Berlin. Eine Reform der Einstellungsvoraussetzungen bei der Berliner Polizei trifft im politischen Raum auf große Zustimmung. Neben den rot-rot-grünen Koalitionsfraktionen haben sich auch die innenpolitischen Sprecher der Oppositionsparteien CDU, FDP und AfD für eine zeitnahe Reform der Einstellungskriterien bei der Berliner Polizei ausgesprochen. Wie berichtet, könnte die Regelung einer Mindestgröße für Polizeianwärter bald fallen.
Wie die Berliner Morgenpost aus Senatskreisen erfuhr, wird sie als nicht mehr zeitgemäß erachtet. Derzeit wird geprüft, ob die bisherige Praxis, zu kleine Bewerber generell auszuschließen, flexibler ausgelegt werden kann. Allein seit 2013 wurden bei der Polizei etwa 400 Bewerberinnen und Bewerber abgelehnt, weil sie nicht den Mindestgrößen entsprachen.
Brandenburg hat Mindesgröße bei Polizisten 2017 gekippt
Bei der Berliner Polizei gibt es für Bewerberinnen eine vorgeschriebene Größe von 1,60 Meter, für männliche Bewerber liegt das Mindestmaß bei 1,65 Meter. Das Land Brandenburg hatte diese körperlichen Voraussetzungen Mitte im vergangenen Jahres gekippt. Seitdem gibt es in Berlin eine Diskussion um die Mindestgröße.
Anfang April dieses Jahres hatte der Fall der Polizeibewerberin Celina Knop für Schlagzeilen gesorgt. Die 20-Jährige war wegen ihrer Körpergröße von 1,54 Metern abgelehnt worden. In Brandenburg hatte sie alle Einstellungsprüfungen bestanden und war daraufhin genommen worden.
Der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Burkard Dregger, fordert, dass die Auswahlkriterien angepasst werden. „Auch kleine Polizisten können gut sein“, sagt er der Berliner Morgenpost. „Die Berliner Polizei muss wettbewerbsfähiger werden“, so Dregger. Das fange bei den Auswahlkriterien an und höre bei einer deutlichen Anhebung der Besoldung auf.
Eignung wird auch von Fitness und Fertigkeiten bestimmt
Auch FDP und AfD fordern die Abschaffung der Mindestgröße. „Ich bin sehr dafür, dass man das flexibler gestaltet. Es gibt Bereiche bei der Polizei, wo man keine Mindestgröße braucht“, sagte der innenpolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Karsten Woldeit. Der innenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Marcel Luthe, geht noch einen Schritt weiter. Er hält die aktuelle Regelung sogar für diskriminierend. „Es kommt immer auf die Eignung an. Das hat nichts mit der Mindestgröße zu tun“, sagte er auf Nachfrage.
Luthe bemängelt die Auswahlkriterien schon seit längerer Zeit. Rückendeckung kommt auch von der Gewerkschaft der Polizei (GdP). „Wir würden eine Veränderung begrüßen, weil wir es uns beim aktuellen Bedarf nicht leisten können, talentierte Menschen nur aufgrund der Körperlänge abzulehnen“, sagte der Berliner GdP-Landesvorsitzende Norbert Cioma. Die körperliche Eignung von Polizistinnen und Polizisten definiere sich nicht allein über Alter und Körpergröße, sondern auch über die Fitness und Fertigkeiten.
In der Innenverwaltung laufen derzeit Gespräche mit der Polizei, ob und wie das aktuelle Einstellungssystem geändert werden kann. „Der Senat prüft derzeit, ob die Mindestgrößen entweder anhand der Anforderungen des Amts vereinheitlicht oder ob sie abgeschafft und zum Beispiel durch veränderte Anforderungen in Sporttest ersetzt werden sollen“, schrieb Staatssekretärin Sabine Smentek kürzlich auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Tom Schreiber.
Senat will Mindestgröße für Polizeianwärter kippen
Als Polizistin für Berlin zu klein, für Brandenburg nicht
Polizei-Bewerberin „zu klein“: Ist das Diskriminierung?