Berlins Clublandschaft wird um einen bekannten Vertreter ärmer. Der Friedrichshainer Club "Rosi's" muss zum Jahresende seine Türen schließen. Das bestätigte Rosis-Geschäftsführer Sven Averdiek der Berliner Morgenpost. Demnach läuft Mietvertrag zur Zwischennutzung Ende 2018 aus.
Mit dem "Rosi's" schließt ein weiterer Club mit langer Geschichte. Schon 2003 eröffnete der in Friedrichshain lebende Averdiek mit Freunden das "Rosi's" in der Revaler Straße. Dort waren sie damit einer der ersten Läden. Das Viertel begann zu dieser Zeit erst langsam, sich zum Szenekiez zu entwickeln, das Nachtleben spielte noch hauptsächlich in Mitte und Prenzlauer Berg. „Damals gab es in Friedrichshain nicht viele Alternativen“, sagt der Geschäftsführer. „Daher wollten wir etwas in unserem Kiez machen.“ Die Idee: Einen Club bauen, so wie er ihnen gefällt.
Revaler Straße zur "Touri-Meile" verkommen
Seitdem zeichnet sich das "Rosi's" durch ein im Vergleich zu vielen anderen Clubs buntes Programm aus. Von House und Techno über Indie bis Reggae und Dancehall. Heute ist die Revaler Straße rund um das RAW-Gelände eine Partymeile, für manche ein „Techno-Strich“ für Touristen. Mit den Veränderungen um das RAW-Gelände entwickelte sich auch das "Rosi's". Zwar profitierte man durch die vielen Partygäste aus aller Welt, gesteht Averdiek. Trotzdem sei er froh gewesen, mit seinem Club etwas abseits zu liegen. „Wir wollten nicht Teil einer Touri-Meile sein“, sagt der Clubbetreiber.
In den Jahren hat sich nicht nur das Nachtleben zwischen Warschauer Straße und Ostkreuz radikal gewandelt. Der ganze Kiez wurde im vergangenen Jahrzehnt massiv umgekrempelt. An der Revaler Straße entstand um das "Rosi's" ein ganzes Wohnquartier neu. Das Bild prägen nicht mehr nur Brachen und alte Industriegebäude, sondern schicke neue Wohnhäuser – mit entsprechend hohen Preisen. Aus dem studentischen Szeneviertel von einst ist ein teurer Familienkiez geworden.
Wo das "Rosi's" ist, soll ein Bürogebäude entstehen
Nun ist auch das "Rosi's" vom Wandel im Kiez betroffen. Der Besitzer habe den Mietvertrag nicht verlängern wollen, so Averdiek. Geplant ist dort ein Bürogebäude mit Tiefgarage und Gewerbe im Erdgeschoss, teilte die Sprecherin von Baustadtrat Florian Schmidt auf Anfrage mit. Der Bezirk hat den Antrag auf einen Vorbeischeid des Baus bereits positiv beschieden.
Averdiek betont, sie wurden weder von bösen Nachbarn weggeklagt, noch hat der Besitzer die Miete unendlich erhöht. Am Ergebnis ändert das nichts. Ein alteingesessener Club verschwindet in einem sich wandelnden Kiez von der Landkarte. „Wir sind natürlich auch Opfer der Gentrifizierung“, sagt der "Rosi's"-Geschäftsführer. „Wir können uns einreihen in die Liste der Läden, die in den vergangenen Jahren schließen mussten.“
Mehrere Clubs mussten zuletzt schließen
Diese wird immer länger. Zuletzt mussten das "Johnny Knüppel" am Kreuzberger Schleusenufer und der "Bassy Club" in Prenzlauer Berg schließen. Auch der "Privatclub" in Kreuzberg muss wohl in wenigen Jahren schließen. Schon 2013 war für das an der Revaler Straße ansässige für das "Morlox" Schluss.
Die Räume für Clubs werden rar, sagt Club-Commissions-Sprecher Lutz Leichsenring zum aktuellen Fall: „Die Clubs werden zunehmend aus der Innenstadt verdrängt“. Wegen hoher Mieten geht, wer heute einen Club eröffnet, zudem ein deutlich höheres Risiko ein. Der Erfolgsdruck zwinge viele Läden dazu, auf ein experimentelleres Programm zu verzichten, so Leichsenring. Er findet, „Berlin verliert seine Leichtigkeit“.
Letzte "Rosi's"-Party an Silvester
Ob es mit dem "Rosi's" an anderer Stelle weiter geht, ist noch unklar. „Wir wissen noch nicht, ob wir weitermachen wollen“, so Averdiek. Sicher ist vorerst nur, wann am bisherigen Ort zum letzten Mal eine Party steigt. Für die Silvesterparty öffnet das "Rosi's" zum letzten Mal seine Pforten. Danach gehen die Lichter an der Revaler Straße aus.
Privatclub und Bassy Club droht wegen Investoren das Aus
Kreuzberger Club "Jonny Knüppel" muss schließen
+++ Berlin-Podcast +++ Die Bergius-Schule in Friedenau macht es vor: Mit Disziplin wurde aus einer Problemschule ein Vorbild. Aus einem Problem-Bus wurde unterdessen der „Bus der Zukunft“, mit Panorama-Dach, WLAN und USB-Buchsen. Und an der Polizeiakademie gibt es Probleme mit der Rechtschreibung. Das und mehr in der aktuellen Ausgabe „Molle und Korn“.
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