Berlin

Das erste Hospiz für Reinickendorf

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Susanne Kollmann

Die Caritas errichtet bis zum Frühjahr 2020 in Hermsdorf das neue Gebäude mit 16 Zimmern. Die Kosten betragen 4,5 Millionen Euro

Berlin.  Reinickendorf bekommt nach langem Warten sein erstes Hospiz. „Das Thema beschäftigt uns seit vielen Jahren. Wir haben nach einem geeigneten Standort gesucht, viele Grundstücke angeschaut. Ich freue mich sehr, dass es jetzt geklappt hat“, sagt der Bezirksstadtrat für Gesundheit, Wirtschaft, Integration und Soziales, Uwe Brockhausen (SPD). Bauen wird es die Caritas auf dem Gelände des Dominikus-Krankenhauses in Hermsdorf. Baubeginn soll noch in diesem Herbst sein.

„Wir haben uns das lange und gut überlegt“, sagt Thilo Spychalski, Geschäftsführer der Caritas Krankenhilfe Berlin und des Dominikus-Krankenhauses in Hermsdorf. Immerhin wird die Baumaßnahme 4,5 Millionen Euro kosten, die komplett aus der eigenen Tasche bezahlt werden müssen. Mit der Kirchensteuer habe das nichts zu tun, betont der Geschäftsführer. Auch werde der Bau nicht vom Land gefördert. „Es ist aber ein sehr wichtiges Thema, deshalb haben wir uns klar für den Bau des Hospizes entschieden.“

Konkrete Pläne für ein Hospiz im Bezirk gab es schon vor zehn Jahren. Das Unionhilfswerk hatte bereits die Baugenehmigung für ein Gebäude hinter dem S-Bahnhof Hermsdorf an der Glienicker Straße – ein stationäres Hospiz, Räume für den ambulanten Hospizdienst, ein Schulungszentrum und einen Bereich für die Altenpflege sollten dort entstehen. Anwohner protestierten allerdings gegen diese Pläne. Mit Erfolg, das Unionhilfswerk baut nicht. Jetzt steht dem Projekt der Caritas nichts im Wege. Im Frühjahr 2020 soll das Haus fertig sein. „Ich habe als Ziel, direkt zum Jahresbeginn das Hospiz zu eröffnen. Allerdings bin ich von den Fachleuten gebremst worden“, gesteht Spychalski. Ob die geplanten 18 Monate Bauzeit ausreichen, hänge von den Wintermonaten ab. Derzeit gibt es in Berlin 16 Hospize für Erwachsene und zwei für Kinder und Jugendliche.

Wenn das Gebäude fertig ist, kann es sich sehen lassen – das zeigen die Simulationen, die ein Architekt in Zusammenarbeit mit der Caritas erstellt hat. So soll das Hospitz neben dem denkmalgeschützten Katharinenhaus aus dem Jahr 1898 entstehen, in dem bis zur Fertigstellung noch die Gärtner die Räume nutzen. Das alte Gebäude wird nicht von dem angrenzenden Neubau verschluckt, sondern „sich in das Bild einfügen“, sagt Spychalski. An der schlicht gehaltenen Außenfassade sollen Backsteine und die Farbe Weiß dominieren. Jedes der 16 Zimmer hat entweder einen Balkon oder eine Terrasse. 14 sind für die Gäste, wie sie genannt werden, und zwei für Angehörige. „Menschen in ihrer letzten Lebensphase, die nicht mehr in ihrer Wohnung betreut werden können, sollen im neuen Hospiz ein Zuhause finden, an dem ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben bis zuletzt möglich ist“, sagt der Geschäftsführer des Dominikus-Krankenhauses. Das beinhalte, dass jeder sein eigenes Zimmer selbst gestalten könne. Die Lebensgewohnheiten sollen beibehalten werden. Die Zimmerausstattung werde derzeit noch geplant, sagt Spychalski, es solle den Gästen aber an nichts fehlen. Fest stehe aber, dass es im Katharinenhaus Büros und Gemeinschaftsräume geben wird, ein verglaster Übergang zwischen historischem Gebäude und Neubau werde für Licht sorgen, ein begrünter Innenhof sowie die angrenzende Parkanlage zum Verweilen einladen.

Für die Gäste steht während des Aufenthaltes ärztliche Versorgung, Pflege sowie eine psychosoziale Betreuung für 24 Stunden an sieben Tagen die Woche zur Verfügung. Um einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten, wird in absehbarer Zeit im Dominikus-Krankenhaus eine Palliativstation mit sechs Betten entstehen. „Wir sind in den letzten Zügen der Umsetzung“, sagt Spychalski. Ist das stationäre Hospiz fertig, werden die Gäste umziehen und weitere aufgenommen. Die Kosten für ein Zimmer in einem Hospiz übernimmt zu 95 Prozent die Krankenkasse, die restlichen fünf Prozent zahlt der Träger – pro Tag und Gast fallen 377,90 Euro an.