Taxis am TXL

Passagiere am Flughafen Schönefeld leiden unter Taxi-Streit

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Lorenz Vossen
Terminal A, Flughafen Schoenefeld, Brandenburg, Deutschland [ Rechtehinweis: picture alliance / Arco Images GmbH ]

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Weil der Landkreis Dahme-Spreewald auf seinem Monopol beharrt, verzögert sich für Fluggäste die Heimreise vom Flughafen Schönefeld.

Berlin/Schönefeld. Ferienzeit ist Reisezeit, an den Berliner Flughäfen herrscht Hochbetrieb. In Schönefeld etwa müssen statt maximal 30.000 inzwischen 40.000 Fluggäste am Tag abgefertigt werden. Und wer nach einer mitunter strapaziösen Reise am Brandenburger Airport ankommt, steht im schlimmsten Fall vor dem nächsten Problem: Es gibt kein Taxi mehr. Oder man muss lange darauf warten.

Aus Sicht des Flughafenchefs Engelbert Lütke Daldrup ist die Situation mit den Taxis in Schönefeld absolut unbefriedigend. Vor allem nachts, wenn wegen Verspätungen aus Tegel umgeleitete Maschinen in Schönefeld landen, seien oftmals keine Taxis zu bekommen. Ertan Ucar vom Verband Taxi Deutschland Berlin hat eine Erklärung dafür. „99 Prozent der Fahrer in Schönefeld sind türkischstämmig“, sagt der Unternehmer. Doch in den Sommerferien seien viele von ihnen vier bis sechs Wochen verreist. Von den 340 Taxis, die in Schönefeld Fahrgäste aufnehmen dürfen, stünden zwischenzeitlich nur 100 zur Verfügung.

Viel Verständnis gibt es dafür nicht. Denn mit den rund 8000 Taxis, die in Berlin ihre Konzession haben, gäbe es in der Region eigentlich genug Kapazitäten. Allein: Der Landkreis Dahme-Spreewald (LDS), in dem der Flughafen Schönefeld liegt, will sein Monopol nicht abgeben und verweist auf das Personenbeförderungsgesetz. Demnach dürfen Taxifahrer ihre Fahrgäste nur in der Kommune oder dem Landkreis aufnehmen, in denen ihr Betrieb gemeldet ist. Soll heißen: Ein Berliner Taxifahrer darf seinen Kunden nach Schönefeld bringen, dort aber keinen neuen Fahrgast aufnehmen.

Flughafenchef Lütke Daldrup: Politik muss das dringend abstellen

In Berlin ist man darüber alles andere als begeistert. Der Streit zwischen beiden Kommunen schwelt schon länger. Früher war das anders: Vor der ursprünglich geplanten Eröffnung des BER 2012 gab es eine Regelung, dass Berliner Taxis ein gewisses Kontingent in Schönefeld stellen dürfen. Doch mit der Eröffnung des Hauptstadtairports am Horizont hätten die Betriebe im LDS plötzlich „Gold in den Augen“ gehabt, sagt Detlev Freutel vom Taxiverband Berlin-Brandenburg. Zu groß schien die Verlockung, das Geschäft alleine zu kontrollieren. Der damalige Landrat kündigte die Vereinbarung mit Berlin auf, seit 2013 haben die Taxis mit LDS-Kennzeichen am ehemaligen DDR-Flughafen das Sagen.

Dass nur Fahrer aus Brandenburg Passagiere in Schönefeld aufnehmen dürfen und Berliner Taxifahrer nicht, sei aber ein „Riesenproblem“, sagt Flughafenchef Lütke Daldrup. Die Politik müsse das dringend abstellen, ehe der BER in Betrieb gehe. Tatsächlich hatte Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner (Grüne) Anfang des Jahres den Dialog gesucht, es gab ein Treffen mit LDS-Landrat Stephan Loge (SPD). Im Raum stand ein Kompromiss: Berlins Taxibetriebe dürfen in Schönefeld laden, im Gegenzug dürfen die LDS-Unternehmen in Berlin an fünf „Hotspots Passagiere aufnehmen, etwa am Hauptbahnhof“. Kirchner erschien das auch ökologisch vernünftig, schließlich fahren beide Seiten, sobald sie ihre Tour in Berlin oder Schönefeld absolviert haben, mit leerem Fahrzeug zurück.

Dahme-Spreewald befürchtet Einbußen

Auch über einheitliche Fahrpreise sollte diskutiert werden, aktuell sind die Tarife im LDS höher als in Berlin. Am Ende ging man jedoch ohne Ergebnis auseinander. Laut einem Teilnehmer des Treffens war es vor allem Loges Verkehrsdezernent, der gegen einen Kompromiss war. Der hatte der Berliner Morgenpost schon vor dem Treffen gesagt, dass der Landkreis nicht für das Überleben der Berliner Taxibranche verantwortlich sei.

In Brandenburg wollen sie offenbar nicht ihre Eigenständigkeit verlieren, sowieso rechnet man mit Eröffnung des BER mit Einbußen, da dieser deutlich besser an die öffentlichen Verkehrsmittel angebunden sein wird. Eine Lösung für die aktuelle Misere in Schönefeld gibt es aber. So ist es erlaubt, in ein Berliner Taxi zu steigen, wenn man sich dieses vorher bestellt. Laut Hermann Waldner, Chef der Rufzentrale Taxi Berlin, kommen viele Reisende aber gar nicht erst auf diese Idee.

Die Taxipreise im Vergleich

Brandenburg: Im Landkreis Dahme-Spreewald wurden im vergangenen Dezember neue Tarife beschlossen, die Preise stiegen um durchschnittlich 15 Prozent. Die Grundgebühr liegt nun bei 3,90 Euro, bei Strecken bis drei Kilometer werden 2,10 Euro, ab drei Kilometer 1,70 Euro pro Kilometer fällig. Ein Fahrt zum Bahnhof Zoo kostet also rund 50 Euro. Wie in Berlin ist inzwischen auch die Möglichkeit der Kartenzahlung Pflicht, neu ist auch die Pauschale für Großraumtaxis in Höhe von fünf Euro.

Berlin: Hintergrund der steigenden Preise war in Brandenburg die Einführung des Mindestlohns. In Berlin sind die Preise seit fast drei Jahren stabil, allerdings pochen die Verbände auf eine Erhöhung. Gefordert wird unter anderem, dass der Grundpreis auf sechs Euro ansteigt. Dieser liegt aktuell ebenfalls bei 3,90 Euro, Strecken bis sieben Kilometer kosten zwei Euro, darüber hinaus 1,59 Euro pro Kilometer. Für eine Fahrt zum Zoo müssen Fahrgäste demnach etwa sechs Euro weniger bezahlen als in Brandenburger Taxis.

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