Karower Kreuz

Sieben Wochen Schienenersatzverkehr im Berliner Nordosten

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Thomas Fülling
Der S-Bahnhof Berlin-Blankenburg - ab Juni wird der Verkehr hier unterbrochen

Der S-Bahnhof Berlin-Blankenburg - ab Juni wird der Verkehr hier unterbrochen

Foto: Maurizio Gambarini

Der S-Bahn-Verkehr im Nordosten wird ab Ende Juni für sieben Wochen unterbrochen. Bis zu 40 Busse sollen die Fahrgäste transportieren.

Berlin. Zehntausenden S-Bahn-­Kunden im Berliner Nordosten stehen erneut harte Zeiten bevor. Aufgrund der Bauarbeiten am Karower Kreuz wird der S-Bahn-Verkehr ab 26. Juni in Blankenburg unterbrochen, und das für siebeneinhalb Wochen. Betroffen sind rund 100.000 S-Bahn-Fahrgäste, die in diesem Bereich die Linien S2 (Blankenfelde – Bernau) und S8 (Zeuthen – Birkenwerder) nutzen. Statt der Bahnen werden Busse als Ersatz fahren. Am Dienstag stellte die S-Bahn bei einem Vor-Ort-Termin das geplante Konzept vor.

Danach will die Bahntochter Bayern-Express (BEX), die den Schienenersatzverkehr (SEV) mithilfe örtlicher Busunternehmer organisiert, in Spitzenzeiten bis zu 40 Fahrzeuge einsetzen, um damit das vor allem im Berufsverkehr hohe Verkehrsaufkommen zu bewältigen. Wichtigste Änderung zu vorangegangenen Sperrpausen: Nicht die S-Bahnhöfe in Pankow oder Blankenburg, sondern die dazwischen liegende Station Pankow-Heinersdorf soll der zentrale Umsteigepunkt für die SEV-Nutzer werden. „Vor allem in Blankenburg waren die Bedingungen für die Fahrgäste oft nicht gut. In Pankow-Heinersdorf haben wir durch den großen P+R-Platz deutlich mehr Platz“, sagte Björn Vetter vom Fahrgastmarketing der S-Bahn. Er rechne allerdings mit weniger Betroffenen, fügte er hinzu, da die Baumaßnahmen zu einem großen Teil in der Ferienzeit stattfinden.

Ersatzverkehr wird über die Autobahn 114 geleitet

In einer ersten Bauphase vom 26. Juni bis 16. Juli wird der S-Bahn-Verkehr zunächst zwischen Blankenburg und Karow unterbrochen. Ersatzbusse fahren dann für die S2 zwischen Pankow-Heinersdorf und Karow (ohne Halt in Blankenburg) sowie für die S8 zwischen Pankow-Heinersdorf und Birkenwerder. Gefahren wird analog zur S-Bahn im Zehn-Minuten-Takt (S2) sowie alle 20 Minuten (S8), allerdings müssen die Reisenden mit deutlich mehr Fahrzeit rechnen.

Die S2-Busse werden dann über die Autobahn 114 (Pankow-Zubringer) fahren, was für schnelle Fahrzeiten und weniger Stau als bei einer Tour durch Blankenburg sorgen soll. Dort sorgt eine Dauerbaustelle der Berliner Wasserbetriebe seit vielen Monaten für Behinderungen. Allerdings: Die A114 soll schrittweise saniert und wird daher selbst zur Baustelle. Die Arbeiten sollen aber während der S-Bahn-Sperrung so gelegt werden, dass der Ersatzverkehr nicht beeinträchtigt wird, betonte Björn Vetter.

In einer zweiten und dritten Bauphase, die insgesamt vom 16. Juli bis zum 17. August dauert, wird die S2-Unterbrechung auf den Bereich Blankenburg – Berlin-Buch ausgeweitet. Wie bereits bei einer ähnlichen Sperrung im Vorjahr soll es denn zwei SEV-Linien geben: Einen Expressbus (Bezeichnung S2X), der direkt über die A114 zwischen Buch und Pankow-Heinersdorf fährt, sowie einen Lokalbus (S2), der auch den Bahnhof Karow ansteuert. „80 Prozent der SEV-Nutzer sind Berufspendler und werden erfahrungsgemäß den Expressbus nutzen“, sagte BEX-Vertreter Mario Lehmann. Aus diesem Grund werden auf der Linie vorwiegend Gelenkbusse eingesetzt, die mehr Fahrgäste auf einmal transportieren können. Am S-Bahnhof Buch fahren die SEV-Busse ebenfalls am P+R-Platz ab, in Karow wird der Busbahnhof der BVG genutzt. Anders als im Vorjahr steht dann für die Busse nicht nur die schmale Taxi-Einfahrt, sondern auch eine reguläre BVG-Bushaltestelle zur Verfügung. 2017 gab es teils chaotische Szenen in diesem Bereich.

Besserer Schienenersatzverkehr als im Vorjahr

Vor allem in den Gemeinden am Rande Berlins hofft man, dass der Schienenersatzverkehr besser als im Vorjahr funktioniert. „Wir haben allein in Zepernick 7500 Einwohner, die jeden Tag nach Berlin reinfahren. Für uns ist die S2 eine Lebensader“, sagte der Ortsvorsteher des Panketaler Ortsteils, Maximilian Wonke. Bei der Sperrung im Vorjahr habe es wegen die vielen Staus teils chaotische Szenen gegeben, so der SPD-Politiker. Statt einer Stunde hätten viele Berufspendler plötzlich bis zu zwei Stunden für die Fahrt zur Arbeit benötigt. „Das Hauptproblem ist, dass viele Arbeiten nicht wirklich koordiniert werden“, kritisierte Wonke. So werde gleichzeitig bei der S-Bahn sowie an den wichtigen Einfallsstraßen A114 und B2 gebaut.

Zumindest der Regionalverkehr mit den Linien RE3 und RB24 zwischen Bernau und Berlin soll während der S-Bahn-Sperrung im Nordosten ohne Unterbrechung rollen. Wegen des Umbaus des Karower Kreuzes fährt der RE3 allerdings nicht direkt, sondern wird über Lichtenberg umgeleitet. Was für ein Teil der Pendler aus dem Umland dennoch eine gute Alternative zum Bus-Ersatzverkehr sein könnte.

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