Berlin. Jobs, Jobs, Jobs – Hauptstädter und Neuberliner, die in diesen Tagen einen neuen Arbeitsplatz suchen, haben es leicht. Denn die Berliner Firmen stellen kräftig ein. Allein die 200 größten Arbeitgeber der Spreemetropole haben im vergangenen Jahr deutlich mehr als 10.000 neue Mitarbeiter rekrutiert. Die Auswertung des Top-200-Rankings der Berliner Morgenpost ergab ein Plus von 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zum Vergleich: Auch im Jahr 2016 verzeichneten die Top 200 einen Beschäftigungszuwachs von 2,9 Prozent, 2015 waren es zwei Prozent. Damit setzt sich der positive Trend der vergangenen Jahre fort: Bereits seit dem Jahr 2010 vergrößern die Berliner Top 200 im Durchschnitt ihre Belegschaften. Zuletzt wurde das Wachstumstempo noch einmal beschleunigt. Insgesamt haben im vergangenen Jahr 111 der Berliner Top-200-Unternehmen neue Kollegen eingestellt, nur 41 Firmen haben Personal entlassen.
Hochphase für alle Branchen
„In den vergangenen drei Jahren hat Berlin den Turbo eingeschaltet“, freut sich auch Claus Pretzell, Volkswirt der Investitionsbank Berlin (IBB). „Das wird sich auch 2018 nicht ändern.“ Zwar wächst die Wirtschaftsleistung der Hauptstadt schon seit 2006 ungebremst, seit 2015 fällt das Wirtschaftswachstum mit mehr als drei Prozent pro Jahr aber deutlich höher aus als das der gesamten Bundesrepublik. Im letzten Jahr lag das Bruttoinlandsprodukt Berlins mit 3,1 Prozent sogar um 1,3 Prozentpunkte über dem bundesdeutschen Wachstum. „Die Berliner Wirtschaft befindet sich in einer Phase der Hochkonjunktur, fast alle Branchen boomen“, sagt Pretzell.
Diese Tendenz bestätigt auch die Umfrage der Berliner Morgenpost unter den 200 größten Arbeitgebern der Berliner Wirtschaft. Auch 2018 suchen die Unternehmer der Metropolregion Berlin weiter Personal. Nach ihrer Beschäftigungsprognose befragt gaben 55 der Top-200-Firmen an, weiter kräftig einstellen zu wollen. Für die kommenden Monate planen sie 3425 neue Stellen. Im vergangenen Jahr wollten noch 52 Unternehmen 3302 neue Arbeitsplätze schaffen. Zudem gaben 71 Unternehmen an, ihre Mitarbeiterzahl weiterhin konstant halten zu wollen. Nur vier Unternehmen planen konkret den Mitarbeiterabbau – hier sollen 185 Arbeitsplätze wegfallen. Im vergangenen Jahr planten fünf Unternehmen, 306 Stellen abzuschaffen.
25.000 Stellen ausgeschrieben
Aber nicht nur die Top 200, auch viele der kleineren Unternehmen und Start-ups sowie Behörden und wissenschaftlichen Einrichtungen der Hauptstadt stellen ein. So gab es nach Angaben der IBB im Januar 2018 in Berlin knapp 60.000 mehr sozialversicherungspflichtige Stellen als im Vorjahresmonat – ein Plus von 4,3 Prozent. Im Bundesdurchschnitt stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze im selben Zeitraum nur um etwas mehr als zwei Prozent. Außerdem seien derzeit noch rund 25.000 unbesetzte Stellen ausgeschrieben. Ende 2018, so glaubt Claus Pretzell, wird es in Berlin rund 1,5 Millionen sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geben.
Gesucht wird vor allem in der Digitalbranche, in der Immobilienwirtschaft und bei den wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen. Gefragt sind IT-Experten und Ingenieure, Mechatroniker und Elektriker, Erzieher und Pfleger. Aber auch das Hotel- und Gastgewerbe, die unternehmensnahen Dienstleistungen, der Bau und das Gebäudemanagement sowie die Beförderungsunternehmen suchen neue Kollegen.
Wachstum wird langsamer
Das liegt auch im nach wie vor anhaltenden Wachstum der Stadt begründet, ist sich Pretzell sicher. Geht der Zuzug so rasant weiter wie in den vergangenen Jahren, knackt Berlin im Jahr 2025 die Vier-Millionen-Grenze, glaubt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Denn 2017 zogen 54.200 Menschen mehr nach Berlin als von hier weg; 2016 waren es gar 60.500. Die Mehrheit der Neuberliner ist zwischen 18 und 30 Jahre alt, hat das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg ermittelt. Zusätzlich sind jeden Tag etwa eine halbe Million Touristen in der Stadt. „Die wachsende Stadt schafft auch neue Arbeitsplätze“, weiß Volkswirt Pretzell.
Neue Standorte, neue Start-ups, neue Arbeitsplätze – es wäre toll, würde sich das rasante Wachstum in der Hauptstadt genauso fortsetzen. Sehr wahrscheinlich ist das aber nicht. Denn IBB-Experte Claus Pretzell sieht durchaus Faktoren, die dem Wachstum Einhalt gebieten könnten. Der wichtigste dieser Faktoren: der Fachkräftebedarf. „Bisher konnten wir uns dank der Attraktivität Berlins ja um den Fachkräftemangel herumdrücken. Auf Dauer wird das nicht funktionieren“, glaubt der Volkswirt. Denn der Zuzug werde nicht auf dem aktuellen Niveau weitergehen. So schafft der auch in Berlin steigende Mangel an Fachkräften immer größere Kapazitätsengpässe – heute schon gut im Baugewerbe spürbar. Für 2018 prognostiziert Pretzell deshalb noch einmal knapp drei Prozent Wachstum; 2019 aber werden wir auch in Berlin die bremsenden Einflüsse deutlich zu spüren bekommen – wachsen wird die Berliner Wirtschaft aber weiterhin, da ist sich Pretzell sicher.
Die Berliner Morgenpost präsentiert die Liste der größten Arbeitgeber - in Zusammenarbeit mit Berlin Partner
1. Deutsche Bahn (inkl. S-Bahn Berlin): 20.770 (0,0%), Verkehr / Logistik
2. Charité: 17.527 (+2,6%), Gesundheit
3. Vivantes-Netzwerk für Gesundheit: 16.136 (+4,3%), Gesundheit
4. Berliner Verkehrsbetriebe (BVG): 14.589 (+1,2%), Verkehr
5. Siemens: 11.600 (0,0%), Elektrotechnik
6. Edeka (inkl. Thürmann, Netto): 10.625, Einzelhandel
7. Daimler: 10.200 (+15,9%), Automobilindustrie
8. Deutsche Post DHL: 10.000, Logistik
9. Deutsche Telekom: 8.000, Telekommunikation
10. Zalando: 7.300 (+9,0%), Digitalwirtschaft
11. Gegenbauer: 6.717 (+2,3%), Gebäudemanagement
12. Rewe: 6.500, (+58,5%), Einzelhandel
13. Securitas Sicherheitsdienste: 6.100 (+1,8%), Sicherheitsdienstleistungen
13. Kaufland: 6.100 (0,0%), Einzelhandel
15. Deutsches Rotes Kreuz: 6.000, Soziales
15. Dussmann Group: 6.000 (-1,6%), Facility-Management, Altenpflege, Einzelhandel
17. Berliner Stadtreinigungsbetriebe BSR: 5.668 (+1,4%), Entsorgung
18. Bayer: 5.400 (+1,9%), Pharmaindustrie
19. Axel Springer: 5.356 (+1,5%), Medien
20. Vattenfall: 4.400 (-2,2%), Energieversorger
20. Wisag Facility Service Holding: 4.400 (+ 1,2%), Gebäudemanagement
22. Berliner Wasserbetriebe: 4.336 (-0,4%), Wasserversorger
23. Helios Kliniken: 4.100, Gesundheit
23. Alexianer: 4.100 (+2,5%), Gesundheit
25. Paul Gerhardt Diakonie: 3.950 (+4,1%), Gesundheit
26. Lidl: 3.890 (+10,5%), Einzelhandel
27. Berliner Sparkasse: 3.738 (-0,9%), Bank
28. Netto Marken-Discount: 3.693 (+3,4%), Einzelhandel
29. Deutsche Bank: 3.650 (-5,2%), Bank
30. Klinikum Ernst von Bergmann: 3.367 (+6,3%), Gesundheit
31. AOK: 3.303 (+3,6%), Krankenversicherung
32. McDonald’s: 3.300 (0,0%), Systemgastronomie
33. Evangelisches Johannesstift Berlin: 3.069 (-0,4%), Gesundheit
34. Unionhilfswerk Unternehmensverbund: 3.011 (+1,9%), Soziales
35. Deutsche Lufthansa: 3.000 (0,0%), Luftfahrt
36. Volkswagen: 2.991 (+0,2%), Automobilindustrie
37. S-Bahn Berlin: 2.950 (+1,4%), Verkehr
38. 3B Dienstleistung Deutschland: 2.905 (+0,7%), Infrastrukturelle Gebäudedienstleistungen
39. Allianz: 2.900 (0,0%), Versicherung
40. Aldi: 2.800, Einzelhandel
41. Bombardier Transportation: 2.750, Bahntechnik
42. EJF: 2.720 (+2,1%), Soziales
43. Karstadt: 2.700, Einzelhandel
43 Rolls-Royce Deutschland: 2.700 (+7,8%), Flugzeugtriebwerke
43. Bosch: 2.700 (+3,8%), Elektrotechnik
46 BMW: 2.600, (+4,0%), Automobilindustrie
47. Immanuel Diakonie: 2.585 (+2,4%), Gesundheit- und Sozialwesen
48. Biotronik: 2.500 (0,0), Medizintechnik
49. Stephanus Stiftung: 2.456 (+10,5%), Gesundheit
50. Sana Kliniken Berlin-Brandenburg: 2.444 (+9,5%), Gesundheit
51. Deutsche Kreditbank: 2.317 (+3,5%), Bank
52. Amazon: 2.300 (+21,1%), Digitalwirtschaft
53. dm-drogerie Markt: 2.299 (5,4%), Einzelhandel
54. Mosaik Unternehmensverbund: 2.295 (+0,3%), Soziales
55. Mediamarkt/Saturn Deutschland: 2.290 0,0 Einzelhandel
56. KPMG: 2.257 (+8,5%), Wirtschaftsprüfung
57. Bundesdruckerei: 2.201 (+2,8%), Druck
58. Commerzbank: 2.076 (-5,4%), Bank
59. Flughafen Berlin Brandenburg: 2.041 (+4,0%), Flughafen
60. Manpower Group: 2.038 (3,0%), Personaldienstleister
61. Berliner Werkstätten für Menschen mit Behinderung BWB: 2.029 (+0,7%), Soziales
62. Dirk Rossmann: 2.009 (+5,5%), Einzelhandel
63. AWO: 2.000, Soziales
64. BT Berlin Transport: 1.965 (+1,9%), Verkehr
65. GRG. Die Gebäudereiniger: 1.900 (+5,6%), Gebäudemanagement
66. Lebenshilfe Berlin: 1.859 (2,4%), Soziales
67. Alba: 1.850 (0,0%), Entsorgung/Recycling
67. Renafan: 1.850 (+13,4%), Soziales
69. Unfallkrankenhaus Berlin: 1.843 (+3,2%), Gesundheit
70. Oberlinhaus: 1.838 (+2,5%), Gesundheit, Rehabilitation
71. H&M Hennes & Mauritz: 1.833, Einzelhandel
72. Berliner Volksbank: 1.798 (-4,4%), Bank
73. Gasag-Gruppe: 1.715 (+5,1%), Energieversorger
74. Randstad Deutschland: 1.700 (-4,6%), Personaldienstleister
74. BASF: 1.700 (+21,4%), Chemie
76. Real SB-Warenhaus: 1.680 (-3,3%), Einzelhandel
77. Steinecke’s Heidebrot Backstube: 1.604 (-2,3%), Einzelhandel/Lebensmittel
78 IAV: 1.600 (+6,7%), Automobilzulieferer
79. Volkssolidarität Berlin: 1.570 (+0,4%), Soziales
80. Ikea Deutschland: 1.550 (-2,0%), Einzelhandel
81. Accor: 1.525 (0,0%), Hotel
82. Bauhaus: 1.500, Einzelhandel
83. Netto ApS & Co. KG: 1.449 (+1,5%), Einzelhandel
84. Bio Company: 1.416 (+7,8%), Einzelhandel
85. Parexel International: 1.393 (-6,1%), Pharmaforschung
86. Piepenbrock Dienstleistungen: 1.386 (+8,1%), Gebäudemanagement
87. Deutsche Postbank: 1.368 (+1,3%), Bank
88. Regiocom Berlin (inkl. SNT Deutschland): 1.354 (-17,6%), Callcenter
89. Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge: 1.331 (+7,2%), Gesundheit
90. Deutsches Herzzentrum Berlin 1.300, Gesundheit
90. Vodafone D2: 1.300, Telekommunikation
90. Knorr-Bremse: 1.300, Bahntechnik
93. PIN Mail: 1.280 (-1,6%), Postdienstleister
94. ZAG Zeitarbeitsgesellschaft: 1.274, (+3,6%), Personaldienstleister
95. Max-Delbrück-Centrum: 1.251 (+6,3%), Forschung
96. Evangelisches Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin: 1.250 (0,0%), Gesundheit
97. Ernst & Young: 1.205 (+15,0%), Wirtschaftsprüfung
98. Competence Call Center: 1.200 (-7,7%), Callcenter
98. Philip Morris: 1.200 (-14,3%), Tabakindustrie
98. August Storck: 1.200 (0,0%), Lebensmittel
98. GE Deutschland: 1.200 (0,0%), Maschinenbau
Das gesamte Ranking der 200 größten Berliner Unternehmen finden Sie in dieser Grafik
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