Präsidentschaftswahl

Erdogans Wahlsieg - So haben Türken in Berlin abgestimmt

| Lesedauer: 3 Minuten
Türkei-Wahl: Diese vier Dinge muss man jetzt wissen

Türkei-Wahl: Diese vier Dinge muss man jetzt wissen

Politik Video

Beschreibung anzeigen

Erdogan genießt in Deutschland mehr Rückhalt als in der Türkei. In Berlin jedoch weicht das Ergebnis deutlich ab.

Berlin. Bei der türkischen Präsidentenwahl hat Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan in Deutschland ein deutlich besseres Ergebnis erzielt als zu Hause. Nach Auszählung von fast 80 Prozent der Stimmen in Deutschland kam er auf 64,8 Prozent der Stimmen im Vergleich zu 52,6 Prozent insgesamt. Anhänger Erdogans feierten in der Nacht zum Montag auch auf Berlins Straßen unter anderem mit Autokorsos.

Erdogan in Berlin im Verhältnis schwach

Dabei schnitt der Wahlsieger in Berlin deutlich schlechter ab, als in anderen deutschen Großstädten. Nach übereinstimmen Angaben türkischer Zeitungen kam Erdogan in der Hauptstadt auf 51,7 Prozent der Stimmen. Im Verhältnis besonders stark schnitt hier hingegen der Herausforderer Muharrem Ince ab. Für den Mitbewerber von der linksliberalen Oppositionspartei CHP stimmten in Berlin 32,3 Prozent der türkischen Wähler. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu kam er deutschlandweit nur auf 21,9 Prozent. Der Kandidat der pro-kurdischen HDP, Selahattin Demirtas, erhielt in Berlin 11,9 Prozent der Stimmen, deutschlandweit waren es 10 Prozent.

Bei der Parlamentswahl erhielt Erdogans islamisch-konservative AKP in Deutschland mit 56,3 Prozent sogar die absolute Mehrheit. Ihr Gesamtergebnis lag nach Auszählung von mehr als 99 Prozent der Stimmen bei 42,5 Prozent. Sie ist damit auf ein Bündnis mit der ultranationalistischen MHP angewiesen.

Özdemir kritisiert Wahlverhalten der Deutschtürken

Der frühere Grünen-Chef Cem Özdemir kritisierte das Wahlverhalten der Deutschtürken scharf. „Die feiernden deutsch-türkischen Erdogan-Anhänger jubeln nicht nur ihrem Alleinherrscher zu, sondern drücken damit zugleich ihre Ablehnung unserer liberalen Demokratie aus. Wie die AfD eben“, sagte der Bundestagsabgeordnete der dpa. „Das muss uns alle beschäftigen.“

Die Türkische Gemeinde in Deutschland hofft nach der Wahl, dass die Spannungen zwischen den unterschiedlichen politischen Lagern nun abnehmen werden. „Seit Jahren dreht sich alles um Politik, die Menschen in der Türkei brauchen Ruhe und ein Ende des Ausnahmezustandes“, sagte der Gemeinde-Vorsitzende Gökay Sofuoglu der dpa. Auch viele der in Deutschland lebenden Menschen türkischer Herkunft hätten den Wunsch, nun „zum Alltag zurückzukehren“.

72 Prozent der Stimmen in Österreich

Dass Erdogan bei den Türken in Deutschland deutlich besser abgeschnitten habe als in der Türkei, sei eine Folge der Art von Arbeitsmigration, wie sie die Bundesrepublik ab den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts betrieben habe. Diese Arbeitsmigranten stammten vorwiegend aus einem konservativen Milieu. Menschenrechtsfragen interessierten sie weniger, „für sie ist Erdogan derjenige, der Krankenhäuser, Autobahnen und Einkaufszentren gebaut hat“, sagte Sofuoglu.

In Österreich lag die Zustimmung für Erdogan nach Auszählung von mehr als 80 Prozent der Stimmen sogar bei 72 Prozent. Hier könne die jüngste Schließung von Moscheen durch die Regierung eine Rolle gespielt haben, vermutete Sofuoglu.

Es sei möglich, dass hier der Faktor „Protest“ zum Tragen gekommen sei. Unter den türkischen Studierenden und Akademikern in den USA und in Kanada finden sich hingegen deutlich mehr Anhänger der oppositionellen CHP.

Mehr zum Thema:

Türken in Deutschland bejubeln den Wahlsieger Erdogan

Recep Tayyip Erdogan – Ein Wahlsieger ohne großen Glanz

Erdogan lässt sich feiern: „Ein Festtag der Demokratie“

( cla/dpa )