den Lkw-Verkehr. So ist die Brücke über die Halenseestraße (Verbindung der A 100 zur A 115 in Fahrtrichtung Süd) für Lkw gesperrt und darf nur noch einspurig von Pkw befahren werden. Auf der Ringbahnbrücke (A 100, Fahrtrichtung Nord) dürfen Lkw nur noch die rechte Fahrspur nutzen. Zudem gilt Tempo 60. Bei weiteren Verschlechterungen des Bauwerkszustandes seien noch weitere Einschränkungen nicht auszuschließen, sagte Dorothee Winden, Sprecherin der Senatsverkehrsverwaltung.
Planungen kommen nicht voran
Der Handlungsbedarf ist also groß. Doch die Planungen für die notwendige Erneuerung des Autobahndreiecks kamen nicht recht voran. Zwar gibt es seit 2014 eine Machbarkeitsstudie, bei der auch schon ein voraussichtlicher Finanzbedarf von 264 Millionen Euro ermittelt wurde. Doch Kraft für weitere Planungsschritte hatte die Senatsverkehrsverwaltung auch wegen fehlender Fachleute nicht. Im September 2017 beauftragte der Senat schließlich die Bundesbaugesellschaft Deges mit der Planung und der Realisierung des Umbaus des Autobahndreiecks Funkturm.
Der Charlottenburger CDU-Abgeordnete Andreas Statzkowski kritisiert den bisher schleppenden Fortschritt. Er will vor allem erreichen, dass die Arbeiten zeitlich koordiniert mit der Erneuerung der Rudolf-Wissell-Brücke erfolgen. „Sonst droht auf der Stadtautobahn eine jahrzehntelange Dauerbaustelle und eine entsprechend lange Belastung der Anwohner und auch der Berliner Autofahrer“, sagte Statzkowski der Berliner Morgenpost. Die Rudolf-Wissell-Brücke ist gleichfalls Anfang der 60er-Jahre als Teil der Stadtautobahn errichtet worden und befindet sich – nicht zuletzt wegen der damals angewendeten Bautechnologie – in einem ähnlich schlechten Zustand wie das Dreieck Funkturm. Aktuell erhält gerade die Südfahrbahn der Brücke einen neuen Asphaltbelag, damit diese noch weiter befahren werden kann. 2023 will die Deges dort mit den Arbeiten für einen Ersatzneubau beginnen.
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